Drastil fragt: Was halten Privatanleger von der Wiener Börse? (1)

Magazine aktuell


#gabb aktuell



25.03.2012, 3660 Zeichen



Das wird ein Special innerhalb meiner Frage-Reihe. Ich bitte ab jetzt auch Freunde, Bekannte, Leser und andere Personen, von denen ich fachlich viel halte, um Inputs zur Wiener Börse. Motto: Es stecken lauter Realpersonen dahinter, aber ich verrate die Namen nicht. Hier der erste Input:

"Warum performt die Wiener Börse schlechter als die internationale Konkurrenz?  Ohne es im Detail untersucht zu haben, meine ich, dass dieser Umstand aktuell vor allem an der Branchenzusammensetzung  im ATX zusammenhängt - was aber keine Kritik am ATX-Komitee sein soll - sondern sich trivial aus der Struktur der größten österreichischen  Unternehmen ergibt.  Die Wiener Börse ist fest in der Hand der Finanztitel, seien es Banken, Versicherer oder Immobilienunternehmen (die ich ebenfalls dem Finanzbereich zuordne). Dieses Segment ist aktuell neben dem allgemeinen Finanzmakel mit dem CEE Malus versehen.Dann kommt auch schon der Block der Versorger und Dienstleister, ein Segment das international ebenfalls eher underperformt. Der eher kleine Block an Industrietiteln kann nicht wettmachen, was Finanztitel und Versorger vermasseln. Das wird sich aber spätestens dann wieder ändern, wenn Finanz und CEE wieder im Trend liegen. Enttäuschend sind aber auch die Umsätze in Wien, offenbar verabschieden sich immer mehr Akteure vom Wiener Börseparkett. Dies hat sicherlich mit der obigen underperformance zu tun, aber hier sehe ich schon auch die neue Kursgewinnbesteuerung als Mitschuldige.  Nicht nur, dass die Umsetzung von Anbeginn an ein einziges Chaos war - man musste sich schon sehr intensiv mit der Materie beschäftigen, um  immer an Letztstand zu sein, ist auch die letztendliche Ausgestaltung ungeeignet, den Kapitalmarkt zu stärken. Auch wenn das nicht das Ziel der Aktion war, sollte der Gesetzgeber überlegen, ob ein funktionierender Kapitalmarkt nicht wesentlich mehr zum allgemeinen Wohlstand der Gesellschaft beiträgt als eine aus offenbar populistischen Gründen eingeführte "Spekulantensteuer". Ich denke mir, der überwiegende Großteil der betroffenen Kapitalmarkteilnehmer hat grundsätzliches Verständnis dafür über einen Anteil der realisierten Gewinne einen Beitrag zum Staatshaushalt und damit für die Allgemeinheit zu leisten. Es gibt aber aus meiner Sicht zwei wesentliche Kritikpunkte: Das ist einerseits die Nichtvortragsfähigkeit realisierter Verluste. Es wirkt extrem abschreckend, wenn man in einem Risikokapitalinvestment wie Aktien keine steuerliche Ausgleichmöglichkeit  von Gewinnen und Verlusten hat. Ich denke, über ein Verlustevidenzkonto wäre dies leicht lösbar gewesen. Neben dem Verstoß gegen das Tragfähigkeitsprinzip  wirkt vor allem das psychologische Moment, dass der Finanzminister bei Gewinnen gern zugreift, bei Verlusten aber "wegschaut". Weiter kommen natürlich langfristige Investoren, die Aktien ausschließlich dem Vorsorgegedanken wegen erwerben, doppelt zum Handkuss. Nicht nur, dass die neue Regelung für kurzfristige Trader tatsächlich eine Halbierung der Steuerbelastung darstellt - und die wollten unsere Politiker ja eigentlich treffen, müssen langfristige Investoren eine neue Steuer hinnehmen, die im Endeffekt nicht nur Gewinne betrifft, sondern ebenfalls den Anteil am Kurszuwachs, der eigentlich nur einen Inflationsabgeltung darstellt, besteuert. Hier wäre eine Regelung ähnlich der neuen Immobilienwertzuwachssteuer , die ja ebenfalls einen langfristigen Inflationsabgleich bei der Besteuerung vorsieht, angemessen gewesen. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend und Gesetze sind ja nicht in Stein gemeißelt, oft siegt im Endeffekt die Vernunft."

Mehr “Drastil fragt” HIER. Täglich ein neuer Beitrag.


BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 198/365: 30 Starke deutsche Kapitalmarktstimmen (u.a. Baader, Traders Place) mit Poliik-Call-to-Action




 

Bildnachweis

1. Wer Autor dieser Zeilen ist, wird nicht verraten ...

Aktien auf dem Radar:Addiko Bank, Palfinger, Flughafen Wien, Austriacard Holdings AG, Semperit, Porr, Frequentis, EuroTeleSites AG, OMV, Andritz, Athos Immobilien, AT&S, Gurktaler AG Stamm, Gurktaler AG VZ, Marinomed Biotech, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Amag, FACC, Pierer Mobility, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa, VIG.


Random Partner

Wiener Privatbank
Die Wiener Privatbank ist eine unabhängige, unternehmerisch handelnde Privatbank mit Sitz in Wien.
 Als börsennotiertes Unternehmen steht die Bank für Transparenz und verfügt über eine äußerst solide finanzielle Basis. Zu den Kundinnen und Kunden zählen Family Offices, PrivatinvestorInnen, Institutionen sowie Stiftungen im In- und Ausland.

>> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 21-22: voestalpine(1)
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 20-21: Kontron(1)
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: Kontron(1), Verbund(1)
    Star der Stunde: Frequentis 2.71%, Rutsch der Stunde: FACC -3.25%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: Frequentis(2), Kontron(1), Porr(1), FACC(1)
    Star der Stunde: DO&CO 0.74%, Rutsch der Stunde: Kapsch TrafficCom -0.85%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Erste Group(1)
    Star der Stunde: voestalpine 1.02%, Rutsch der Stunde: Semperit -0.75%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 15-16: Telekom Austria(1)

    Featured Partner Video

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 187/365: Zahlen/Fakten nach Woche 27, damit man bzgl. Wr. Börse mitreden und sie einreihen kann

    Episode 187/365 der kapitalmarkt-stimme.at daily voice auf audio-cd.at. Heute wieder der Sonntag-Fixpunkt: Das Update mit Zahlen und Fakten, damit man an der Wiener Börse mitreden und sie einreihen...

    Books josefchladek.com

    John Gossage
    The Romance industry
    2002
    Nazraeli

    Gregory Halpern
    King, Queen, Knave
    2024
    MACK

    Gytis Skudzinskas
    Tyla / Silence
    2011
    Noroutine Books

    Anna Galí
    Time on Quaaludes and Red Wine
    2024
    Éditions Images Vevey

    Christian Reister
    Pressure
    2025
    Self published

    Drastil fragt: Was halten Privatanleger von der Wiener Börse? (1)


    25.03.2012, 3660 Zeichen

    Das wird ein Special innerhalb meiner Frage-Reihe. Ich bitte ab jetzt auch Freunde, Bekannte, Leser und andere Personen, von denen ich fachlich viel halte, um Inputs zur Wiener Börse. Motto: Es stecken lauter Realpersonen dahinter, aber ich verrate die Namen nicht. Hier der erste Input:

    "Warum performt die Wiener Börse schlechter als die internationale Konkurrenz?  Ohne es im Detail untersucht zu haben, meine ich, dass dieser Umstand aktuell vor allem an der Branchenzusammensetzung  im ATX zusammenhängt - was aber keine Kritik am ATX-Komitee sein soll - sondern sich trivial aus der Struktur der größten österreichischen  Unternehmen ergibt.  Die Wiener Börse ist fest in der Hand der Finanztitel, seien es Banken, Versicherer oder Immobilienunternehmen (die ich ebenfalls dem Finanzbereich zuordne). Dieses Segment ist aktuell neben dem allgemeinen Finanzmakel mit dem CEE Malus versehen.Dann kommt auch schon der Block der Versorger und Dienstleister, ein Segment das international ebenfalls eher underperformt. Der eher kleine Block an Industrietiteln kann nicht wettmachen, was Finanztitel und Versorger vermasseln. Das wird sich aber spätestens dann wieder ändern, wenn Finanz und CEE wieder im Trend liegen. Enttäuschend sind aber auch die Umsätze in Wien, offenbar verabschieden sich immer mehr Akteure vom Wiener Börseparkett. Dies hat sicherlich mit der obigen underperformance zu tun, aber hier sehe ich schon auch die neue Kursgewinnbesteuerung als Mitschuldige.  Nicht nur, dass die Umsetzung von Anbeginn an ein einziges Chaos war - man musste sich schon sehr intensiv mit der Materie beschäftigen, um  immer an Letztstand zu sein, ist auch die letztendliche Ausgestaltung ungeeignet, den Kapitalmarkt zu stärken. Auch wenn das nicht das Ziel der Aktion war, sollte der Gesetzgeber überlegen, ob ein funktionierender Kapitalmarkt nicht wesentlich mehr zum allgemeinen Wohlstand der Gesellschaft beiträgt als eine aus offenbar populistischen Gründen eingeführte "Spekulantensteuer". Ich denke mir, der überwiegende Großteil der betroffenen Kapitalmarkteilnehmer hat grundsätzliches Verständnis dafür über einen Anteil der realisierten Gewinne einen Beitrag zum Staatshaushalt und damit für die Allgemeinheit zu leisten. Es gibt aber aus meiner Sicht zwei wesentliche Kritikpunkte: Das ist einerseits die Nichtvortragsfähigkeit realisierter Verluste. Es wirkt extrem abschreckend, wenn man in einem Risikokapitalinvestment wie Aktien keine steuerliche Ausgleichmöglichkeit  von Gewinnen und Verlusten hat. Ich denke, über ein Verlustevidenzkonto wäre dies leicht lösbar gewesen. Neben dem Verstoß gegen das Tragfähigkeitsprinzip  wirkt vor allem das psychologische Moment, dass der Finanzminister bei Gewinnen gern zugreift, bei Verlusten aber "wegschaut". Weiter kommen natürlich langfristige Investoren, die Aktien ausschließlich dem Vorsorgegedanken wegen erwerben, doppelt zum Handkuss. Nicht nur, dass die neue Regelung für kurzfristige Trader tatsächlich eine Halbierung der Steuerbelastung darstellt - und die wollten unsere Politiker ja eigentlich treffen, müssen langfristige Investoren eine neue Steuer hinnehmen, die im Endeffekt nicht nur Gewinne betrifft, sondern ebenfalls den Anteil am Kurszuwachs, der eigentlich nur einen Inflationsabgeltung darstellt, besteuert. Hier wäre eine Regelung ähnlich der neuen Immobilienwertzuwachssteuer , die ja ebenfalls einen langfristigen Inflationsabgleich bei der Besteuerung vorsieht, angemessen gewesen. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend und Gesetze sind ja nicht in Stein gemeißelt, oft siegt im Endeffekt die Vernunft."

    Mehr “Drastil fragt” HIER. Täglich ein neuer Beitrag.


    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 198/365: 30 Starke deutsche Kapitalmarktstimmen (u.a. Baader, Traders Place) mit Poliik-Call-to-Action




     

    Bildnachweis

    1. Wer Autor dieser Zeilen ist, wird nicht verraten ...

    Aktien auf dem Radar:Addiko Bank, Palfinger, Flughafen Wien, Austriacard Holdings AG, Semperit, Porr, Frequentis, EuroTeleSites AG, OMV, Andritz, Athos Immobilien, AT&S, Gurktaler AG Stamm, Gurktaler AG VZ, Marinomed Biotech, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Amag, FACC, Pierer Mobility, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa, VIG.


    Random Partner

    Wiener Privatbank
    Die Wiener Privatbank ist eine unabhängige, unternehmerisch handelnde Privatbank mit Sitz in Wien.
 Als börsennotiertes Unternehmen steht die Bank für Transparenz und verfügt über eine äußerst solide finanzielle Basis. Zu den Kundinnen und Kunden zählen Family Offices, PrivatinvestorInnen, Institutionen sowie Stiftungen im In- und Ausland.

    >> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 21-22: voestalpine(1)
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 20-21: Kontron(1)
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: Kontron(1), Verbund(1)
      Star der Stunde: Frequentis 2.71%, Rutsch der Stunde: FACC -3.25%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: Frequentis(2), Kontron(1), Porr(1), FACC(1)
      Star der Stunde: DO&CO 0.74%, Rutsch der Stunde: Kapsch TrafficCom -0.85%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Erste Group(1)
      Star der Stunde: voestalpine 1.02%, Rutsch der Stunde: Semperit -0.75%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 15-16: Telekom Austria(1)

      Featured Partner Video

      kapitalmarkt-stimme.at daily voice 187/365: Zahlen/Fakten nach Woche 27, damit man bzgl. Wr. Börse mitreden und sie einreihen kann

      Episode 187/365 der kapitalmarkt-stimme.at daily voice auf audio-cd.at. Heute wieder der Sonntag-Fixpunkt: Das Update mit Zahlen und Fakten, damit man an der Wiener Börse mitreden und sie einreihen...

      Books josefchladek.com

      Manolis Coupe-Kalomiris
      Electricity
      2024
      Nearest Truth

      Gregory Halpern
      King, Queen, Knave
      2024
      MACK

      Pieter Hugo
      The Hyena & Other Men
      2007
      Prestel

      Yorgos Lanthimos
      Dear God, the Parthenon is still broken
      2024
      Void

      Joachim Brohm
      Maser
      2023
      BR-ED

      h