Euro sinkt auf Sieben-Monats-Tief; Abwärtstrend wird sich weiter fortsetzen (Robert Schröder)

Am Mittwoch ist der Euro im Vergleich zum US Dollar auf ein Sieben-Monats-Tief von 1,06 gesunken. Reuters berichtete, dass im Vorfeld der Dezember-Sitzung der EZB noch immer um eine gemeinsame Position bezüglich der Geldpolitik im Euroraum gerungen wird. Eine weitere Ankurbelung der Wirtschaft durch geldpolitische Konjunkturanreize wird jedoch immer wahrscheinlicher.

Das drückte den Euro diese Woche in den Keller. Sollte die EZB die Geldschleusen weiter öffnen und den europäischen Markt mit noch mehr Liquidität fluten, wird sich der Abwärtstrend des Euro weiter fortsetzen. Vieles spricht daher dafür, dass der Euro sich auf absehbare Zeit nicht erholen wird, sondern gegenüber dem Dollar weiter an Wert verlieren wird.

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(Quelle: anyoption)

Dezember-Sitzungen der EZB und Fed könnten zu gegensätzlichen geldpolitischen Impulsen führen und den Euro weiter auf Talfahrt schicken

Der Devisenmarkt verspricht im Dezember wieder Spannung. Einerseits erwarten die Anleger weitere geldpolitische Impulse im Euroraum, andererseits wird in den USA eine Anhebung des Leitzinses erwartet.

Auch wenn eine solche Zinswende in den USA zunächst nur minimal ausfallen wird, würde dies ein wichtiges geldpolitisches Signal setzen. Eine Zinserhöhung im Dezember würde einen Kurswechsel der Fed markieren und könnte weitere Zinserhöhungen einleiten. „Eine Zinserhöhung wäre lediglich das Signal. Wichtiger ist die Tatsache, dass sich der Zins wieder bewegt,“ sagt Chris Iggo von AXAInvestment Managers.

Sollte die EZB mehr Liquidität in den Markt pumpen während die Fed die Geldmenge einschränkt, wird sich der Euro in Windeseile in Richtung Euro-Dollar Parität bewegen.

Die Deutsche Bank hatte bereits im Frühjahr angekündigt, dass der Euro Ende des Jahres unter den Wert des Dollars sinken wird. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen mit einem Wert von $0.90 in 2016 und $0.85 in 2017.

Japan wird auf absehbare Zeit keine restriktivere Geldpolitik betreiben; die Wirtschaft schrumpft und Inflation liegt nur knapp im positiven Bereich

Auch in Japan ist eine restriktivere Geldpolitik in weite Ferne gerückt. Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal geschrumpft und die Inflation liegt gerade so über Null. Die Bank of Japan hat ihr Anleihekaufprogramm bisher zwar noch nicht ausgedehnt, es ist allerdings wenig Spielraum vorhanden, um die Liquiditätsversorgung einzuschränken.

„Investoren sind wahrscheinlich zuversichtlicher, dass die EZB und die Bank of Japan ihre Politik weiterführen, als dass die Politik der Fed restriktiver wird. Ein realistisches Szenario für die kommenden sechs Monate ist aber, dass die Divergenz in der Geldpolitik der Notenbanken zu einer Aufwertung des Dollar führt,“ sagt Chris Iggo.

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Politische Spannungen im Euroraum setzen den Euro zusätzlich unter Druck; wirtschaftliche Probleme und die Flüchtlingskrise trüben das politische Klima

Zusätzlich zu geldpolitischen Trends drücken politische Spannungen den Euro nach unten. Die wirtschaftspolitischen Streitigkeiten sind nach wie vor nicht gelöst und die Flüchtlingskrise trübt das politische Klima in Europa.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junker warnte am Mittwoch vor der Wiedereinführung von Grenzkontrollen: „Wenn der Geist von Schengen unsere Länder und Herzen verlässt, werden wir mehr als Schengen verlieren.“

Junker sieht nicht nur das Schengen Abkommen in Gefahr sondern auch den Euro als Gemeinschaftswährung. Auch der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder ist der Meinung, die „Zukunftsfähigkeit Europas“ stünde auf dem Spiel.

Europäische Exporteure werden vom schwachen Euro profitieren; Goldman Sachs rät Anlegern in europäische Aktien zu investieren

Ein schwächerer Euro wird sich positiv auf europäische Exporteure auswirken. Insbesondere deutsche Unternehmen, die vergleichsweise exportstark sind, werden von diesem Trend profitieren. Dazu zählen vor allem deutsche Automobilhersteller, die derzeit auch vom niedrigen Ölpreis profitieren.

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Darüber hinaus erlangen auch die gebeutelten Krisenstaaten in Europa einen Vorteil. Portugal hat eine exportstarke Textilindustrie und Italien exportiert Schuhe in alle Welt. Auch die Tourismusbranche in Griechenland und Spanien wird durch die Euro-Schwäche Rückenwind erhalten.

Trotzdem ist dieser Effekt nicht so signifikant wie viele denken. Ein Großteil der Exporte geht an andere Euro-Länder. Des Weiteren werden für die Produktion benötigte Rohstoffe häufig aus nicht-EU-Ländern importiert. Diese Importe werden durch den schwächelnden Euro verteuert.

Jörg Kukies von Goldman Sachs ist dennoch der Meinung, dass europäische Aktien von der Euro-Schwäche deutlich profitieren werden. Er rät deutschen Anlegern ihre Bundesanleihen zu verkaufen und stattdessen in Aktien zu investieren: „Europäischen Aktien trauen wir im Schnitt ein Kursplus von fünf Prozent zu, in Amerika dagegen wird die Kursrallye erst einmal an ihr Ende kommen.“

Anleger sollten den Euro im Dezember auf jeden Fall im Auge behalten. Die Sitzungen von EZB und Fed könnten einen neuen geldpolitischen Kurs einleiten und damit massiven Einfluss auf die Währung haben.



(29.11.2015)

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Robert Schröder

Analyst, Elliott-Waves.com

>> http://www.Elliott-Waves.com


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