Langer Atem statt hoher Hebel (Lars Brandau, Christoph Scherbaum)

Geduld zu haben und Rücksetzer an den Börsen auszuhalten ist nicht jedermanns Stärke. Vielmehr zahlen Anleger oft hohe Gebühren, ohne eine ansehnliche Rendite erwirtschaftet zu haben, und trennen sich dann vorzeitig von ihrem Produkt. Insbesondere in Phasen politischer Börsen können die Ausschläge an den Kapitalmärkten hoch sein. Diejenigen, die in solchen Phasen die Nerven behalten, haben im Zweifel bessere Chancen, über kurz oder lang Gewinne einzufahren. Das gilt natürlich nicht immer und für jeden Einzeltitel, aber tendenziell für den breiten Markt. Dagegen bewahrheitet sich die alte Börsenregel: Hin und her – Taschen leer.

Den Leitsatz von Warren Buffett „Unsere bevorzugte Haltedauer ist für immer“, muss dennoch nicht jeder unterschreiben. Zu sehr hält der Wandel der Zeit auch Einzug in die Finanzwirtschaft und verändert tradierte Investmentphilosophien. Die Investoren sollten sich vor pauschalen Urteilen hüten, zumal die Haltedauer immer von der jeweiligen Zielsetzung, den Möglichkeiten und Präferenzen des Anlegers abhängt. Dennoch kann zumindest ein angedachter längerfristiger Anlagehorizont insbesondere für die eigene Vorsorgeplanung durchaus sinnvoll sein. So hat beispielsweise der deutsche Aktienindex DAX zumindest in der Langfristbetrachtung eine stattliche Performance p.a. aufzuweisen. Und das trotz zahlreicher Krisenherde im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld.

Der Deutsche Derivate Verband befragte in seiner Trend-Umfrage gut informierte Anleger nach ihrem jeweiligen Anlagehorizont. Rund zwei Drittel der Zertifikate-Anleger in Deutschland, und damit deutlich mehr als noch im Vorjahr, gaben an, einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont zu verfolgen. Insgesamt ein Drittel hält die strukturierten Wertpapiere über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu einem Jahr im Depot. Mehr als 30 Prozent der Befragten bevorzugen sogar eine Haltedauer von mehreren Jahren und setzen die Produkte somit zum nachhaltigen Vermögensaufbau ein. Gut ein Viertel der insgesamt 1.735 Umfrageteilnehmer gehören eher zu den kurzfristig orientierten Investoren und geben einen Zeithorizont von ein paar Tagen bis zu wenigen Wochen an. Lediglich knapp 10 Prozent führen ihre jeweiligen Kauf- und Verkaufstransaktionen innerhalb eines Handelstags durch und zählen somit zur Gruppe der Daytrader.

Mögen auch die Motive der Anleger unterschiedlich sein, so machen sich Stehvermögen und ein langer Atem beim Anlegen tendenziell bezahlt. Das ist für Investoren im Zuge der eigenen finanziellen Alterssicherung wichtig.

Ein Beitrag von Lars Brandau

Er ist seit Gründung des Deutschen Derivate Verbands (DDV) dessen Geschäftsführer und vertritt den DDV auch in den Arbeitsgruppen des europäischen Dachverbands EUSIPA. Der studierte Germanist und Politologe gilt als ausgewiesener Kommunikationsprofi. Zuvor war Lars Brandau unter anderem in verschiedenen leitenden Funktionen beim Nachrichtensender n-tv tätig; zuletzt als Chefmoderator. In dieser Zeit berichtete er als Reporter aus Kriegs- und Krisengebieten, kommentierte zahlreiche Landtags- und Bundestagswahlen und moderierte drei Jahre lang die Telebörse. Weitere Informationen unter: www.derivateverband.de

Bildquelle: dieboersenblogger.de / DDV



(24.04.2017)

Lars Brandau (Deutscher Derivate Verband), (© Martina Draper für BE / finanzmarktfoto.at)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> http://dieboersenblogger.de


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