Umgang mit Risiko: Warum es Ziele braucht, um Fehler zu vermeiden (Michael Plos)

Der Begriff Risiko leidet unter einem unheimlich schlechten Image. Schon alleine das Wort “Risiko” löst bei den meisten Menschen Unbehagen aus. Daher ist es auch wenig überraschend, dass Menschen versuchen Risiken zu vermeiden. Und dabei unverhältnismäßig große Opfer bringen. Gerade finanziell ist das jedoch oft ein gewaltiger Fehler.

Doch Fehler hin, Fehler her. Dass wir Risiken vermeiden wollen, liegt in unseren Genen. Es ist Teil der menschlichen Natur. Unsere Vorfahren hatten bei der Konfrontation mit Gefahren stets zwei Möglichkeiten: Fight or Flight. Oder zu deutsch: Kämpfen oder Flüchten. Wobei die Option “kämpfen” (etwa in Auseinandersetzungen mit Säbelzahntigern) nur in den seltensten Fällen gut ausging.

Folgerichtig sind wir heute allesamt Nachkommen jener Menschen, die in der Vergangenheit lieber “auf Nummer Sicher” gesetzt haben. Das Erbgut der mutigen Kämpfer ist hingegen aus dem kollektiven Gen-Pool ausgeschieden.

Kostspielige Denkfehler

Beenden wir den kurzen Ausflug in das Thema Ahnenforschung und kehren ins Hier und Jetzt zurück. Auch heute noch versuchen wir viele Risiken zu eliminieren. Was in gesundheitlichen Belangen durchaus vernünftig sein kann, führt bei den persönlichen Finanzen oftmals zu unverhältnis kostspieligen Konsequenzen.

Nun sind Säbelzahntiger natürlich längst ausgestorben. Doch warum fürchten wir uns dann in Geldfragen vor Risiken nach wie vor so, als ob es um Leben und Tod ginge?

Im Kern hat das Ganze zwei Gründe.

Zum einen sind wir Menschen relativ schlecht darin, Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen. Vor allem dann, wenn es um niedrige Wahrscheinlichkeiten geht. Bei einem Münzwurf schätzen wir noch recht zuverlässig, ob Kopf oder Zahl kommen wird. Geht es jedoch in die einstelligen Prozent- oder gar Promillebereiche, sind unsere Einschätzungen meist schlecht. Sehr schlecht sogar. Wir über- oder unterschätzen Risiken massiv. Und das führt zu entsprechend schlechten und irrationalen Entscheidungen.

Zum anderen neigen wir Menschen dazu, unser Gehirn möglichst zu entlasten. Das hat auch einen guten Grund, wenn man sich das Folgende vergegenwärtigt: Während das menschliche Hirn nur rund 2 Prozent der eigenen Körpermasse ausmacht, verbraucht es gleichzeitig rund 20 Prozent der täglich zugeführten Kalorien. Damit der Anteil nicht noch weiter steigt, hat das Hirn auf zwei Denksysteme umgestellt. Schnelles Denken und Langsames Denken, wie es von Daniel Kahneman bezeichnet wird. 

Kahneman hat für seine Arbeit in Bezug auf Denkfehler übrigens nicht nur den Nobelpreis bekommen, sondern mit Schnelles Denken, langsames Denken eines der wichtigsten Bücher aller Zeiten geschrieben. Ich empfehle dieses Buch ausnahmslos jedem und jeder dringend zur Lektüre!

Doch worum handelt es sich bei den beiden Denksystemen nun ? In aller Kürze: Das “langsame” Denken ist das anstrengende Denken. Man rechnet sich Dinge durch, um zu einer möglichst objektiven Erkenntnis mit den besten Erfolgsaussichten zu gelangen. Dabei arbeitet beispielsweise mit Erwartungswerten und maximiert (bzw. minimiert) diese. Das “schnelle” Denken ist wiederum der Effizienz verschrieben. Es setzt auf Intuition. Das funktioniert in vielen Fällen auch ganz hervorragend, ohne, dass die Qualität der Entscheidungen stark leiden würden. Aber eben nicht in allen Fällen. 

Schnelles Denken, langsames Denken
Schnelles Denken und Langsames Denken beeinflussen unsere Handlungen

Wikipedia fasst es den obigen Ausführungen entsprechend folgendermaßen zusammen:

Schnelles Denken: automatisch, immer aktiv, emotional, stereotypisierend, unbewusst

Langsames Denken: anstrengend, selten aktiv, logisch, berechnend, bewusst.

Die Fehleranfälligkeit des schnellen Denksystems äußert sich gleich in einer ganzen Reihe von systematischen Denkfehlern, die im Englischen auch gerne als “Bias” bezeichnet werden.

Der Preis für WC-Reiniger spielt verrückt

Wir wissen nun also, dass die sogenannte Biases systematische Denkfehler sind, die zu irrationalen Entscheidungen führen können. Ein besonders interessanter (weil relevanter) Denkfehler trägt den Namen Zero-Risk-Bias. Halten wir uns nicht lange mit der Theorie auf, werfen wir einen Blick in die Praxis. Und zwar einen tiefen Blick. 

Dazu springen wir ins Jahr 1987. Damals wurde von Kip Viscusi und seinen Kollegen Wesley A. Magat und Joel Huber von der Northwestern University in Greensboro (North Carolina) ein aufschlussreiches Experiment durchgeführt.

Das dazugehörige Paper kann man sich hier herunterladen.

Das Forschungs-Team platzierte sich bei der Durchführung auf dem Parkplatz eines Baumarktes (in North Carolina, USA) und fing jene Leute ab, die gerade aus diesem Markt herauskamen. Insgesamt 734 Personen wurde nun unter anderem ein zwar fiktiver aber optisch völlig professionell gestalteter WC-Reiniger präsentiert. Damit die Befragten eine wohl durchdachte (Kauf-)Entscheidung treffen konnten, wurden sie explizit auf zwei spezielle Risiken hingewiesen. 

So würden sich 15 von 10.000 Verbrauchern (Achtung: im Internet beziehen sich viele deutschsprachige Artikel bezüglich dieses Experiments auf 15 von 1.000 Verbrauchern – womöglich wurde die Primärquelle – also die Studie – bei der Recherche nicht angeschaut) an Gasen, die bei der Anwendung des WC-Reinigers entstehen können vergiften. Doch hier war noch nicht Schluss, es gab noch ein zweites Risiko. Und zwar würden sich weitere 15 von 10.000 Verbrauchern Augenverletzungen zuziehen. So weit so gut. Doch jetzt kommt der spannende Teil:

Die Baumarktbesucher wurden nun gefragt, wie viel mehr sie zu zahlen bereit wären, um die beiden oben genannten Risiken zu verkleinern.

Zur Erinnerung: Die Chance für die Vergiftung lag bei 15 zu 10.000. Also bei 1,5 Promille (= 0,15 Prozent). Oder anders gesagt: Die Chance, dass man sich nicht vergiftet lag bereits beim Ursprungsprodukt bei 99,85 Prozent

Die Chance für die Augenverletzungen lag ebenfalls bei 15 zu 10.000 (also 1,5 Promille). Die Chance, dass nichts passiert lag für dieses Risiko ebenfalls bei 99,85 Prozent.

Der Verkaufspreis für den WC-Reiniger: 2 US-Dollar oder 200 Cent. Der Preis für 99,85 Prozent Sicherheit (je Risiko) lag also bei 200 Cent. Dies bitte bei der Lektüre der nächsten Zeilen immer im Hinterkopf zu behalten.

Denn nun schauen wir uns nun an, was die Befragten bereit gewesen wären, finanziell draufzulegen, um die – ohnehin schon sehr geringen – Risiken noch weiter zu senken.

Die ersten 0,5 Promille: Um das Risiko für Vergiftung und Augenverletzungen von jeweils 15 auf 10 (von 10.000) zu reduzieren, waren die Befragten bereit um 65 Cent mehr zu bezahlen.

Die zweiten 0,5 Promille: Um das Risiko noch weiter zu reduzieren – und zwar von jeweils 10 auf jeweils 5 (pro 10.000) – waren die Baumarktbesucher bereit zusätzlich 19 Cent zu bezahlen. Also deutlich weniger als für die ersten 0,5 Promille.

Die letzten 0,5 Promille: Jetzt kommt der Teil mit dem Zero-Risk. Zur Erinnerung: Die Chance, dass der WC-Reiniger ohne Komplikationen verwendet wird, liegt mittlerweile pro Risiko bei jeweils 5 zu 10.000 bzw. 99,95 Prozent. Um das Risiko von jeweils 5 auf jeweils 0 zu reduzieren, wären die Menschen bereit noch einmal ganze 83 Cent draufzulegen. Also unverhältnismäßig viel, wenn man bedenkt, dass man aus einem ohnehin schon extrem winzigen Risiko ein (vermeintliches) Null-Risiko macht.

Für Eltern interessant: Während Befragte ohne Kleinkinder (unter 5 Jahre) wie oben geschildert bereit waren statt 2 Dollar insgesamt 3,67 Dollar (2,00 + 0,65 + 0,19 + 0,83 Dollar) für die risikofreie Variante zu bezahlen waren es bei Eltern mit Kleinkindern sogar 4,22 Dollar (2,00 + 0,99 + 0,24 + 0,99). Der Aufschlag im Vergleich zum Urprodukt? Mehr als das Doppelte, genau genommen 111 Prozent bzw. 15 Prozent mehr als die Befragten ohne Kleinkinder (4,22 vs. 3,67 US-Dollar).

Rein wissenschaftlich betrachtet, weisen die Ergebnisse auf Irrationalität hin. Schließlich entledigt man sich bei jeder Entscheidung (pro Gefahr) eines Risikos von 0,5 Promille. Heißt: Der Zugewinn an Sicherheit ist in allen drei Varianten für jedes Risiko absolut betrachtet gleich hoch (nämlich 0,5 Promille von 10.000) – der subjektive Wert schwankt jedoch und ist bei der Schwelle zur Sicherheit absolut betrachtet am höchsten. 

Wenn man es so liest, klingt es irrational. Aber Hand aufs Herz: Wäre dir die Senkungen auf ein Nullrisiko nicht auch am meisten wert gewesen? Also auf einer emotionalen Ebene. Fachleute nennen diesen irrationalen Aufpreis die “Sicherheitsprämie”. Und die ist erheblich.

Eine kleine Anmerkung sei hier noch erlaubt: Wie wir festgestellt haben, fällt es uns allen schwer, kleine Wahrscheinlichkeiten einzustufen. Deshalb hier eine kleine Hilfe: Der WC-Reiniger hatte ja eine Sicherheit von 99,85 Prozent für jedes der beiden Risiken. Klingt viel – und ist viel. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie extrem unwahrscheinlich es ist, dass eines der beiden Risiken wirklich eintritt, möchte ich den Münzwurf heranziehen: Es ist wahrscheinlicher, dass 9 mal in Folge Kopf (bzw. Zahl) kommt, als das eines der beiden Risiken eintritt. 

Wenn ich jetzt frage: Wärst du bereit einen Aufpreis von 83,5 Prozent Sicherheitsprämie zum ursprünglichen Preis zu bezahlen (bzw. 111 Prozent mehr für Eltern), um dieses Risiko zu eliminieren? Wie würde dann deine Antwort ausfallen?

Vorsicht Marketingsprech

Aufmerksame Leserinnen und Leser werden es bemerkt haben. Ich habe zuvor ganz bewusst davon geschrieben, dass man aus einem “winzigen Risiko” lediglich “ein vermeintliches Null-Risiko” macht. Das habe ich ganz bewusst getan. Dies ist nämlich immer dann der Fall, wenn Fachkundige gegenüber Nicht-Fachkundigen von “praktisch” keinem Risiko sprechen. Besonders beliebt ist dies beispielsweise bei Anlageberatern, etwa vor dem Verkauf von Finanzprodukten.

Ziehen wir beispielhaft das Sparbuch heran. Um einigermaßen realistische Zahlen zu haben, gehen wir davon aus, dass man am Sparbuch 0,1 Prozent Zinsen bekommt. Das entspricht dem aktuellen Durchschnittsniveau im deutschsprachigen Raum.

Am Sparbuch wird aktuell Kapital vernichtet

Nun klingen 0,1 Prozent Zinsen natürlich nicht gerade berauschend. Das wissen natürlich auch Bank-Verkäufer. Mit Zinsen wird daher längst nicht mehr geworben. Vielmehr wird argumentiert, dass man mit dem Sparbuch “auf Nummer Sicher” geht. Dass dieser rhetorische Kniff zieht, zeigen aktuelle Zahlen, die das Sparbuch weiterhin als beliebtestes Finanzprodukte sehen.

Geschickte Bankverkäufer werden sich genau auf Letztere Zahlen stützen und argumentieren, dass auch “die meisten anderen” in “Zeiten wie diesen” auf das Sparbuch setzen würden. Dies ist jedoch nur ein weiteres (Pseudo-)Argument, das Sicherheit vorgaukelt. Sehen wir uns nun an, warum das Sparbuch in der Realität lediglich mit einer Scheinsicherheit punkten kann.

Das Sparbuch kann Sicherheit nämlich nur in einem extrem kleinen Spektrum bieten. Zum einen gilt die Sicherheit “nur” bis zur Einlagensicherung von 100.000 Euro. Zugegeben: Wenn man nicht gerade ein besonders wohlhabender Kunde der Commerzialbank im Burgenland war, kann einem das zwar egal sein. Es zeigt jedoch, dass auch “praktisch kein Risiko” in der Praxis sehr wohl ein Risiko darstellt – auch wenn es einem anders verkauft wird. Viel schwerer wiegt aber der Umstand, dass einem das Sparbuch auch im Ideal-Szenario lediglich das Risiko abnimmt, dass der Nominalwert des eigenen Geldes sinkt.

Doch was bedeutet das? Folgendes: Wenn man 1.000 Euro ein Jahr lang zu 0,1 Prozent Zinsen anlegt, dann hat man auch nach einem Jahr noch seine 1.000 Euro. Außerdem bekommt man Zinsen in Höhe von 1 Euro, von denen aber noch Steuern abgezogen werden müssen. In unserem Beispiel sind wir jedoch großzügig und lassen den Steuerabzug einfach weg. Entsprechend landen wir nach einem Jahr auf dem Sparbuch bei 1.001 Euro.

Ist damit alles gut? Einerseits ja, andererseits nein. Denn Geld hat eine ganz bestimmte Funktion. Nämlich, dass man damit etwas kaufen kann. Dazu gilt es Theorie und Praxis zu unterscheiden: Auf dem Papier kann man zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt um 1001 Euro mehr kaufen, als um 1.000 Euro. Das ist logisch und auch korrekt. Ist damit alles gut? Nein, das ist es nicht.

Denn in der realen Welt, gibt es so etwas wie Geldentwertung, auch Inflation genannt. Die Geldentwertung sorgt dafür, dass 1.000 Euro heute mehr wert sind, als 1.000 Euro in einem Jahr. Werfen wir dazu einen Blick um ein Jahr zurück. Laut dem statistischen Amt der Europäischen Union hat der Euro im Vergleich zu vor einem Jahr Kaufkraft in Höhe von 5,0 Prozent eingebüßt.

Das bedeutet: Nominal ist unser Erspartes von 1.000 Euro zwar in den letzten zwölf Monaten auf 1.001 Euro gestiegen (Theorie). Tatsächlich (Praxis) lassen sich mit diesen 1.001 Euro heute aber nur noch Waren und Dienstleistungen kaufen, die einen Gegenwert von 951 Euro (1.000 Euro minus 5,0 Prozent / danach + 1 Euro) haben.

Zinsen-Meme
Auf die Realverzinsung kommt es an

Um sich die Rechnerei von der Theorie (nominale Zinsen) hin zur Realität zu ersparen, kann man auch einfach den “realen” Zinssatz heranziehen. Dieser sagt aus, wie viel mein Geld “real” mehr oder weniger Wert geworden ist.

In unserem praxisnahen Beispiel liegt die Realverzinsung bei minus 4,9 Prozent (nominale Verzinsung minus Inflationsrate). Die Betonung liegt auf Minus. Was bedeutet das im Zusammenhang mit dem Sparbuch? Es bedeutet, dass im aktuellen Umfeld (niedrige Zinsen, sehr hohe Inflation) nur eine Sicherheit herrscht: Nämlich dass das Geld am Sparbuch immer weniger wert wird.

Dass Bankverkäufer damit werben, dass man mit dem Sparbuch auf “Nummer Sicher” gesetzt wird, mutet also geradezu grotesk an.

Keine Ziele, kein Risiko

Wir haben nunmehr festgestellt, dass wir in einer Welt voller Risiken leben. Außerdem haben wir gelernt, dass in vielen finanziellen Angelegenheiten das völlige Vermeiden von Risiken viel zu kostspielig ist. Man handelt also irrational. Und wer finanziell irrational handelt, der pflegt nunmal keinen klugen Umgang mit Geld. Aber das wollen wir doch.

Wie kann nun also eine Lösung für dieses Problem aussehen? Dazu machen wir einen kleinen Ausflug in die Welt des Verkehrs

Dieser birgt logischerweise ein gewisses Risiko. In Österreich gibt es ungefähr einen Verkehrstoten pro Tag (zuletzt 359 im Kalenderjahr 2021), in Deutschland ist es um die Einwohnerzahl bereinigt etwas weniger (Schätzung für 2021: 2.500). Beide Werte sind übrigens rekordverdächtig tief. Und die Tendenz lautet weiterhin fallend (unter anderem weil Fahrzeuge immer sicherer werden). Das sind gute Nachrichten.

Doch kommen wir zurück zum Zero-Risk-Bias, um den Kreis zu schließen. Könnte man als Einzelperson das Risiko für den eigenen Verkehrstod nicht sofort auf Null reduzieren? Selbstverständlich könnte man das. Das geht sogar sehr einfach. 

Nämlich indem man schlicht überhaupt nicht mehr am Verkehr teilnimmt – also zu Hause bleibt. Dazu muss man lediglich sämtliche räumliche Ziele aufgeben. Also nirgendwo mehr hinwollen. Ist das realistisch? Nein – Pandemie hin, Pandemie her. Die allermeisten von uns haben räumliche Ziele. Das muss kein Urlaub sein, dass muss auch nicht der Weg ins Büro sein. Aber vielleicht will man ja Freunde treffen oder seine Verwandten besuchen. Ein Blick aus dem Fenster genügt. Menschen haben räumliche Ziele. Und dafür gehen sie ein winziges Risiko ein. Und das ist auch gut so (wenn man den Umweltaspekt jetzt einmal ausklammert).

Es sind unsere Ziele, die uns dazu bringen, uns trotz der Risiken im Straßenverkehr fast täglich auf den Weg machen.

Doch wie sieht das in Sachen Geld aus? Hier muss man unterscheiden. Einerseits sind hier die Konsumentscheidungen zu nennen. Diese müssen – abhängig vom jeweiligen Produkt – ja weiterhin getroffen werden. Hier kann man sich jedoch vor wichtigen Anschaffungen (also jenen wo man lange nachdenkt und tatsächlich Preise vergleicht) fragen, ob hier womöglich die Zero-Risk-Bias zu tragen kommt und man davor steht eine irrationale (zu teure) Entscheidung zu treffen.

Ziele
Wer keine Ziele hat, geht auch keine Risiken ein

Doch eigentlich “blockiert” uns die Zero-Risk-Bias in einem noch viel wichtigeren Bereich: Der finanziellen Vorsorge. Viele Menschen haben keine finanziellen Ziele. Dementsprechend haben sie auch keinerlei Anreiz in Fragen der Geldanlage jegliche Risiken einzugehen. Laut aktuellen Zahlen sorgt rund ein Drittel der Menschen in Österreich und die Hälfte der Menschen in Deutschland finanziell gar nicht vor.

Braucht es noch einen weiteren Beleg dafür, warum finanzielle Ziele so dermaßen wichtig sind? Ich sage nein. Doch wie können solche finanziellen Ziele aussehen? Das ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden. Das wohl beliebteste finanzielle Ziel ist das Schließen der eigenen Rentenlücke. Wer es ehrgeiziger angehen will, kann auch die finanzielle Freiheit als Ziel definieren. Die ist ohne extrem hohe Sparquote aber kaum zu realisieren.

Schlau ist, wer Ziele hat

Eines steht jedoch fest. Finanzielle Ziele sind ein wichtiger Teil von Finanzbildung. Wer klug mit dem eigenen Geld umgehen möchte, muss sich finanzielle Ziele stecken. Diese dürfen und sollen ehrgeizig ausfallen. Denn dann kommt gezwungenermaßen der Zinseszins ins Spiel. Und wer sich diesen zu Nutze machen will, der muss bei der Geldanlage gewisse (wohl überlegte) Risiken eingehen.

Fassen wir zusammen: Das Leben besteht aus Risiken. Diese gänzlich zu vermeiden, ist in vielen Fällen ein Fehler. Vor allem, wenn es um finanzielle Entscheidungen geht. Man ist hier ein bis zu einem gewissen Grad ein Opfer seines eigenen Gehirns, das bestimmte Risiken systematisch falsch einschätzt. Man kann dem jedoch begegnen, indem man sich immer wieder die Frage stellt, ob man gerade rational handelt und einfach nachrechnet. Oder – und das ist noch viel wichtiger und einfacher umzusetzen: Man setzt sich finanzielle Ziele. Diese helfen einem dabei, keine vermeidbaren Sicherheitsprämien zu bezahlen. Sei es bei Produkten des täglichen Bedarfs oder Finanzprodukten.

Bleibt nur noch eine Frage: Wie sehen deine finanziellen Ziele aus?  

Der Beitrag Umgang mit Risiko: Warum es Ziele braucht, um Fehler zu vermeiden erschien zuerst auf Michael Plos - Finanzbildung, Sparen und Investieren.

Im Original hier erschienen: Umgang mit Risiko: Warum es Ziele braucht, um Fehler zu vermeiden



(20.02.2022)

Risiko, (© photaq)


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Michael Plos

Finanzblogger

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