Die Vorschläge zur Steuerreform aus Sicht eines professionellen Investors (Gregor Rosinger)

 Soeben habe ich in der Presse folgenden Artikel gelesen:

http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4681328/Steuerreform_60-Prozent-Steuer-fur-Millionaere

Natürlich wird im Facebook schon wieder diskutiert, dass sich irgendwelche Neider durchgesetzt hätten – doch analysieren wir die Vorschläge einmal nüchtern und rein aus dem Blickwinkel eines professionellen Investors mit 30 Jahren Erfahrung, dann sehen die Fakten etwas anders aus:

1.)   es konnte eine echte Vermögenssteuer die an die Substanz gegangen wäre verhindert werden. Eine Vermögenssteuer hätte sehr viele heimische Arbeitsplätze gefährdet und damit auch Inlandskaufkraft gekostet, was in der Folge zu weiteren Arbeitsplatzverlusten und weiter sinkender Kaufkraft geführt hat. Diese sich gegenseitig verstärkende Negativspirale konnte durch den Verzicht auf Vermögenssteuern verhindert werden.

2.)   Es konnte eine Erbschafts- und Schenkungssteuer verhindert werden, die viele der in den nächsten Jahren altersbedingt anstehenden Nachfolgeregelungen in Unternehmerfamilien gefährdet und/oder unmöglich gemacht hätte.

3.)   Eine KEST-Erhöhung auf Dividenden wird zumindest einige Firmen motivieren die Eigenkapitalquote zu erhöhen (was bei vielen Unternehmen dringend notwendig ist) anstatt voll oder teilweise die Gewinne auszuschütten. Diese nicht ausgeschütteten Gewinne können zur Entschuldung von Unternehmen und/oder für Investitionen verwendet werden. Beides ist gut für die Wirtschaft und die Zukunftsfähigkeit des Standortes…

4.)   Ein hoher Spitzensteuersatz von 60 % stärkt uns Eigentümer bei Gehaltsverhandlungen mit angestellten Führungskräften, weil man nunmehr besser argumentieren kann, dass eine Gehaltserhöhung überproportionale Kosten gegenüber dem Nettolohnzuwachs des Managers bzw. der Managerin verursacht und somit eine verantwortungsvolle Führungskraft im Interesse des Unternehmens darauf verzichten sollte. Mittelfristig wird das dazu beitragen in Summe den Personalaufwand im Management wieder zu reduzieren. Nicht viele werden sich mehr daran erinnern, aber vor 1988 gab es in Österreich 62 % persönlichen Spitzensteuersatz.

5.)   Ich hatte nie verstanden warum Diesel bei der Mineralölsteuer begünstigt war. Im Endeffekt war das eine reine Wettbewerbsverzerrung, die vor allem jene Autohersteller begünstigt hatte, die eine große Dieselflotte im Angebot haben. Bei BMW in Steyr wird man sich über die neue Regelung – sollte sie so kommen wie im Artikel skizziert - zwar nicht freuen – aber c’est la vie – so funktionieren Markt und Wettbewerb. Auch diese Maßnahme ist somit begrüßen.

6.)   Keinen SUV als Dienstwagen zu akzeptieren finde ich richtig und konsequent, denn SUVs sind Freizeitfahrzeuge und als diese wurden sie auch konzipiert. Wer eine Allradlimousine braucht findet mittlerweile bei fast allen Herstellern eine taugliche Alternative, die weniger Treibstoff verbraucht und den Straßenbelag deutlich weniger zerstört.

7.)   Auch der Vorschlag der Registrierkassenplicht in der Gastronomie ist ein konsequenter Ansatz und schon lange überfällig, sowohl um „griechische Verhältnisse“ zu verhindern, aber auch um alle Unternehmen – egal welcher Größe, Rechtsform und Branche – gleich zu behandeln und den Wettbewerb nicht zu verzerren.

Insgesamt ein sehr interessanter Ansatz. Im Sinne des Wirtschaftsstandortes Österreich, sollte dieses Paket so beschlossen werden…



(10.03.2015)

Gregor Rosinger, (© Rosinger Group, beigestellt)


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Gregor Rosinger

Gregor Rosinger ist Generaldirektor, Investor, Kunstmäzen, Börsianer, Autor, Schlossbewohner, Maserati-Fahrer, Vater, Ehemann, Immobilienbesitzer, Ostpionier, Wiener, Nebenwerte-Guru, Blogger, Friend of Christian Drastil, "Oberste Instanz" für "Regionale Mittelstands Sicherung". Kurz gesagt: er ist Eigentümer des Finanzkonzerns Rosinger Group und seit 1985 als Investor erfolgreich im Geschäft...
www.gregor-rosinger.at

>> http://www.rosinger-gruppe.de


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