"Risk off" hilft dem Greenback immer noch, auch wenn die USA Teil des Problems sind (Willibald Katzenschlager, LLB Österreich)

Hatte ich mich gestern Morgen noch über das Auseinanderklaffen zwischen der Entwicklung der COVID19-Pandemie und der Erwartungshaltung der Märkte gewundert, so hat sich das im Lauf des Tages ziemlich "eingerichtet". Die Eröffnung des Internationalen Währungsfonds (IWF), nun mit knapp 5 % Kontraktion für die weltweite Wirtschaftsleistung 2020 (bisher "nur" - 3 %) zu rechnen, verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Börsen legten einen steilen Sinkflug hin (Europa im Schnitt - 3%, Wall Street - 2,5 %), die üblichen Verhaltensmuster des Devisenmarktes griffen ebenfalls. "Risk off" hilft dem Greenback immer noch, auch wenn die USA Teil des Problems sind. Nicht nur die Corona-Thematik steht hier im Fokus, auch die andauernden Überlegungen neue (und höhere) Zölle auf den Import diverser Waren aus der EU zu erheben, ist für die internationale Konjunktur nicht gerade förderlich. Dass die Ratingagentur Fitch gestern Kanada von AAA auf AA+ herabstufte, ist keine große Überraschung, immerhin erhöhte sich das Haushaltsdefizit der "Maple Leafs" von knapp 1 % auf vermutlich 12 % des BIP für das laufende Fiskaljahr. Die coronabedingten finanziellen Stützungsmaßnahmen forderten somit ein erstes Opfer. Welchen Preis der eine oder andere europäische Staat hier zahlen wird müssen steht noch nicht fest, es dürfte jedoch nicht mit "Peanuts" getan sein...

Die Aktienmärkte in Asien zeigen sich heute Morgen auf breiter Front mit Abschlägen, wobei in China und Hongkong aufgrund eines Feiertages kein Handel stattfindet. Die Börsen folgen damit den sehr schwachen Vorgaben der Wall Street und Europas, wo es zur Wochenmitte scharf abwärts ging.

Unter den Anlegern nimmt die Sorge vor neuen Wellen von Corona-Ausbrüchen deutlich zu. Vor allem der starke Anstieg von Neuinfektionen in einigen US-Bundesstaaten schürt die Angst vor neuen Abriegelungsmaßnahmen, auch wenn diese vermutlich nur regional begrenzt sein dürften. In einigen US-Bundesstaaten stiegen die Neuinfektionen zuletzt auf Rekordniveaus und der US-Bundesstaat New York hat wegen der rapiden Zunahme von Coronavirus-Fällen im Süden der USA eine Quarantäne für Besucher aus dieser Region angeordnet. Auch die Nachbarstaaten New Jersey und Connecticut schlossen sich der Maßnahme an. Darüber hinaus belastete die Verschärfung im Zollstreit die Wall Street. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer erwägt zusätzliche Zölle im Wert von mehr als USD 3 Mrd. auf Produkte aus Deutschland, Frankreich, Spanien sowie dem Vereinigten Königreich. Dies geht aus einer Aktennotiz im Subventionsstreit um Airbus und Boeing hervor. Zudem sind neue Zölle auf kanadisches Aluminium geplant.

Auch die Ölpreise stehen unter Abgabedruck, da die Rohöllagerbestände in den USA wesentlich stärker gestiegen sind als erwartet worden war, nämlich auf ein neues Rekordhoch. Hinzu kommt ein deutlicher Anstieg der Rohölproduktion. Am europäischen Obligationenmarkt konnten die Kurse gestern überwiegend zulegen. Besonders Anleihen aus den Kernländern waren gesucht. Österreich platzierte eine Anleihe mit 100 Jahren Laufzeit und beschaffte sich so EUR 2 Mrd. zu unter 1 %. Die Rekordzeichnungen lagen bei mehr als EUR 17,7 Mrd.



(25.06.2020)

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