An der Börse weiterhin Hirn ausschalten? (Stephan Feuerstein)

Irgendwie ist es ein Phänomen, dass nach jeder Zinsentscheidung, an welcher die US-Notenbank die Zinsen nicht anhebt, der Markt automatisch den nächsten Quartalstermin als „das“ Datum für eine Zinswende betrachtet. Um sich dann, wenn die Zinsen einmal mehr auf dem aktuell extrem niedrigen Niveau bleiben, automatisch auf den dann folgenden Termin zu fokussieren. 
Wir hatten bereits vor den letzten Zinsterminen immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass eine Anhebung aus vielerlei Gründen nicht ganz so wahrscheinlich ist. Einerseits sorgt der „Wettbewerb“ mit Europa und Japan durchaus für den Druck auf die FED, die US-Wirtschaft nicht durch eine Zinswende klar gegenüber ausländischen Unternehmen zu schwächen. Auch gilt Janet Yellen als so genannte „Taube“, also als ein Vertreter einer expansiven Geldpolitik. Ihre Kontrahenten sind die so genannten „Falken“, die das aktuell extrem niedrige Zinsniveau sehr skeptisch betrachten. Da aber auch die Inflation nicht wirklich anspringen mag, wird ein wichtiges Argument der Falken derzeit entkräftet und nimmt daher weiteren Druck, eine Zinswende einzuleiten.

Wer macht den ersten Schritt?

Zinsdifferenzen lenken – ganz vereinfacht ausdgedrückt – Geldströme. Eine Anhebung der US-Zinsen würde das Geld beispielsweise aus dem Euro in den US-Dollar lenken und damit auch US-Produkte teurer machen. Eine nachhaltige Zinswende nach oben ist daher im Alleingang keinesfalls zu erwarten. Vielmehr achten wir genau auf konjunkturelle Anzeichen in Europa und Japan, die wir in unsere Betrachtung mit einfließen lassen. Da weder die so genannten „Abenomics“ in Japan noch „Super-Mario“ in Europa auch nur ansatzweise ein Anzeichen erkennen lassen, dass der geöffnete Geldhahn auch nur ein klein wenig zugedreht wird, rechnen wir auch für Dezember in den USA nicht mit einer Zinsanhebung. 

Weiterhin Hirn ausschalten?

„Wenn die Zinsen nahe Null sind, Hirn ausschalten und Aktien kaufen“. Diese wahre Weisheit stammt von André Kostolany. Bei genauer Betrachtung der jeweiligen Zyklen wäre man mit dieser sehr einfachen Börsenweisheit immer wieder sehr gut gefahren. Allerdings gibt es auch in Zeiten niedriger Zinsen Rücksetzer bzw. in Zeiten hoher Zinsen Anstiege. Betrachtet man das Zinsniveau aber als „übergeordnete Richtung“, so bieten sich Rücksetzer in Niedrigzinsphasen durchaus an, Aktieninvestments einzugehen oder auszubauen. Dies wird voraussichtlich auch dieses Mal wieder der Fall sein!

Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen

Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate-Trader
http://www.hebelzertifikate-trader.de

 



(12.10.2015)

Kopf Gehirn Denken


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Stephan Feuerstein

Hebelzertifikate-Trader

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