Kernenergie-Ausstieg: RWE freut sich – Steuerzahler wohl kaum (Michael Vaupel, Marc Schmidt)

Des einen Freud ist des anderen Leid. Hoffen wir nur, dass der deutsche Steuerzahler dabei nicht der Dumme ist. Um was es geht: Der deutsche Gesetzgeber hat bekanntlich die Verteilung der Kosten für den Atomenergieausstieg neu geregelt.

Demnach wird der wohl größte Risikoposten – Verantwortung für Zwischenlagerung sowie Endlagerung der radioaktiven Abfälle – auf den Bund und damit den deutschen Steuerzahler übergehen. Was die Kernkraftwerksbetreiber hingegen übernehmen? Laut RWE (WKN: 703712 / ISIN: DE0007037129) ist dies der „Betrieb, der Rückbau und die Verpackung der radioaktiven Abfälle“. Und das ist überschaubarer als die Endlagerung. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass RWE es gewissermaßen schwer hat, ein breites Grinsen zu verstecken.

RWE-Chart: finanztreff.de

Kernenergie-Ausstieg: RWE freut sich – Steuerzahler wohl kaum

Gewiss, das RWE-Management ließ in einer Pressemitteilung verlauten, dass die voraussichtliche Gesamtbelastung für RWE in Höhe von 6,8 Mrd. Euro das Unternehmen „erheblich“ belasten werde. Doch man stehe zu den eigenen Verpflichtungen in Bezug auf die Abwicklung der Kernenergie. In Wahrheit ist diese Nachricht für RWE gut und für den Steuerzahler schlecht: Denn die Kosten von 6,8 Mrd. Euro sind für RWE verkraftbar, es wurden schließlich Rückstellungen gebildet und es droht nun für RWE kein Schrecken ohne Ende mit immer neuen Zahlungen für Endlager etc. – denn diese Risiken liegen nun beim Bund bzw. dem Steuerzahler. Ich habe einmal in den 9-Monats-Zahlen nachgeschaut, was RWE für „Entsorgungen im Kernenergiebereich“ zurückgstellt hat. Konkret:

Die voraussichtlichen Kosten liegen erheblich unter den gebildeten Rückstellungen

Per 30.9. betrugen diese Rückstellungen laut RWE selbst 10,568 Mrd. Euro.

Quelle: 9-Monats-Zahlen RWE, Seite 13

Soviel zum Thema „erhebliche Belastung“ durch die 6,8 Mrd. Euro voraussichtliche Gesamtbelastung. Diese liegen um einen Milliardenbetrag unter der erfolgten Rückstellung. Würde mich nicht wundern, wenn die „erhebliche Belastung“ mal eben so in einer Einmalzahlung von RWE gezahlt würde. Dann wäre für RWE das Thema vom Tisch. Ob das für den deutschen Steuerzahler auch so einfach ablaufen wird, weiß ich natürlich nicht. Kein Wunder jedenfalls: Die RWE-Aktie konnte entsprechend profitieren und legte die letzten Tage zu.

Ein Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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(03.01.2017)

RWE: 20 Mehrfamilienhäuser in Bochum mit neuer Wärmedämmung, (© Aussender)


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Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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