Mehr Rechte für Aktionäre (Wilhelm Rasinger)

Seit April 2015 liegt ein Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der Änderung der Aktionärsrichtlinie vor, die wenig Rücksicht auf die in Österreich und Deutschland übliche Trennung von Aufsichtsrat (Kontrolle) und Vorstand (Exekutive) nimmt.

Der Vorschlag enthält die Möglichkeit, dass die Aktionäre bzw. die Hauptversammlung die Vergütungen von Leitungsorganen festlegen. Bei den Aufsichtsräten ist dies bereits der Fall, bei den Vorständen aber nicht praktikabel. Wichtiger ist ein normierter, verständlicher, kompakter Vergütungsbericht, der durch eine nicht bindenden Aktionärsabstimmung – say on pay - auf den Prüfstand gestellt wird.
Wichtig ist, dass ein Unternehmen wissen soll, wer seine Aktionäre sind. Kapitalgesellschaften, Stiftungen, Fonds etc sollten offenlegen, wer letztendlich die wirtschaftlichen Eigentümer der Anteile sind. Für Österreich bedeutet dies, dass über kurz oder lang kein Weg an Namensaktien oder niedrigeren Schwellen der Meldpflicht (derzeit vier Prozent) vorbei führen wird.
Stimmrechtsberater - nicht weisungsgebundene Stimmrechtsvertreter - sollen künftig die Gründe für ihre Stimmrechtsempfehlungen der Öffentlichkeit bekanntgeben.

Es ist zu hoffen, dass die Vertreter von Österreich in Brüssel im Windschatten von Deutschland sich durchsetzen, um praktikable Lösungen umsetzen zu können. Leider wurden bei den Rechnungslegungsvorschriften sehr viel Unsinn und Unfug aus dem angelsächsischen Raum übernommen, die die Jahresabschlüsse schwerer lesbar und weniger aussagekräftig gemacht haben - siehe dazu die Bestimmungen zu good will, impairment test, latente Steuern und Erfassung von Bewertungsergebnissen in der Gewinn- und Verlustrechung von Immobiliengesellschaften.



(02.09.2015)

Wilhelm Rasinger, (© photaq/Drastil)


 Latest Blogs

» Wiener Börse Party 2024 in the Making, 14....

» BSN Spitout Wiener Börse: 11 ATX-Titel yea...

» Österreich-Depots: Korrektur (Depot Kommen...

» Börsegeschichte 16.4.: Immofinanz, Verbund...

» Zahlen von Marinomed und Agrana, Research ...

» Wiener Börse Party #630: Zu Mittag kündigt...

» Nachlese: Wienerberger 155, B&C überlegt C...

» Wiener Börse zu Mittag schwach: Warimpex, ...

» Börsenradio Live-Blick 16/4: DAX und ATX v...

» ABC Audio Business Chart #100: Worüber sic...


Wilhelm Rasinger

ist Präsident des IVA, Honorarprofessor für Betriebswirtschaft und Aufsichtsrat bei Wienerberger, Erste Group Bank AG und S IMMO AG.

>> http://www.iva.or.at


 Weitere Blogs von Wilhelm Rasinger

» Gedanken zur Wahl, Erfolge von Schelling (...

In Kürze werden wir voneinemwiderlichenundungustiösen Wahlkampf erlöst sein. Das ...

» Wahl 17 in Österreich – Gefahr einer KESt-...

Fast alle Parteien und wahlwerbenden Gruppen versprechen Steuersenkungen. Ein Ziel sind die hohe...

» Mehr Startups für Wien (Wilhelm Rasinger)

Über das boomende Silicon-Valley, eine Gegend mit hoher Arbeits- und Wohnqualität s&uu...

» Superschlaue à la Ackermann oder Julius Me...

Heile Welt Im Herbst wird in Deutschland und Österreich gewählt. Die Frage ist, ob di...

» Vertrauensverlust für (teure) Unternehmens...

Die Theorie hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Fachgebiet Unternehmensbewertung bes...