Im Bann der Notenbanken, Teil 2 (Prime Quants, Christoph Scherbaum)

Aus Hollywood ist diese Praxis längst bekannt – ist ein Film besonders erfolgreich, wird gerne ziemlich zügig eine mehr oder weniger adäquate Fortsetzung abgedreht und in die Kinos gebracht. Beziehungsweise zu den einschlägigen Streamingdiensten, die – im Falle von Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) – dadurch offenbar durchaus erfolgreich am Markt agieren, wie die jüngsten Zahlen des Unternehmens am Montag zeigten. Und was für Hollywood recht ist, ist für die Aktienmärkte derzeit offenbar nur billig, denn auch in dieser Woche (und damit in der dritten hintereinander) dominierten die Notenbanken das Kursgeschehen. Die Hauptrolle durfte diesmal wieder die EZB übernehmen, denn die hielt am gestrigen Donnerstag ihre Ratssitzung ab und traf auf selbiger eine neue Entscheidung zum Leitzins in der Eurozone (alles bleibt, wie es ist, sprich bei 0%), die Präsident Mario Draghi dann den Reportern in die Mikrofone diktierte. In einer Art vorauseilendem Gehorsam – frei nach dem Motto „man kann ja nie wissen“ – hatten die Märkte bereits zu Beginn der Woche erst einmal ordentlich nachgegeben. Ein ausgesprochen starker Euro tat sein Übriges, um die Kurse von DAX & Co in den Keller zu schicken. Der deutsche Leitindex fand sich dabei an der 12.400er-Marke wieder, und von dort startete dann die Aufholjagd. Bis, nun ja, Draghi gestern kam:

Vogelschlag

Dessen Aussagen zur künftigen Zinspolitik der EZB (Diskussionen über einen Ausstieg aus den weiterhin umstrittenen Anleihen-Ankäufen frühestens im Herbst) legte dem DAX neue Steine in den Weg. Beinahe wäre es dem Börsenbarometer gelungen, die 12.600er-Schwelle zurückzuerobern, doch ohne Draghis freundliche Unterstützung rutschten die Notierungen wieder unter die 12.500er-Marke zurück. Ebenfalls negativ (für die übrigen Blue Chips) wirkte sich die Klatsche aus, die Lufthansa gestern einstecken musste: über 7% Verlust musste die Airline mit dem Kranich im Logo gestern verbuchen. So richtig aufwärts ging es eigentlich nur (erneut) für den Euro, der mit einem Kurs deutlich über 1,16 US-Dollar auf dem höchsten Stand fast zwei Jahren (!) notiert. Und an der Wall Street reüssierten der S&P 500 sowie der Nasdaq Composite, indem sie neue Rekordstände markierten. Das war es dann aber auch schon mit den Höhepunkten für die Woche, irgendwie. Und so endet dieses Editorial auf eine etwas beklemmende Weise, nämlich annähernd genauso wie das vom vergangenen Freitag, erinnern Sie sich? Da schrieben wir, nachdem von Fed-Chefin Janet Yellen nur wenig Neues geliefert wurde, „Die Antwort auf die Frage, wer oder was in den kommenden Sitzungen die Kurse bewegen wird, muss demnach in die nächste(n) Woche(n) vertagt werden!“ Das gilt nun, nach Draghis Auftritt, ebenso. Aber vielleicht macht das den Reiz mancher Fortsetzungen aus – viel Lärm um nichts, und am Ende gewinnen wieder die Guten. Oder so.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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Bildquelle: dieboersenblogger.de / Prime Quants



(23.07.2017)

winken, Schatten, (© Martina Draper)


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