Rosinger-Index: Vorbereitung Börsengang Dr. Bock Industries, Herausnahme SW und vor allem starke Performance (Christian Drastil)

 
Die Popularität von kleineren Werten bei den Anlegern im ohnedies „an Werten kleinen Österreich“ ist historisch stark schwankend. Blickt man auf die Wachküss-Zeit des österreichischen Aktienmarkts Mitte der 80er-Jahre (durch zunächst Jim Rogers und dann Mike Lielacher) zurück, so waren es damals oft auch kleinere Nebenwerte wie Kies Union, Miba, TAG Textil oder die Bundesländer-Partizipipationsscheine, mit denen Anleger erste Wertpapiererfahrungen machten. Mit dem ATX kamen 1991 wieder die Schwergewichte in Mode, Ende der Neunziger gab es ein bisschen Import-Spirit vom Neuen Markt oder der Nasdaq , und Titel wie YLine, CyberTron, Libro kamen auf bzw. landeten sogar im ATX.
 
In den Nullerjahren waren es schöne Stories wie z.B. bet­andwin.com und Intercell, die ordentlich Fangemeinde hatten und dann ebenfalls in den ATX einzogen. Ähnlich ist es dieser Tage mit AT&S, die Aktie ist spätestens jetzt aus österreichischer Sicht kein Nebenwert mehr. Während zur Jahrtausendwende noch jeder Börseneuling irgendwie zunächst ein Nebenwert war und es laufend Nachschub gab, gibt es heute de facto keine Börsengänge mehr. Und fragt man heute nach Nebenwerten, so fällt den Leuten nicht mehr viel ein, und auch die Visibilität in den Finanzmedien ist so gut wie nicht mehr gegeben. Mit dem Börse Social Network hatten wir daher von Anfang an (auch) einen Nebenwerte-Fokus und in diesem Zusammenhang stolperten wir immer wieder über einen Namen: Gregor Rosinger. Der „Mittelstandsinvestor der Jahre 2014 und 2015“ (gemeinsam mit Deloitte erfolgte die Auszeichnung) ist wohl der mit Abstand aktivste Player in diesem Segment.
 
In einem langen Brainstorming-Meeting im Q4/2015 war schliesslich die Idee eines „Rosinger-Index“ geboren, der seine vielfältigen Investments auch in einem gemeinsamen Chart einfangen sollte. Nun, wir haben schon vor 16 Jahren damit begonnen, Indizes zu berechnen und zu publizieren, unser vielleicht bekanntester war der i-Finance-Growth-Index, ein Wachstumsindex, der Austro-Titel unabhängig vom Börseplatz bündelte. Die Auflage von Indexzertifikaten durch die ÖVAG und ein Follower-Fonds von Vontobel haben letztendlich dazu geführt, dass wir die Berechnung des Index in die Profihände der Wiener Börse gegeben haben. Für uns eine tolle Sache. Der seit Jahresbeginn 2016 publizierte „Rosinger Global Investments Index“ hat andere Ziele, er ist nicht investierbar, sondern ist ein journalistisch, die Rosinger-Strategie beschreibender, täglich berechneter Index. Und da die kleineren Werte in Österreich nicht eigens in einem Index erfasst sind, von Fondsmanagern aufgrund der mangelnden Liquidität vom Handel und Handling her problematisch sind bzw. auch L&S (wichtig für wikifolios) meist keine Quoten anbietet, liefert der ­Rosinger-Index den einzigen wirklich alternativen Blick auf die Wiener Börse. Der Index wurde rückwirkend mit Ultimo 2014 gestartet, das Jahr 2015 ist völlig transparent eingeflossen, und auch 2016 läuft bisher stark: Per 11.3. Schlusskurse lag der Rosinger Index bei 1.323,4 Punkten; das ergibt year-to-date eine Performance von +9,51% (2015: +20,84%). Und man weiss ja, wie der ATX 2016 liegt ...

Das Regelwerk

Der Rosinger Global Investments Index stellt die Kursentwicklung von maximal zehn an einer Wertpapierbörse gelisteten Unternehmen dar, in denen der Investor Gregor Rosinger aktuell persönlich oder über seinen Finanzkonzern Rosinger Group längerfristig investiert ist. In der tagesaktuellen Index-­Berechnung werden Aktienkurse von jenen Unternehmen stärker gewichtet, bei denen ein oder mehrere der folgenden Kriterien aktuell bzw. innerhalb der letzten fünf Jahre erfüllt wurden: 
• Gregor Rosinger bzw. die Rosinger Group ist/waren in einer sehr aktiven Aktionärsrolle
• Die Rosinger Group ist/war maßgeblich in Kapital- und/oder Finanzierungsmaßnahmen involviert
• Aktien des aktuell am meisten im Fokus stehenden Unternehmens (= Hauptinvestment).
 
Dadurch weicht die Gewichtung der einzelnen Aktien im Index oft deutlich von der Gewichtung in den Portfolios der Rosinger Group bzw. Gregor Rosingers ab, weshalb die erwähnten eigenen Portfolios und der Index im Regelfall eine unterschiedliche Wertentwicklung aufweisen. Die Veröffentlichung des Rosinger Global Investments Index erfolgt daher rein zu informativen Zwecken und dient nicht als Performancenachweis der eigenen Portfolios der Rosinger Group bzw. von Gregor Rosinger. Im Rosinger Global Investments Index sind derzeit folgende Aktien enthalten:
 
Gurktaler Stämme
EVN
Immofinanz
Uniqa
Warimpex
 
SW Umwelttechnik (ganz aktuell: Herausnahme dieses Wochenende, siehe Indexevents Rosinger-Index )
 
Um den Index aktuell zu halten, ist ein periodisch tagendes Indexkomitee eingesetzt. Vom Indexkomitee beschlossene Änderungen der Indexzusammensetzung werden jeweils mit den Schlusskursen des letzten Handelstages jener Woche umgesetzt, in der die Änderung beschlossen wurde. Ausgenommen davon sind Erstnotierungen im Rahmen von Listings oder IPOs; derartige Ereignisse werden im Index mit dem Referenzkurs der Börse am Tag der Erstnotierung berücksichtigt, sofern an diesem Tag der Beschluss des Indexkomitees zur Aufnahme in den Index bereits vorliegt. Sämtliche bisherigen Indexevents können unter www.boerse-social.com/rosingerindex eingesehen werden. 

Historie und Lieblingsaktie

Die markanten Änderungen 2016 waren die Herausnahme der Startmembers Gurktaler Vzg. und Sanochemia und die Aufnahme der Eigentlich-nicht-Nebenwerte EVN, Immofinanz und Uniqa, die aber allesamt auch die oben genannten Indexkriterien erfüllen. Börse Social Network hatte z.B. bereits 2015 berichtet, dass Gregor Rosinger in EVN investiert ist. Aktuelle Bewertungen des Trios am Sekundärmarkt waren laut Rosinger für Zukäufe so einladend, um auch mit diesem Trio im Rahmen einer Dividendenstrategie mit langfristigen Behaltehorizont nachhaltige Renditen zu planen. Der Index wird aber trotzdem nicht zu einem Trading-Index werden, denn die oben beschriebenen Index­regeln schließen dies generell aus. Seinen aktuellen Favoriten verrät Rosinger ebenfalls: „Gurktaler Stamm kaufen wir zu. Nach der Auswertung der Fundamentaldaten und meiner persönlichen Interpretation ist das die für mich derzeit attraktivste Aktie an der Wiener Börse. 

Börsegang Dr. Bock selbst vorbereitet

Und: „Ein Index muss leben und braucht auch immer wieder frisches Blut“, so Rosinger, „schließlich steigen wir ja auch immer wieder aus Investments aus und ersetzen sie durch neue.“ Als künftiges Indexmitglied stehe die Dr. Bock Industries AG bereits fest; sowohl Gregor Rosinger als auch Gattin Yvette sind in dem mehr als 1.700 Mitarbeiter-Unternehmen investiert, das hauptsächlich in den eigenen Fabriken in der Ukraine und Rumänien produziert und zusätzlich auch Standorte in Italien und Deutschland betreibt. Während sich die seinerzeitigen Gründer der Dr. Bock Gruppe um das Tagesgeschäft kümmern, ist Rosinger seit fast einem Jahr damit beschäftigt, das geplante Börsenlisting vorzubereiten; schon im Vorjahr hat er gemeinsam mit Tochter Alexandra Gespräche mit der Wiener Börse aufgenommen, um das Vorhaben zu besprechen, Marktsegmente zu evaluieren und die erforderlichen Verhandlungen zu führen. „Wir sind in der Zielgeraden“, freut sich ­Rosinger, „es geht nur noch um Formalitäten.“ In der Zwischenzeit bereite das Team der Wiener Privatbank (beauftragt als formeller Antragsteller und auch Zahlstelle) um Vorstand Eduard Berger bereits die ISIN-Beantragung vor, schließlich soll die Aktie Ende April/Anfang Mai 2016 rund um den 70sten Geburtstag von Gründer Dr. Bock ihre Erstnotiz haben. Zufällig feiert auch Rosinger selbst kurz zuvor seinen 50sten Geburtstag ... 


(20.03.2016)

Gregor Rosinger, Dietrich Bock und Eduard Berger bereiten den Börsengang der Dr. Bock Industries vor © Rosinger Group, (© Aussender)


Monika Kalbacher beim NYC Halbmarathon


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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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