Signale für eine weiterhin behutsame Straffung der US-Geldpolitik liessen auch die europäischen Börsen befestigt ins Wochenende gehen. Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, sieht trotz der robusten Konjunktur keine große Gefahr für eine Überhitzung der US-Wirtschaft und hält weitere graduelle Leitzinsanhebungen für angemessen. Höhere Öl- und Rohstoffpreise verhalfen diesen beiden Branchen zu den Spitzenplätzen am Freitag, die Rohstoffwerte legten 1,5% zu, gefolgt von Öl- und Gaswerten mit einem Plus von knapp 1,0%. Neue Medienspekulationen über einen Zusammenschluss von Unicredit mit Societe Generale verhalfen beiden Werten zu einem moderaten Zuwachs von 0,5% beziehungsweise 0,4%. Der irische Pharmakonzern Shire profitierte von der US-Zulassung eines neuen Medikaments und kletterte gut 2,0% nach oben. Moeller Maersk profitierte von einem positiven Kommentar von Goldman Sachs bezüglich der Kostensenkungen innerhalb des Konzerns und gewann rund 2,5% dazu.

Heute wird der deutsche Ifo-Index veröffentlicht, morgen folgen dann das Konsumentenvertrauen in Frankreich sowie das Geldmengenwachstum innerhalb der Eurozone, am Mittwoch BIP-Daten aus Frankreich und das GfK Konsumentenvertrauen aus Deutschland, am Donnerstag Inflationszahlen aus Spanien und Deutschland und am Freitag noch das italienische BIP-Wachstum, die Arbeitslosigkeit innerhalb der Eurozone sowie Inflationszahlen aus Italien, Frankreich und der Eurozone.

Der ATX passte sich dem positiven europäischen Umfeld an und konnte einen Zuwachs von 0,1% erzielen. Von der Unternehmensseite blieb es in Wien zum Wochenausklang relativ ruhig. Semperit konnte an die Vortagsgewinne anknüpfen und ein weiteres Plus von 1,4% erzielen. Umgekehrt erging es CA Immo, hier kam es nach den Vortagszuwächsen zu Gewinnmitnahmen und einem Abschlag von 0,8%. Ähnlich die Situation bei Schoeller-Bleckmann, auch hier kam es nach den Vortagsgewinnen ungeachtet der steigenden Ölpreise zu einem Minus von 3,7%. OMV hingegen gliederte sich in das europäische Umfeld ein und beendete den Tag mit einer 1,5% höheren Notierung. Schwach waren zum Wochenausklang die Bankentitel, Bawag hielt sich noch vergleichsweise gut und gab lediglich 0,1% ab, die Erste Group schloss 0,3% schwächer, Raiffeisen ist nach wie vor unter Druck und beendete den Handel mit einem 0,7% schwächeren Kurs. Auch die Versicherer mussten Federn lassen, Uniqa schloss 0,5% tiefer, die Vienna Insurance erlitt einen Verlust von 0,8%. Gestützt wurde der Leitindex unter anderem durch voestalpine , der Stahlkonzern glänzte mit einem Zuwachs von 2,3%. Ebenfalls gesucht war Strabag , der Baukonzern konnte den Handel ebenfalls 2,3% befestigt beenden. Am Freitag werden die BIP-Zahlen für das zweite Quartal präsentiert, auch die Berichtssaison ist in Österreich nach wie vor voll im Gange, am Dienstag werden Linz Textil, Vienna Insurance und Buwog die Zahlen vorlegen, am Mittwoch dann Porr und Immofinanz , am Donnerstag s Immo und UBM und am Freitag noch KTM und Strabag.

Die positiven Signale, die von den Notenbankern ausgesendet wurden, sorgten auch in den USA für Auftrieb, der S&P 500 stieg auf ein neues Rekordhoch und beendete den Handel mit einer 0,6% höheren Notierung. Eine neue Bestmarke erzielte auch der breiter gefasste Technologie-Index Nasdaq Composite. Unter den Nebenwerten sorgte der Software-Anbieter Autodesk für Aufsehen, nach der Präsentation der Geschäftszahlen äußerten sich Analysten positiv über den erfolgten Wandel zu einem cloudbasierten Abomodell und der Titel schnellte 15,3% nach oben. Ebenfalls sehr gesucht war Netflix , der Titel erreichte einen Zuwachs von 5,8%. Die Modekette Gap enttäuschte mit einer schwachen Umsatzentwicklung und wurde mit einem Minus von 8,6% abgestraft. Footlocker präsentierte zwar gute Zahlen, der Ausblick war aber von hohen Personalkosten und zusätzlich notwendigen Investitionen bei der Expansion des Online-Geschäftes belastet, dadurch ging es für die Aktie 9,2% nach unten. Der PC- und Druckerhersteller HP lieferte zwar an sich gute Zahlen, Analysten äußerten sich aber kritisch zum Profitabilitätswachstum, dadurch musste der Titel knapp 2,0% abgeben.

Diese Woche warten auf die Investoren in den USA am Dienstag die Großhandels-Lagerbestände sowie das Konsumentenvertrauen, am Mittwoch BIP-Zahlen für das zweite Quartal und die Anzahl der schwebenden Hausverkäufe, am Donnerstag dann Daten zu den persönlichen Einnahmen und Ausgaben sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und am Freitag der Chicagoer Einkaufsmanagerindex und die Einschätzung der Stimmung durch die Universität Michigan.

Wieder deutliche Zuwächse gab es für die Ölpreise, Brent stieg um 1,5%, WTI legte 1,3% zu. Gold profitierte von den Erwartungen einer moderaten Geldpolitik in den USA und beendete den Tag deutlich höher bei rund 1.206 US-Dollar. Auch der Euro konnte gegen den US-Dollar deutlich Boden gut machen, im späten Handel wurde das Währungspaar bei einer Marke von rund 1,162 gehandelt.

Vorbörslich sind die europ. Börsen leicht positiv indiziert. Die asiatischen Märkte schließen uneinheitlich. Von der Makroseite wird heute das ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus. Von der Unternehmensseite ist es relativ ruhig.

Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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