Große Korrektur? Auf den SKEW achten! (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Die lange Phase nur kleiner Minus-Tagesveränderungen ist – endlich – vorbei. Ohne große Schwankungen ist nur schwerlich Geld zu verdienen. Es macht einfach mehr Spaß und ist gewinnbringender, wenn sich die Kurse deutlich bewegen und nicht nur langsam nach oben kriechen. Seit November war es nun gestern das erst Mal, dass die US-Indizes mehr als 1 % im Minus schlossen.

Chart nun etwas angeschlagen
Zwar ist das bis jetzt nur ein normaler Rücksetzer – und der erste Einschlag wird erfahrungsgemäß an einem bestimmten Punkt noch mal gekauft – aber im S&P 500 -Chart hat sich ein kleines Top mit einem zweiten niedrigeren Hoch gebildet. Dies deutet darauf hin, dass für das 1. Halbjahr das Hoch hinter uns liegt. Jedoch bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dass die Märkte sofort in eine scharfe Korrektur laufen müssen. Dafür haben sich wohl auch zu viele Marktteilnehmer mit weit aus dem Geld liegenden Puts gegen ein sog „Tail-Risk“ (ein sehr starker Kursrückgang) abgesichert.

SKEW Index
Schauen Sie sich den Chart des CBOE SKEW Index an. Kurz beschrieben: Der SKEW zeigt an, um wie viel „weit aus dem Geld“ liegende Put-Optionen (Basispreis sehr tief) über „am Geld“ (Basispreis nähe aktueller Kurse) liegenden Puts in der eingepreisten/impliziten Volatilität liegen. Also kurz, ob diese weit entfernten Puts relativ teuer sind. Und das wurden sie zuletzt in der Tat. Die Marktteilnehmer spürten Gefahren, sahen den niedrigen VIX (US-Pendant zum VDAX-NEW) und kauften massiv diese Put-Optionen, was jene relativ teuer machte. Im Chart erkennen Sie das Rekordniveau des SKEW Index, aber auch, dass dieser gestern fiel – einfach, weil die nahen Put-Optionen überproportional zulegten. Da sich viele also gegen starke Korrekturen absicherten, dürfte diese eher nicht eintreten, panikartige Verkäufe ausbleiben. Ein Abbröckeln über Wochen und Monate ist aber gut denkbar. Das wäre der „Weg des größten Schmerzes“: Aktienpositionen würden im Wert verlieren, die Absicherungen aber auch. Gefährlich würde es wohl nur dann werden, wenn die „Algos“ (Handelssysteme, die auf Algorithmen basieren) von „buy the dip“ auf „sell the rally“ umschalten und nicht mehr kaufen. Dann können die Aktienmärkte auch einfach ständig „durchfallen“. Aber so weit ist es wohl noch nicht.

Ein Gastkommentar von Hans-Jürgen Haack

Er ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und verfügt über 30 Jahre Börsenerfahrung. Er war von 1989 bis inkl. 2010 bei der Firma Bernecker als Derivatespezialist angestellt und dort u.a. für die Derivate-Briefe „AB-Tradings“ und „Die Termin-Börse“ verantwortlich.

Kurzfristige Analysen inkl. konkreter Empfehlungen lesen Sie im täglichen Börsenbrief HAACK-DAILY unter www.haack-boersenbrief.de. Dazu gibt es den kostenlosen Newsletter „HAACK-WEEKLY“.

Bildquelle: Hans-Jürgen Haack / dieboersenblogger.de



(23.03.2017)

Fallend, fallen, abwärts, rot, negativ http://www.shutterstock.com/de/pic-271062005/stock-photo-downward-arrow-formed-by-numbers-d-render.html, (© www.shutterstock.com)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> http://dieboersenblogger.de


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