Solarworld kurz vor der Pleite?! (Gastautor, Marc Schmidt)

Die vorgelegten Quartalszahlen zeigen wie schlimm es wirklich um den größten, deutschen Photovoltaikkonzern Solarworld (WKN: A1YCMM / ISIN: DE000A1YCMM2) steht. Ist Donald Trump nun der Todesstoß für das Unternehmen?

Der größte deutsche Photovoltaikkonzern Solarworld steht wohl unmittelbar vor einer Kapitalerhöhung und auch eine Insolvenz lässt sich nicht mehr ausschließen.

Der Quartalsbericht zeigt eines deutlich auf: Dem Unternehmen geht das Geld aus, und Besserung ist nicht in Sicht!

Ausgelöst durch Preiserosionen, welche v.a. auf chinesische Überkapazitäten zurückzuführen sind und neben erheblichen Abschreibungen auch einen empfindlichen Margen-Druck nach sich ziehen, erhöhte sich der Verlust von 6,00 Mio. EUR im Vorjahresquartal auf rund 25,00 Mio. EUR.

Durch das negative Marktumfeld erhöhten sich die Lagerbestände in den ersten drei Monaten drastisch. Auf diese wiederum waren hohe Abschreibungen vorzunehmen und das Unternehmen generiert keinen Chashflow, sondern „verbrennt“ Liquidität – und zwar 100,00 Mio. EUR seit Jahresbeginn! Nun beträgt der Kassen-Stand noch 84,00 Mio EUR.

Aufgrund des hohen Verschuldungsgrads wirken sich erhöhte Zinszahlungen zusätzlich negativ auf die Liquidität und den Netto-Chashflow aus. Die Nettoverschuldung beträgt derzeit ca. 315,00 Mio EUR und wuchs seit Jahresbeginn um mehr als 30 % an.

Weil bestimmte Finanzkennzahlen bis zum 30. September nicht eingehalten werden konnten, musste der Solar-Konzern Finanzverbindlichkeiten aus dem langfristigen in den kurzfristigen Bereich der Bilanz verschieben. Folglich erhöhen sich die kurzfristigen Verbindlichkeiten auf rund 180,00 Mio. EUR, welchen nur 84,00 Mio. EUR Liquidität gegenüberstehen, was nicht nur bilanz-theoretisch zu einem Problem werden könnte, sondern auch ganz praktisch. Sollten kurzfristige Gläubiger ihr Kapital mehrheitlich abziehen, dann würde Solarworld das nicht ohne Kapitalerhöhung überleben.

Der Vorstand selbst sprach im Rahmen der Quartalszahlen-Meldung von einer „sehr schwierigen“ wirtschaftlichen Lage des Konzerns und wies auf die „Verschärfung der Risikolage des Unternehmens“ hin.

Neben schlechten Zahlen und einem trüben Ausblick belasten mögliche Rechtskosten die Stimmung der Solarworld-Anleger. Im Sommer verurteilte ein US-Gericht das Unternehmen in einem erstinstanzlichen Urteil zu einer Schadensersatzzahlung von umgerechnet 720,00 Mio EUR – wegen nicht eingehaltener Liefervertragsverpflichtungen gegenüber dem Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor.

Wird der Richterspruch in zweiter Instanz bestätigt, drohen Solarworld negative Auswirkungen „bis hin zur Bestandsgefährdung“, wie es im Geschäftsbericht des Konzerns heißt. Solarworld geht allerdings davon aus, den Rechtsstreit zu gewinnen, da die Verträge mit Hemlock etwa gegen EU-Kartellrecht verstoßen würden und somit nichtig seien.

Und zu allem Übel kommt auch noch die US-Wahl als Belastungsfaktor für Solarworld dazu. Donald Trump kündigte an erneuerbare Energien nicht weiter fördern zu wollen und den Ausbau zu verlangsamen oder sogar ganz zu stoppen. Somit drohen auf dem wichtigsten Einzelmarkt weitere Risiken für den deutschen Photovoltaikkonzern. Aufgrund der angesprochenen Überkapazitäten dürfte auch China als „Cash Cow“ ausfallen, womit die Zukunft alles andere als rosig wirkt.

Alles in allem erscheint die Lage bei Solarworld hochbrisant und eine erneute Kapitalerhöhung scheint derzeit nur eine Frage der Zeit. Ob diese dann erfolgreich sein wird bleibt abzuwarten.

Die fundamentale Einschätzung wird durch das technische Bild untermauert:

Das Papier befindet sich in einem astreinen Abwärtstrend und spätestens mit einem Bruch der 2,90-EUR-Marke dürfte sich dieser merklich in Richtung 2,40 EUR beschleunigen.

Mit einem Kursanstieg über den EMA50 wären erstmals Erholungstendenzen bis an den langfristigen Abwärtstrend denkbar. Eine größere Erholung könnte sich kurzfristig aus einem positiven Ausgang des Rechtsstreits ergeben – wirklich nachhaltig dürfte ein solcher Kursanstieg allerdings nicht sein.

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Quelle: Guidants

Quelle: Guidants

Autor: Heinz Rabauer, Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

 



(01.12.2016)

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