ATX-Trends: Andauernder Ölpreisverfall als Belastungsfaktor (Mario Tunkowitsch, Wiener Privatbank)

  • Der andauernde Ölpreisverfall hat die europäischen Börsen auch am Mittwoch belastet. Der Ölsektor verlor europaweit weitere 0,2 Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Sektor bereits 9 Prozent an Wert verloren, während es etwa für den DAX um fast 12 Prozent nach oben ging. Analysten rechnen nicht mit einer zügigen Erholung des Ölpreises. Neben Überkapazitäten belasten hohe Lagerbestände. Stärkster Sektor waren Basic Resources mit plus 0,8 Prozent. Thyssenkrupp und Arcelormittal stiegen mit dem europäischen Stahlsektor um je 2,1 Prozent. Der ATX gewann 0,4%. Gekauft wurden Lenzing (+3,0 Prozent), Immofinanz (+2,3 Prozent) und OMV (+1,6 Prozent).
     
  • Hatten stabilisierende Ölpreise zunächst für Rückendeckung gesorgt, belasteten die anschließend erneut abgestürzten Ölpreise die US-Börsen erneut - wenn auch nur mäßig. Letztlich fiel die Marktreaktion an der Wall Street angesichts eines Zehnmonatstiefs bei Erdöl sogar recht verhalten aus. An der technologielastigen Nasdaq ging es auf Tagessicht deutlich volatiler zu. Nach starken Vortagesverlusten erholte sich die Nasdaq wieder, der Halbleitersektor gewann 0,7 Prozent - die Software-Branche 0,8 Prozent. Im Mai waren die Verkäufe bestehender Häuser in den USA etwas stärker als vorhergesagt geklettert. Weiterhin läuft die US-Konjunktur solide, der zur leichten Schwäche neigende US-Immobilienmarkt zeigt auch wieder Zeichen des Auflebens.
     
  • Die Talfahrt des Ölpreis hat sich fortgesetzt und ihn auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten abrutschen lassen. Selbst ein stärker als erwartet ausgefallener Lagerabbau in den USA am Vortag vermochte den Absturz nicht zu stoppen. Denn die US-Förderung sprang gleichzeitig auf ein 22-Monatshoch und die Behörden erhöhten ihre Erwartungen an die US-Förderung weiter. Die Daten belegen laut Marktteilnehmern, dass die US-Schieferölproduzenten trotz der gefallenen Preise weiterhin effizient fördern können. Der Opec werfen Kritiker dagegen vor, zwar durch Fördersenkungen am Markt um Vertrauen zu werben, doch gleichzeitig würfen die Mitglieder enorme Lagerbestände auf den Markt. Die russische Zentralbank lieferte zudem einen ernüchternden Ausblick: Die Produktionssteigerungen in Libyen, Nigeria und den USA gepaart mit einer schwächelnden Konjunktur in China könnten den Ölpreis Mitte 2018 bis auf 25 Dollar drücken. Dazu passten Aussagen des iranischen Ölministers. Laut Bijan Zanganeh prüfen Opec-Staaten zusätzliche Förderbeschränkungen, nachdem die bisherigen nicht zu einer Stabilisierung der Preise geführt hatten. Im asiatischen Handel stabilisierten sich die Ölpreise auf dem tiefen Niveau. Der jüngste Preisverfall "erhöht den Druck auf die Opec, bei ihren Mitgliedern für eine verstärkte Förderdisziplin zu sorgen", so ein Analyst.
     
  • Vorbörslich sind die europäischen Börsen unverändert indiziert. Die asiatischen Märkte schließen mehrheitlich im Plus. Von der  Makroseite ist es heute relativ ruhig. Von der Unternehmensseite ist es relativ ruhig.
     

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(22.06.2017)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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