Natürlich würde eine Fusion Energie Wien, EVN und Verbund Sinn machen ... (Wilhelm Rasinger)

Nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich stöhnt die Branche unter dem Preisverfall und die Umwälzungen durch die Energiewende. Der Verbund steht stark unter Druck, die gesunkenen Kurse reflektieren die angespannte wirtschaftliche Situation und die Unsicherheiten. Eigentlich ein optimaler Zeitpunkt über Strukturänderungen in der österreichischen Stromwirtschaft, die föderal aufgebaut ist und immer wieder von den Politikern als Machtinstrument eingesetzt wurde, nachzudenken. Das fing bei den Dividendenzahlungen an, betraf Postenbesetzungen und Übernahme von Kosten für Lieblingsideen von Politikern. Es ist problematisch, wenn diese Unternehmen zur Gänze der öffentlichen Hand gehören, weil die Abhängigkeit des Managements steigt und es fast unmöglich wird, „Nein“ zu sagen.

Natürlich würde ein Fusion Energie Wien, EVN und Verbund Sinn machen, doch die Umsetzung dieser Überlegung ist derzeit unrealistisch. Die Börse d.h. die Beteiligung der Bürger ist eine Möglichkeit. Der EVN hat nach einer skandalträchtigen Vergangenheit die Börsenotiz gut getan. Nachdem die Franzosen, die EdF, aus der steirischen ESTAG aussteigen wollen, ist ein Börsegang eine vielversprechende Option. Es ist auch fraglich, ob die Kärntner, die durch eine verschachtelte Konstruktion durchgerechnet bereits in Minderheitsposition sind, angesichts der gigantischen finanziellen Probleme ihre KELAG halten können. Hier bietet sich die ÖBIB (früher ÖIAG) an, die Anteile mit einem zeitlich befristeten Rückkaufsrechts zu übernehmen. Die EVN und die Energie Wien, als große Kunden und Konkurrenten, sollten ebenfalls ihre Verbund-Anteile an die ÖBIB abtreten, die sie wiederum bei günstigem Wind über die Börse verkaufen sollte. Auch die Beteiligung der EnBW an der EVN macht keinen strategischen und finanziellen Sinn. Ein vorübergehender Erwerb dieser Anteile durch die ÖBIB würde Sinn machen. Die oberösterreichische Lösung der Energie Oberösterreich, nach der Verhinderung einer Teilprivatisierung aus ideologischen, tendenziös populistischen Gründen hat sich nicht bewährt. Einige Unternehmen und Banken wurden Mini-Anteile „auf das Aug gedrückt“.

Leider wird in Österreich wacht man erst fünf Minuten nach zwölf auf, wenn sehr oft eine Lösung kaum mehr möglich ist. Der Leidensdruck ist noch nicht stark genug.



(10.09.2015)

Wilhelm Rasinger, (© photaq/Drastil)


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Wilhelm Rasinger

ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.

>> http://www.iva.or.at


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