Griechenland oder wie Populisten und Verführer punkten (Wilhelm Rasinger)

Kein Thema beherrscht seit Monaten die Medien wie die Vorgänge um Griechenland und kein Thema nervt mehr. Besonders ärgerlich sind Experten, die mit widersprüchlichen, „obergescheiten“ Aussagen Verwirrung stiften sowie Politiker im In- und Ausland, die mit ihren Zitaten hoffen, beim Wählerpublikum punkten zu können.

Es ist sehr bequem aus einer gesicherten Position, ohne selbst Verantwortung übernehmen zu müssen, Ratschläge zu erteilen. In der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht und gehofft, dass sich alles irgendwie schon einrenken wird. Wie bei jedem Mega-Skandal gab es eine Menge von Profiteuren, viele von ihnen haben bereits scheinheilig die Seiten gewechselt.

Eines zeigt sich mit aller Deutlichkeit: wenn nicht rechtzeitig Strukturreformen umgesetzt werden, ist die notwendige Kur umso schmerzhafter und trifft in erster Linie den sog. kleinen Mann und den Mittelstand. Tür und Tor werden Populisten und Verführern geöffnet, die hemmungslos Frust, Hilflosigkeit und mangelnde Bildung der Bevölkerung ausnützen.

Merkel, Schäuble und viele andere Politiker haben sehr verantwortungsvoll gehandelt und sich nicht von plumpen Provokationen, einseitiger Kritik und unerträglichem Aktionismus beirren lassen, sondern sind mit Geduld und Ausdauer einen Weg der Vernunft und des Zusammenhalts gegangen. Mehr denn je soll darüber nachgedacht, wie die Demokratie funktionieren kann und nicht durch einseitige wirtschaftliche Interessen einiger weniger bestimmt wird.

Es stellt sich auch die Frage, ob immer die fähigsten Persönlichkeiten an die wichtigen einflussreichen Positionen kommen oder nur diejenigen, die angepasst die Schwächen des politischen Systems geschickt für sich und ihr Netzwerk mit Hilfe willfähriger Medien ausnützen. Auch Österreich, das nach wie vor tief in dem ungustiösen Strudel der Hypo Alpe Adria steckt, kann die Aufarbeitung dieses systemischen Versagens nicht nur der stark überforderten Justiz überlassen, sondern muss dringend notwendige Reformschritte auf breiter Basis diskutieren und in angemessener Frist durchsetzen.



(22.07.2015)

Oxi, Griechenland, Referendum, Yiorgos GR / Shuttersto, (© shutterstock.com/eigene Bilder)


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Wilhelm Rasinger

ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.

>> http://www.iva.or.at


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