PIR-News: Zahlen von wienerberger und FACC, neue Ära bei AT&S, KTM on track, Auftrag für Frequentis, IVA-Event (Christine Petzwinkler)

wienerberger hat Zahlen für das abgelaufene Jahr präsentiert, welche vom Markt sehr gut aufgenommen werden. Die Aktie steigt am Vormittag knapp zehn Prozent. Der Umsatz im Konzern ist um 6 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro gestiegen, das operative EBITDA ist aufgrund von einmaligen Restrukturierungskosten um 6 Prozent auf 760 Mio. Euro zurückgegangen, die EBITDA-Marge liegt bei 17 Prozent. Das EBIT ging um 38 Prozent auf 294,1 Mio. Euro zurück, das Ergebnis nach Steuern um 76 Prozent auf 79,8 Mio. Euro. Hier spielten mitunter der Exit aus dem russischen Markt sowie die Verwertung von Rubel-Reserven eine Rolle, wie es im Conference Call hieß. Für das abgelaufene Jahr wird eine Dividendenausschüttung von 0,95 Euro pro Aktie vorgeschlagen (für 2023: 0,90 Euro). Zur schwächeren Nachfrage hätten der Rückgang beim Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern, insbesondere in Deutschland und Österreich, steigende Zinssätze und zunehmende Baukosten beigetragen, so das Unternehmen. Entegegengewirkt habe man mit Kosten- und Restrukturierungsmaßnahmen sowie Kapazitätsanpassungen, die sich mit 100 Mio. Euro im Ergebnis auswirkten. Ein Fokus auf Working Capital Management und Lagerbestandsoptimierung sorgten für einen Free Cashflow von nahezu 420 Mio. Euro. Laut wienerberger erzielte das Dachsegment in den europäischen Märkten starke Ergebnisse. Der Rohrbereich, der mittlerweile 30 Prozent des Umsatzes ausmacht, wuchs weiter und gewann Marktanteile im Infrastruktursektor für Wasser- und Energiemanagement. Zum Ausblick meint CEO Heimo Scheuch im Kurz-Bericht: "Mit Blick auf die Zukunft verbessern sich die Marktbedingungen langsam, doch gibt es weiterhin eine geringe Sichtbarkeit und hohe Unsicherheit in unseren Endmärkten. Angesichts dieses herausfordernden Umfelds bleiben wir einer strikten Kostendisziplin und Operating Excellence verpflichtet, um die operative EBITDA-Marge des Konzerns auf 17.5 Prozent zu steigern." Für 2025 wird ein operatives EBITDA von etwa 800 Mio. Euro erwartet.
Seitens der Analysten von Raiffeisen Research heißt es speziell zu den Q4-Zahlen: "Wienerberger verzeichnete dank eines wieder erstarkten Geschäfts in Westeuropa ein kräftiges Umsatzwachstum im Q4, der Gewinn blieb leicht hinter den Erwartungen zurück. Ein insgesamt solides Ergebnis, beim Ausblick gibt man sich weniger optimistisch als erwartet. In Europa zeigen die Endmärkte ermutigende Entwicklungen und erste Anzeichen einer Erholung im Wohnungsneubau. In Nordamerika sieht sich das Unternehmen als Profiteur eines sich verbessernden makroökonomischen Umfelds im Jahr 2025. Der Analystenkonsens erwartet ein operatives EBITDA von mindestens 862 Mio. Euro (Marge: 18,5 Prozent)."
Wienerberger ( Akt. Indikation:  33,82 /33,88, 12,01%)

FACC hat vorläufige Zahlen bekanntgegeben und erzielte im Geschäftsjahr 2024 aufgrund der starken Nachfrage der internationalen Luftfahrtindustrie mit 884,5 Mio. Euro (+20 Prozent) den höchsten Konzernumsatz seit Bestehen des Unternehmens. Wie das Unternehmen betont, konnte trotz gestiegener Standortkosten, hauptsächlich im Personal-, Energie- sowie Bürokratie-Bereich, das EBIT auf 28,3 Mio. Euro verbessert werden (Vorjahr: 17,5 Mio. Euro). Die Belegschaft wuchs laut FACC um +394 FTE auf 3.850 Mitarbeiter*innen. Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet das Management der FACC eine prognostizierte Umsatzsteigerung von 5 bis 15 Prozent. Das operative Ergebnis wird sich durch zu erwartende Skaleneffekte sowie durch Effekte aus dem in Umsetzung befindlichen Effizienzsteigerungsprogramm der FACC weiter verbessern, heißt es.
FACC ( Akt. Indikation:  7,23 /7,34, 2,61%)

Michael Mertin heißt der neue CEO von AT&S. Er wurde vom Aufsichtsrat mit Wirkung zum 1. Mai 2025 und einer Laufzeit von drei Jahren bestellt. Michael Mertin hatte in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche führende Managerfunktionen inne, unter anderem war er zehn Jahre lang CEO der Jenoptik AG. Er sagt: "AT&S ist ein international renommiertes Hightech-Unternehmen, das mit seinen innovativen Kunden und Technologien wichtige Elektronikprodukte unseres täglichen Lebens möglich macht. Ich selber habe meine Ausbildung und mein Berufsleben in verschieden Technologiebereichen und führenden Technologieunternehmen verbracht. Mit Innovation und Unternehmergeist Zukunft zu gestalten, bleibt dabei immer eine spannende Herausforderung, der ich mich mit Begeisterung stelle." Der Aufsichtsrat wird den Aktionären in der kommenden Hauptversammlung vorschlagen, den Silicon Valley-Manager Andy Mattes zum Aufsichtsrat zu wählen. In weiterer Folge soll Mattes dann die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden übernehmen.
AT&S ( Akt. Indikation:  13,30 /13,35, 5,34%)

Frequentis modernisiert die Luftverteidigungssysteme der kolumbianischen Luftwaffe (FAC). Die Modernisierung umfasst Updates der Luftverteidigungssysteme der FAC sowie der Hälfte der landesweiten militärischen Flugsicherungsstandorte. Kolumbiens strategische Lage als Brücke zwischen Nord- und Südamerika macht das Land zu einem Schlüsselakteur in der globalen Verteidigung und Sicherheit, so Frequentis.
Frequentis ( Akt. Indikation:  29,60 /30,00, 1,36%)

In der Sanierungsplantagsatzung der KTM nahmen die Gläubiger den von KTM vorgelegten Sanierungsplan mit einer Barquote in Höhe von 30 Prozent an, wie die Holdinggesellschaft Pierer Mobility mitteilt. Für die Erfüllung der Quote in Höhe von 30 Prozent muss die KTM AG einen Betrag in Höhe von 548 Mio. Euro bis längstens 23. Mai 2025 beim Sanierungsverwalter erlegen. Anschließend wird das Gericht Anfang Juni 2025 den Sanierungsplan bestätigen und nach Eintritt der Rechtskraft ist das Sanierungsverfahren der KTM AG beendet. Damit die Produktion schrittweise ab Mitte März 2025 wieder hochgefahren werden kann, werden der KTM AG aus dem erweiterten Aktionärskreis (Bajaj) finanzielle Mittel in Höhe von 50 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Mit der Zustimmung zum Sanierungsplan wird dieser Betrag nun der KTM AG zugeführt, damit die Kosten für die phasenweise Wideraufnahme der Produktion im Monat März 2025 gedeckt werden können. Die geplante Vollauslastung der vier Produktionslinien im Einschichtbetrieb soll innerhalb von drei Monaten erreicht werden, heißt es.
Erklärtes Ziel der KTM-Gruppe ist es laut KSV, einen Investor zum Einstieg in das lebende Unternehmen zu gewinnen. Auf Eigentümerebene laufen seit mehreren Wochen intensive Gespräche – dadurch soll der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden, wie es heißt. Pierer Mobility-CEO Gottfried Neumeister: „Ich bin heute dankbar und glücklich. KTM ist back on track. Unsere Mitarbeiter haben in den letzten drei Monaten alles dafür gegeben, damit das Rennen weitergehen kann. Wir haben heute ein wichtiges Kapitel abgeschlossen. Aber ein einziges Kapitel erzählt nie die ganze Geschichte. Nun können wir die großartige Geschichte von KTM fortschreiben. Wir tun es für die Millionen KTM-Fans weltweit, denen wir jeden Tag dankbar sind. Für unsere Rennfahrer, auf die wir verdammt stolz sind. Und für unseren Standort Österreich, dem wir im Herzen tief verbunden sind. KTM bleibt einer der Top-Arbeitgeber in der oberösterreichischen Industrie.
Pierer Mobility ( Akt. Indikation:  22,00 /22,20, -5,96%)

Event: IVA-Vorstand Florian Beckermann lud am Dienstag zu einem Austausch zwischen Analysten und Investoren in die Wiener Börse. Am Podium waren der Aktionär Rupert Heinrich Staller, Erste Research-Chef Fritz Mostböck sowie der frühere Analyst und jetzige Flughafen Wien-IR Manager Bernd Maurer. Staller stellte in den Raum, dass die großen heimischen Banken das Research für heimische Unternehmen in den vergangenen Jahren stark zurückgefahren haben und man schwer an das Research herankommt. Überhaupt sieht der den Beruf des Analysten in den nächsten Jahren von der KI abgelöst. Dem widerspricht Mostböck, denn im Falle von Analysen durch KI würden diese immer zur selben Meinung kommen, während bei einem Research von einem Analysten neben den Zahlen auch das Gefühl für das Unternehmen und den Markt, das Timing sowie Softfacts, wie etwa Governance eine wesentliche Rolle spielen. Mostböck sieht in der Analysten-Tätigkeit sogar eine Form von Kunst. Aber einig ist man sich, dass die Coverage von heimischen Unternehmen immer weniger wird. Mostböck sieht diesen Umstand eher als marktorientiert an. Beispielsweise sieht er ein Unternehmen mit 100 Mio. Market Cap, zehn Prozent Free Float und mangelnder IR-Arbeit als wenig sinnvoll für eine Coverage an. Eine proaktive IR-Arbeit sei sehr wichtig, so Mostböck. Kritisiert wurde seitens Staller auch, dass man kaum mehr Zugang zu Research habe, nicht einmal als großer Private Banking-Kunde. Was Mostböck vor allem auf MiFID zurückführt. Er sieht die MiFID-Einführung aber nicht nur negativ, denn dadurch könnten jetzt nicht mehr so viele Privatanleger die Zeit der Analysten in Anspruch nehmen. Privatanleger seien bei den Anlageberatern der Banken bestens aufgehoben und mit der wöchentlichen Publikation „Equity Weekly“ auch gut mit Informationen versorgt, so Mostböck. Für Bernd Maurer ist Research vor allem ein Multiplikator für Nachrichten vom Unternehmen, zudem seien Research-Reports für die Konsensus-Schätzung wichtig. Bei den Hauptversammlungen, die Staller bekanntlich gerne besucht, sei vor allem interessant, das Management der Unternehmen kennenzulernen und zu sehen, wie auf herausfordernde und oft auch schwierige Frage reagiert wird. Laut Mostböck sind HVs für Analysten eher weniger interessant, wichtiger sind hier mehr die Conference Calls nach den Quartalszahlen. Um mehr Private für den Kapitalmarkt zu begeistern, braucht es laut Staller vor allem eine steuerliche Entlastung, denn alle entwickelten Kapitalmärkte sind deshalb entwickelt, weil steuerliche Begünstigungen eingeführt wurden. Mostböck ortet derzeit auch einen neuen Willen seitens der EU den Kapitalmarkt aufzurütteln. Zudem ist Mostböck fest der Überzeugung, dass man in Österreich bei der Frage der Pensionsfinanzierung um den Kapitalmarkt nicht mehr herumkommen wird.

(Der Input von Christine Petzwinkler für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 26.02.)



(26.02.2025)

mind the #gabb


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Christine Petzwinkler

Redaktion Börse Social Magazine.

>> http://boerse-social.com


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