Schlecht ist an den Börsen (wieder) gut! (Markus Koch, Marc Schmidt)

In aufgestauter Angst steckt viel Energie, wie wir in den letzten sieben Handelstagen sehen konnten. Die Wall Street blickt auf die rasanteste Rallye seit April, die längste Gewinnstrecke in über einem Jahr und den größten Turnaround in vier Jahren! Mit dem Comeback legte der Dow Jones binnen weniger Tage mehr als 1000 Punkte zu!

“Bad is good” lebt wieder auf. Ermöglicht wird das nicht nur durch den schwachen Arbeitsmarkt, sondern auch durch die reduzierten Erwartungen der Analysten. Dass das dritte Quartal der Wirtschaft wenig Freude bereiten wird ist bekannt. Der noch junge aber bisher zuverlässige “GDP now Indikator” der Notenbank von Atlanta signalisiert ein BIP-Wachstum von nur 1 Prozent. Im vorhergehenden Quartal waren es noch 3,7 Prozent! Das potenzielle Risiko, dass wir in den kommenden 12 Monaten eine Rezession in den USA sehen werden, ist an der Wall Street erstmals in 14 Monaten gestiegen.

Einhergehend mit den sinkenden Konjunkturprognosen, wurde in den letzten Wochen auch die Messlatte für die jetzt laufende Berichtssaison gesenkt. Die Gewinne der Konzerne im S&P500-Index sollen zwischen 4 bis 5 Prozent sinken, einhergehend mit Umsatzeinbrüchen von 3 bis 4 Prozent. Schuld daran sind die Energie-, Rohstoff- und Industriewerte. Doch gerade die Aktien dieser ausgebombten Sektoren führen die jüngste Rallye an – weil man sich der schlechten Lage bereits bewusst ist, und dieses Szenario in den Aktien eingepreist war. Dass hohe Leerverkäufe auf dem Weg der Erholung eingedeckt werden mussten, hat die Kurse um so mehr angefacht. Kurzum:

Dass die Wirtschaft im dritten Quartal enttäuschen wird ist an der Wall Street ebenso bekannt, wie die nachlassende Ertragslage der Unternehmen. Wer mit schlechten Nachrichten rechnet, der wird bei etwas weniger schlechten Nachrichten schon feiern. Es ist alles eine Frage der Erwartungshaltung…

Das ausgelutschte Motto die “Notenbank wird noch lange pausieren” oder “irgendein Notenbanker wird uns schon irgendwie retten” ist anscheinend nicht so ausgelutscht wie einige Bären dachten. Wichtig wird nun sein, dass den widerbelebten Optimisten beim Anblick der ersten Gewinnmitnahmen das Herz nicht tief in den kleinen Zeh rutscht. Nach der massiven Kursexplosion der letzten Tage ist die Zeit für eine Konsolidierung gekommen. Das signalisiert auch der NYSE McClellan Oscillator, der extrem überkauft ist.

In diesem Sinne, Ihnen allen ein erholsames Wochenende!
Aus New York, von der Wall Street,
Ihr Markus Koch

Ein Beitrag von Markus Koch.

Er ist das Gesicht der Wall Street. 1996 berichtete Markus Koch erstmals fürs Fernsehen von der New Yorker Aktienbörse. Seitdem steigt seine Bekanntheit und Beliebtheit stetig. Sein Themenspektrum umfasst weit mehr als nur die Wall Street und Börse. Auch die übergeordneten Themen aus internationaler Wirtschaft und Politik bezieht er in seine Beiträge ein. Bei Markus Koch Members erleben Sie die Welt der Börse und Finanzen mit Markus Koch. Erfahren Sie, was die Märkte bewegt, wo die Hintergründe liegen und wie Sie davon profitieren können.

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Bildquelle: Dirk Eusterbrock, Markus Koch



(11.10.2015)

Markus Koch mit Andreas Kern (wikifolio) bei der Gewinn Money World in Linz


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Marc Schmidt

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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