Zypern: Reiner Empörungsjournalismus? (IFWK, Agenda Austria, Tumpel-Gugerell, Karmasin ...)

Magazine aktuell


#gabb aktuell



20.03.2013, 4798 Zeichen

Ein Bild zum u.a. Text gibt es unter http://finanzmarktfoto.at/page/pic/3952 : IFWK-Präsident Rudolf Melzer mit dem Wirtschaftsjournalisten und Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, der ehemaligen Direktorin der Europäischen Zentralbank, Gertrude Tumpel-Gugerell, dem Kommunikationswissenschaftler, Matthias Karmasin, sowie dem Moderator des Abends, Peter Muzik, langjähriger Wirtschaftsjournalist und Medienconsulter Public & Media, im Presseclub Concordia

Wurde Euro "schwachgeschrieben"?
IFWK diskutierte die Rolle der Medien zwischen Markt und Manipulation

Wer macht(e) den starken Euro schwach? Und welche Rolle spielten und spielen dabei die Medien? Eine Diskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK) mit der langjährigen Direktorin der Europäischen Zentralbank, Gertrude Tumpel-Gugerell, dem Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin und dem Wirtschaftsjournalisten und Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, zeigte, dass es keine einfachen Antworten auf diese Fragen gibt. Für IFWK-Präsident Rudolf J. Melzer wurde an diesem Abend deutlich, dass nicht nur der Journalismus seine Aufgabe, die komplexen Entwicklungen in der EU zu erklären, besser erfüllen müsse, sondern schon in der Schulausbildung große Defizite bestünden und das Verständnis für ökonomische Wechselwirkungen nicht ausreichend vermittelt werde.

Unreflektierte Medienberichterstattung kann folgenschwere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben: Darauf verwies die langjährige OeNB- und EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell bei der IFWK-Veranstaltung im Presseclub Concordia. Medien hätten eine hohe Verantwortung: Medienberichte, die das Vertrauen in das Bankensystem erschüttern, führen dazu, dass die Menschen „in Gold und Bargeld flüchten, ihr Geld außer Landes bringen oder unter die Matratze legen.“ Nur mit guter Politik und entsprechender Berichterstattung in den Medien sei Währungsstabilität zu gewährleisten.

Journalisten stehen Tumpel-Gugerell zufolge sehr oft vor heiklen Entscheidungen: „Was tut man mit einer Information, von der man weiß, dass man damit am nächsten Tag viele Zeitungen verkauft, die aber Auswirkungen in gefährlichem Ausmaß haben kann.“ Natürlich verkaufe sich Angst gut, besonders wichtig sei aber kritisches Hinterfragen - „checks and balances“ - sowie mediale Unabhängigkeit, um Informationen besser beurteilen zu können. Dennoch dürfe man vom Journalismus „nicht zu viel erwarten“, denn: „Es muss schon jemand sehr erfahrend und weitblickend sein, um Gefahren frühzeitig zu erkennen.“

„Wir Journalisten haben weggeschaut“
Wirtschaftspublizist Franz Schellhorn stimmte zu, dass „die Rolle der Journalisten“ nicht überschätzt werden dürfe, „aber als verlässliche Informationspartner“ hätten sie deutlich besser agieren können. In Bezug auf die oft unkritischen Berichte über den Euro zeigte Schellhorn sich auch selbstkritisch: „Wir haben überall weggeschaut, wo wegzuschauen war, insbesondere beim Bruch der Stabilitätskriterien.“ Die Journalisten hätten verabsäumt, wichtige Fragen zu stellen, wie „Wer hat uns in die schwierige Lage versetzt?“, „Was war die Rolle der Zentralbanken?“ oder „Welche Interventionen wurden gesetzt und welche Folgen hatten diese?“ Bis heute habe man sich nie angeschaut, wie stark und wie gut der Bankensektor wirklich reguliert ist.

Dennoch sieht Schellhorn den Wirtschaftsjournalismus nicht in der Krise, allerdings seien Nachwuchsprobleme fachlicher Natur zu beobachten: „Die Medien bekommen Schulabgänger, die von Wirtschaft keine Ahnung haben, und das wird immer schlimmer.“ Nicht nur im Journalismus und in der Journalistenausbildung, sondern bereits in den Schulen brauche es eine bessere ökonomische Ausbildung.

Zypern: Reiner Empörungsjournalismus?
Medienwissenschafter Matthias Karmasin kritisierte den reinen Empörungsjournalismus, wie er jüngst am Beispiel Zypern zutage getreten sei: „Die Medien bauen Empörung auf und leben von der Empörungsbewirtschaftung.“ Karmasin über den Wirtschaftsjournalismus, wo Bericht und Kommentar oft vermischt würden und es an Meinungspluralität fehle: „Ich vermisse im Wirtschaftsjournalismus eine offene Debatte darüber, wie etwas aus verschiedenen ökonomischen Schulen gesehen wird und einzuschätzen ist.“ Dass Medienberichte direkte Auswirkungen hätten, zeige sich etwa an der Berichterstattung über Aktienkurse.

Moderator Peter Muzik warf die Frage auf, ob die besten Erklärungen der Eurokrise nicht schon am Verständnis der Leser scheitern würden: „Ich habe die Befürchtung, dass die meisten Zeitungsleser nicht wissen, was der ESM ist, warum haben wir sonst in der EU eine derartig gigantische Vertrauenskrise?“ Das Interesse an EU-Entscheidungen mag zwar "in Spurenelementen" da sein, aber es gebe einfach zu wenig Vorkenntnisse über die Materie.




BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Wiener Börse Party #918: ATX minimal fester, schönes Baader Bank-Wording, was die Uniqa-Aktie betrifft




 

Bildnachweis

1.

Aktien auf dem Radar:Austriacard Holdings AG, Uniqa, Frequentis, Addiko Bank, Amag, EuroTeleSites AG, Marinomed Biotech, Rosgix, Palfinger, Agrana, FACC, Gurktaler AG Stamm, OMV, Porr, Rath AG, EVN, Oberbank AG Stamm, Erste Group, Flughafen Wien, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, Polytec Group, RBI, Rosenbauer, Telekom Austria, VIG, Allianz, Fresenius Medical Care, Siemens, MTU Aero Engines, Airbus Group.


Random Partner

Freisinger
FREISINGER enterprises setzt auf Old-Economy im Bereich von technischen und industriellen Gütern. Persönlicher Kontakt mit einer guten Mischung aus E-Commerce ergeben eine optimale Vertriebsstruktur für technische Gase, Zubehör und Dienstleistungen.

>> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner




Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    Star der Stunde: AT&S 1.32%, Rutsch der Stunde: FACC -1.11%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 13-14: AT&S(1), Porr(1)
    BSN Vola-Event AT&S
    Star der Stunde: voestalpine 0.64%, Rutsch der Stunde: Austriacard Holdings AG -0.94%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 12-13: Porr(3), VIG(1), AT&S(1), Telekom Austria(1)
    Star der Stunde: AT&S 1.06%, Rutsch der Stunde: Telekom Austria -1.53%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Porr(2), Lenzing(1), OMV(1), Frequentis(1), Uniqa(1)
    Star der Stunde: Rosenbauer 1.47%, Rutsch der Stunde: AT&S -0.77%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: OMV(2), Wienerberger(1), Kontron(1), AT&S(1)

    Featured Partner Video

    ABC Audio Business Chart #138: Wo die meisten Superreichen leben (Josef Obergantschnig)

    Ab einem Vermögen von mehr als 10 Mio. US-Dollar gehört man der selektiven Gruppe der Superreichen an. Hast du dich schon einmal gefragt, wo die meisten Superreichen leben? Wenn du mehr darüber erf...

    Books josefchladek.com

    Tony Dočekal
    The Color of Money and Trees
    2024
    Void

    Monika Faber, Hanna Schneck, Arne Reimer
    Buchumschlag! Fotomontagen im politischen Kampf der 1930er-Jahre in Österreich
    2025
    Schlebrügge.Editor

    Joachim Brohm
    Stoned
    2024
    BR-ED

    András Ladocsi
    There is a big river ...
    2024
    Void

    Gytis Skudzinskas
    Print of Truth / Truth of Print
    2024
    Noroutine Books

    Zypern: Reiner Empörungsjournalismus? (IFWK, Agenda Austria, Tumpel-Gugerell, Karmasin ...)


    20.03.2013, 4798 Zeichen

    Ein Bild zum u.a. Text gibt es unter http://finanzmarktfoto.at/page/pic/3952 : IFWK-Präsident Rudolf Melzer mit dem Wirtschaftsjournalisten und Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, der ehemaligen Direktorin der Europäischen Zentralbank, Gertrude Tumpel-Gugerell, dem Kommunikationswissenschaftler, Matthias Karmasin, sowie dem Moderator des Abends, Peter Muzik, langjähriger Wirtschaftsjournalist und Medienconsulter Public & Media, im Presseclub Concordia

    Wurde Euro "schwachgeschrieben"?
    IFWK diskutierte die Rolle der Medien zwischen Markt und Manipulation

    Wer macht(e) den starken Euro schwach? Und welche Rolle spielten und spielen dabei die Medien? Eine Diskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK) mit der langjährigen Direktorin der Europäischen Zentralbank, Gertrude Tumpel-Gugerell, dem Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin und dem Wirtschaftsjournalisten und Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, zeigte, dass es keine einfachen Antworten auf diese Fragen gibt. Für IFWK-Präsident Rudolf J. Melzer wurde an diesem Abend deutlich, dass nicht nur der Journalismus seine Aufgabe, die komplexen Entwicklungen in der EU zu erklären, besser erfüllen müsse, sondern schon in der Schulausbildung große Defizite bestünden und das Verständnis für ökonomische Wechselwirkungen nicht ausreichend vermittelt werde.

    Unreflektierte Medienberichterstattung kann folgenschwere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben: Darauf verwies die langjährige OeNB- und EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell bei der IFWK-Veranstaltung im Presseclub Concordia. Medien hätten eine hohe Verantwortung: Medienberichte, die das Vertrauen in das Bankensystem erschüttern, führen dazu, dass die Menschen „in Gold und Bargeld flüchten, ihr Geld außer Landes bringen oder unter die Matratze legen.“ Nur mit guter Politik und entsprechender Berichterstattung in den Medien sei Währungsstabilität zu gewährleisten.

    Journalisten stehen Tumpel-Gugerell zufolge sehr oft vor heiklen Entscheidungen: „Was tut man mit einer Information, von der man weiß, dass man damit am nächsten Tag viele Zeitungen verkauft, die aber Auswirkungen in gefährlichem Ausmaß haben kann.“ Natürlich verkaufe sich Angst gut, besonders wichtig sei aber kritisches Hinterfragen - „checks and balances“ - sowie mediale Unabhängigkeit, um Informationen besser beurteilen zu können. Dennoch dürfe man vom Journalismus „nicht zu viel erwarten“, denn: „Es muss schon jemand sehr erfahrend und weitblickend sein, um Gefahren frühzeitig zu erkennen.“

    „Wir Journalisten haben weggeschaut“
    Wirtschaftspublizist Franz Schellhorn stimmte zu, dass „die Rolle der Journalisten“ nicht überschätzt werden dürfe, „aber als verlässliche Informationspartner“ hätten sie deutlich besser agieren können. In Bezug auf die oft unkritischen Berichte über den Euro zeigte Schellhorn sich auch selbstkritisch: „Wir haben überall weggeschaut, wo wegzuschauen war, insbesondere beim Bruch der Stabilitätskriterien.“ Die Journalisten hätten verabsäumt, wichtige Fragen zu stellen, wie „Wer hat uns in die schwierige Lage versetzt?“, „Was war die Rolle der Zentralbanken?“ oder „Welche Interventionen wurden gesetzt und welche Folgen hatten diese?“ Bis heute habe man sich nie angeschaut, wie stark und wie gut der Bankensektor wirklich reguliert ist.

    Dennoch sieht Schellhorn den Wirtschaftsjournalismus nicht in der Krise, allerdings seien Nachwuchsprobleme fachlicher Natur zu beobachten: „Die Medien bekommen Schulabgänger, die von Wirtschaft keine Ahnung haben, und das wird immer schlimmer.“ Nicht nur im Journalismus und in der Journalistenausbildung, sondern bereits in den Schulen brauche es eine bessere ökonomische Ausbildung.

    Zypern: Reiner Empörungsjournalismus?
    Medienwissenschafter Matthias Karmasin kritisierte den reinen Empörungsjournalismus, wie er jüngst am Beispiel Zypern zutage getreten sei: „Die Medien bauen Empörung auf und leben von der Empörungsbewirtschaftung.“ Karmasin über den Wirtschaftsjournalismus, wo Bericht und Kommentar oft vermischt würden und es an Meinungspluralität fehle: „Ich vermisse im Wirtschaftsjournalismus eine offene Debatte darüber, wie etwas aus verschiedenen ökonomischen Schulen gesehen wird und einzuschätzen ist.“ Dass Medienberichte direkte Auswirkungen hätten, zeige sich etwa an der Berichterstattung über Aktienkurse.

    Moderator Peter Muzik warf die Frage auf, ob die besten Erklärungen der Eurokrise nicht schon am Verständnis der Leser scheitern würden: „Ich habe die Befürchtung, dass die meisten Zeitungsleser nicht wissen, was der ESM ist, warum haben wir sonst in der EU eine derartig gigantische Vertrauenskrise?“ Das Interesse an EU-Entscheidungen mag zwar "in Spurenelementen" da sein, aber es gebe einfach zu wenig Vorkenntnisse über die Materie.




    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Wiener Börse Party #918: ATX minimal fester, schönes Baader Bank-Wording, was die Uniqa-Aktie betrifft




     

    Bildnachweis

    1.

    Aktien auf dem Radar:Austriacard Holdings AG, Uniqa, Frequentis, Addiko Bank, Amag, EuroTeleSites AG, Marinomed Biotech, Rosgix, Palfinger, Agrana, FACC, Gurktaler AG Stamm, OMV, Porr, Rath AG, EVN, Oberbank AG Stamm, Erste Group, Flughafen Wien, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, Polytec Group, RBI, Rosenbauer, Telekom Austria, VIG, Allianz, Fresenius Medical Care, Siemens, MTU Aero Engines, Airbus Group.


    Random Partner

    Freisinger
    FREISINGER enterprises setzt auf Old-Economy im Bereich von technischen und industriellen Gütern. Persönlicher Kontakt mit einer guten Mischung aus E-Commerce ergeben eine optimale Vertriebsstruktur für technische Gase, Zubehör und Dienstleistungen.

    >> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner




    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      Star der Stunde: AT&S 1.32%, Rutsch der Stunde: FACC -1.11%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 13-14: AT&S(1), Porr(1)
      BSN Vola-Event AT&S
      Star der Stunde: voestalpine 0.64%, Rutsch der Stunde: Austriacard Holdings AG -0.94%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 12-13: Porr(3), VIG(1), AT&S(1), Telekom Austria(1)
      Star der Stunde: AT&S 1.06%, Rutsch der Stunde: Telekom Austria -1.53%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Porr(2), Lenzing(1), OMV(1), Frequentis(1), Uniqa(1)
      Star der Stunde: Rosenbauer 1.47%, Rutsch der Stunde: AT&S -0.77%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: OMV(2), Wienerberger(1), Kontron(1), AT&S(1)

      Featured Partner Video

      ABC Audio Business Chart #138: Wo die meisten Superreichen leben (Josef Obergantschnig)

      Ab einem Vermögen von mehr als 10 Mio. US-Dollar gehört man der selektiven Gruppe der Superreichen an. Hast du dich schon einmal gefragt, wo die meisten Superreichen leben? Wenn du mehr darüber erf...

      Books josefchladek.com

      Maja Daniels
      Gertrud
      2024
      Void

      Lucas Olivet
      Medicine Tree
      2024
      Skinnerboox

      Pia-Paulina Guilmoth
      Flowers Drink the River
      2024
      Stanley / Barker

      Manolis Coupe-Kalomiris
      Electricity
      2024
      Nearest Truth

      Paul Guilmoth
      At Night Gardens Grow
      2021
      Stanley / Barker

      h