Internationale Festgeldkonten sind nicht risikolos (trading-treff.de, Christoph Scherbaum)

Festgeldkonten sind bei Sparern extrem beliebt, obwohl die Zinsausbeute mehr als mager ist. Noch dazu gibt es Risiken, die Anleger bedenken sollten. Viele Deutsche parken ihr Erspartes gerne auf einem Festgeldkonto. Damit ist Festgeld genauso beliebt wie allgemeine Investmentfonds – und beliebter als Aktieninvestments. Bankkunden fürchten offenbar Kursschwankungen an den Börsen und gehen davon aus, daß ihr Kapital auf einem Festgeldkonto sicherer angelegt ist als an den Finanzmärkten. Doch Vorsicht, Internationale Festgeldkonten sind nicht risikolos!

Verteilung der Geldvermögen

Festgeldkonten bieten zwar eine leicht höhere Verzinsung als bei Tagesgeld, aber auch bei ihnen machen sich niedrige Zinsen in der Euro-Zone bemerkbar. Einige Banken haben sogar Strafzinsen für Festgeld eingeführt. Statt Zinsen zu zahlen, kassieren sie einen Teil der Ersparnisse.

Die FAZ schrieb über das Geldvermögen in Deutschland an dieser Stelle: Gut 24 Milliarden Euro investierten die Bundesbürger in den ersten drei Monaten 2017 in Versicherungen und Pensionseinrichtungen, die ähnlich wie Bankeinlagen als risikoarm gelten. Hier summieren sich die Bestände der privaten Haushalte auf rund 2136 Milliarden Euro.

Folgende Grafik von der Bundesbank / Sparbuch.info zur Illustration:

Festgeldkonten sind nicht risikolos
Höhe und Verteilung der Sparvermögen

Angesichts der Konditionen bei deutschen Banken schielen viele Anleger ins europäische Ausland. Dort gibt es für Festgeldanlagen häufig mehr Rendite.

Vorsicht: Mehr Rendite bedeutet immer auch mehr Risiko

Obwohl andere Länder in der Europäischen Union in den vergangenen Jahren ebenfalls gesetzliche Einlagensicherungssysteme eingerichtet haben, sind diese allerdings nicht immer so sicher, wie die deutsche Variante. Grund: Die Staaten sichern Bankkunden zwar zu, bei Bankpleiten für Verluste geradezustehen. Sie verfügen im Ernstfall aber selbst nicht unbedingt über die nötige Finanzstärke. Sollte später die Europäische Einlagensicherung Realität werden, kommen neue Probleme auf uns zu (siehe folgender Artikel hier auf Trading-Treff).

Ein weiteres Problem: Wollen Anleger ein Konto bei einer ausländischen Bank eröffnen, müssen sie in der Regel auch einen Wohnsitz in dem jeweiligen Land haben. Hier kommen Zinsportale ins Spiel. Sie vermitteln Festgeld-Angebote aus dem Ausland – und locken mit attraktiveren Renditen als heimische Banken. Im Prinzip agieren die Plattformen nur als Vermittler für Angebote aus ganz Europa und Geldsammler – sind aber keine Bank und haben auch keine Banklizenz. Dort funktioniert das Ganze so: Kunden müssen sich in der Regel auf der Plattform online anmelden. Dann können sie bei einer Partnerbank des Zinsportals ein Verrechnungskonto eröffnen. Dazu müssen sie nur ihre Identität über das Post-Ident-Verfahren nachweisen. Der Sparer kann dann seine Einlage auf das Konto überweisen. Geführt wird dieses Konto jedoch nicht von dem Zinsportal, sondern üblicherweise von der Partnerbank. Endet die vereinbarte Laufzeit für das Festgeld, überweist die ausländische Anlagebank das Geld mit Zinsen auf das Verrechnungskonto.

Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Tschechien…

Hier liegt oft die Schwachstelle der Plattformen, denn die Zinsportale haben überwiegend Angebote von Banken im Programm, die laut Ratings in wirtschaftlich schwächeren Ländern sitzen – darunter Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Tschechien, Malta oder Portugal. Zwar müssen in jedem Land nach den Vorgaben der EU-Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro pro Anleger und Institut über einen Sicherungsfonds garantiert sein, aber keiner weiß, wie viel Geld wirklich im Topf ist. Außerdem könne man sich als deutscher Sparer nicht darauf verlassen, daß ein ausländischer Staat bei einer Bankenpleite einspringt. Und selbst wenn, dann ist die Frage, ob dieser Staat ein Interesse hat, ausgerechnet ausländische Anleger – also etwa aus Deutschland – als erstes zu entschädigen. Im Fall einer Insolvenz müssten sich Sparer – wenn das betroffene Institut keine Filiale in Deutschland hat – an den auswärtigen Sicherungsfonds wenden.

Festgeldkonten sind nicht risikolos
Quelle: Weltsparen.de
Rendite im Auge behalten!

Des Weiteren können Anleger teilweise bei mehrjährigen Festgeldangeboten nicht vom Zinseszins profitieren. Das gehe zu Lasten der Rendite, wie eine Beispielrechnung zeigt: Wer 10.000 Euro auf fünf Jahre zu 2,5 Prozent angelegt, würde 1.314 Euro Zinsen erhalten. Ohne Zinseszins bleibt am Ende aber nur ein Ertrag von 1.250 Euro. Somit läge die Rendite nur noch bei 2,38 Prozent.

Anleger sollten sich daher überlegen, womit sie besser schlafen können, wenn schon ein höheres Risiko für mehr Rendite eingegangen werden soll: Mit einem alternativen Investment bei dem sie die Börsen im Blick behalten müssen, oder mit einem Festgeldkonto, bei dem sie die Stabilität ganzer Staaten im Auge behalten sollten. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Doch eines steht fest, internationale Festgeldkonten sind nicht risikolos.

Bis zum nächsten Mal sagt Andreas Cara

Dieser Beitrag von Andreas Cara wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.

Andreas Cara ist ein passionierter Unternehmer, Finanz-Freak und Gründer von NavigatorFX.com – dabei liegt sein Fokus seit 15 Jahren auf Finanzen und Technologie. Er bevorzugt im Trading Devisen und CFD’s. Andreas Cara hat ein tiefes Verständnis von der Metatrader Programmiersprache MQL und erstellt automatisierte Handelssysteme, wie den DAX -Raptor, für die Handelsplattform Metatrader 4.

 



(22.09.2017)

Fragezeichen, fragen, Risiko, (© photaq)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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