ATX-Trends: SBO, OMV, Addiko, Rosenbauer, Do&Co, Verbund ...

Nach dem schwachen Monatsauftakt haben sich die Anleger am Donnerstag an den europäischen Börsen letztendlich nicht allzu weit aus der Deckung gewagt, nach einem nervösen Verlauf mit mehrfachem Vorzeichenwechsel konnte der EuroStoxx mit einem Plus von 0,3% schliessen, nachdem er bis zu zwei Prozent im Minus, aber auch ein Prozent im Plus gelegen war, der CAC 40 in Paris endete mit einem ebenso großen Plus, auch der Dax in Deutschland, und in London brachte der Tag einen Zugewinn von 0,5% für den FTSE 100.

Die ansteigenden Ölpreise und positiv tendierende Börsen in den USA trotz des dramatischen Anstieges der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gaben den Märkten die notwendige Unterstützung. Ölwerte waren dementsprechend auch unter den größten Gewinnern, Eni konnte 6,9% zulegen, für Total ging es 3,1% nach oben und in London schloss Royal Dutch Shell mit einem stolzen Aufschlag von 9,4%. Für die Papiere aus dem Reise- und Freizeitsektor ging es hingegen wieder nach unten, der Subindex musste 4,4% abgeben. Hennes & Mauritz soll laut Medienberichten seine Mitarbeiter wegen der virusbedingten Ladenschließungen über Beurlaubungen in Kenntnis gesetzt haben, für den Textilhändler ging es in Stockholm 6,5% nach unten, davon in Mitleidenschaft gezogen wurde auch der spanische Konkurrent Inditex, der um 2,8% nachgeben musste. In Deutschland belegte der Konsumgüterhersteller Henkel, der zu den defensiven Unternehmen zählt, mit einem Plus von 3,2% den Spitzenplatz im Dax. Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec musste wie so viele andere Unternehmen die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr zurücknehmen, die Aktie schloss mit einem Minus von 4,2%. Auch der Licht- und Elektronikspezialist Hella meldete krisenbedingte Umsatzrückgänge und verlor 2,5%. Spitzenreiter bei den deutschen Nebenwerten war CompuGroup Medical, nachdem die Berenberg Bank vor zwei Tagen den Titel als krisensicher zum Kauf empfohlen hatte, wurden gestern wichtige charttechnische Linien nach oben durchbrochen, was zu weiteren Käufen animierte und den Titel 14,5% nach oben brachte.

Klar im Plus konnte der heimische Markt den Tag beschliessen, der ATX erzielte eine Steigerung von 1,8%. Mit verantwortlich für die positivere Stimmung in Wien war der deutlich anziehende Ölpreis, dank dem die OMV ein Plus von 7,5% erzielen konnte. Auch Schoeller-Bleckmann konnte um 3,3% anziehen, obwohl die Deutsche Bank ihr Votum von „Buy“ auf „Hold“ zurückgenommen hatte, das Kursziel wurde aber unverändert bei 30,0 Euro belassen. Frequentis konnte nach der Zahlenpräsentation 2,4% zulegen, das Technologieunternehmen konnte im abgelaufenen Jahr Umsatz und Gewinn steigern und blickt auch einigermaßen optimistisch in die Zukunft, wenngleich betont wurde, dass doch große Unsicherheiten verbunden mit der Viruskrankheit bestehen. Auch s Immo konnte nach der Ergebnisvorlage zulegen, die im abgelaufenen Jahr erzielten Höchststände bei Nettogewinn und Cash-Generierung liessen den Titel 1,2% anziehen. Do&Co rutschte hingegen 2,8% ab, das Cateringunternehmen muss 650 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und 150 kündigen, ohne eine Zusage auf Wiedereinstellung geben zu können. Zu den deutlichen Gewinnern zählte der Verbund, für den Versorger ging es gestern um 6,7% nach oben, auch Wienerberger war sehr gesucht, der Ziegelkonzern erzielte ein Tagesplus von 4,5%. Ebenfalls weiter stark war die AMAG, auch gestern ging es für den Aluminiumproduzenten 4,4% nach oben, und auch Andritz rangierte in der Gunst der Anleger weit vorne, der Anlagenbauer erzielte ein Plus von 3,6%. Die Verliererliste wurde gestern vom Gewinner der letzten Tage, Semperit, angeführt, bei dem Gummikonzern kam es gestern zu Gewinnmitnahmen und einem Kursrückgang von 8,8%. Zweitschwächster Wert war UBM-Development, für den Immobilienentwickler ging es um 3,0% nach unten.

Düstere Signale vom US-Arbeitsmarkt in Zeiten der Viruskrise haben am Donnerstag an der Wall Street die Nervosität hoch gehalten, doch die deutliche Erholung der Ölpreise half auch hier und der Dow Jones endete letztendlich 2,2% befestigt, der S&P 500 konnte 2,3% Zugewinn erzielen und der Nasdaq 100 schloss mit einer 2,0% höheren Notierung. Nicht nur, dass die Zahl der Infektionen in den USA weiter deutlich zunimmt, auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sprangen auf den Rekordwert von 6,65 Millionen, was einer Verdoppelung gegenüber der Vorwoche entspricht. Die Ölaktien zählten zu den Gewinnern des Tages, Chevron und ExxonMobil nahmen die Spitzenplätze im Dow Jones ein mit Zugewinnen von 11,0% beziehungsweise 7,7%. Noch deutlich besser waren die Ölfeldausrüster, ConocoPhillips verbesserte sich um 14,3% und Occidental Petroleum konnte gar 18,9% zulegen. Auch Banken erholten sich von ihrer jüngsten Schwäche wegen der Sorgen vor den Folgen der Viruskrise, die US-Notenbank Fed lockerte übergangsweise eine wichtige Verschuldungsregel für US-Großbanken. Dies soll ein Jahr Bestand haben und werde den Kapitalbedarf der Banken um rechnerisch zwei Prozent verringern, Goldman Sachs legte daraufhin 3,2% zu und JPMorgan konnte sich um 3,7% verbessern. Nicht erholen konnte sich hingegen Boeing, der Flugzeugbauer rutschte um weitere 5,7% ab, Spekulationen, dass massiv Personal abgebaut werden muss, waren der Grund für diesen Rückgang. Ebenfalls abgeben musste Walgreens Boots Alliance nach an und für sich erfreulichen Quartalszahlen, der mit Unsicherheiten behaftete Ausblick war der Grund für den Rückgang um 6,3%. Der Tabakriese Altria musste 3,7% abgeben, da sich die Wettbewerbshüter gegen den Einstieg bei der umstrittenen E-Zigarettenfirma Juul aussprachen, die der Konzern im Dezember 2018 für 12,8 Milliarden Dollar gekauft hatte.

Eine wahre Erholungsrally erlebten die Ölpreise, die vor allem auf Grund einer Twitternachricht von US-Präsident Donald Trump deutlich zulegen konnten. Er teilte unter Berufung auf ein Gespräch mit dem saudischen Kronprinzen mit, dass sowohl Saudi-Arabien als auch Russland die Produktion deutlich kürzen würden. Das brachte Brent 16,9% nach oben, WTI konnte sich um 17,9% verbessern. Der Goldpreis konnte sich in der allgemein optimistischeren Stimmung auch verbessern, das Edelmetall legte vor allem in der zweiten Tageshälfte zu und notierte gegen Ende bei einem Kurs von knapp über 1.615 US-Dollar. Der Euro musste gegen den US-Dollar hingegen gegen Ende des Handels leicht abgeben, das Währungspaar wurde am späten Abend bei einem Kurs von rund 1,087 gehandelt.

Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Freitag zum Wochenschluss zur Eröffnung wenig verändert zum Vortag indiziert. Die Börsen in Asien tendierten mehrheitlich leicht schwächer. Unternehmensseitig präsentierte Rosenbauer Geschäftszahlen, auch zu Addiko Bank gibt es Neuigkeiten (siehe unten). Makroseitig steht in Europa die Industrieproduktion (SPA), PMI (Einkaufsmanager) Dienste (EUR), BIP (ITA) sowie der Einzelhandelsumsatz (EUR), in den USA der monatliche Arbeitsmarktbericht sowie der ISM-Index Dienstleistungen im Fokus der Märkte. 


UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

Addiko Bank 

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) haben den Banken Ende März dringend nahegelegt, von Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen bis mindestens 1. Oktober 2020 abzusehen. Aus dem Grund will auch die Addiko Bank die geplante Dividendenausschüttung für das Finanzjahr 2019 bis dahin aussetzen.Die erst seit Juli 2019 börsennotierte Addiko Bank - sie ist aus dem Balkangeschäft der einstigen Hypo Alpe Adria hervorgegangen - hat beschlossen, die ursprünglich für den 21. April 2020 in Wien geplante Hauptversammlung auf das vierte Quartal 2020 zu verschieben. Dann will der Vorstand mehr Klarheit über die Folgen der Coronavirus-Krise haben und weitere Richtlinien oder Empfehlungen der EZB und der FMA bewerten können. Anfang März bei der Vorlage der Bilanz hatte die Addiko Bank noch bekräftigt, für 2019 wie beim vorjährigen IPO den Aktionären versprochen 40 Mio. Euro Dividende auszahlen zu wollen, auch wenn der Nettogewinn des Jahres nur 35,1 Mio. Euro betrug.

Rosenbauer 

Der oberösterreichische Feuerwehrausrüster Rosenbauer ist 2019 weiter gewachsen: Der Umsatz legte um 7,6 Prozent auf 978,1 Mio. Euro zu, das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 6,4 Prozent auf 51,9 Mio. Euro und unterm Strich blieb ein Gewinn von 34,6 Mio. Euro (2018: 34,7 Mio.). Wegen der Coronakrise soll die Gewinnausschüttung heuer aber von 8,5 Mio. auf 5,4 Mio. Euro gekürzt werden.Den größten Teil seines Betriebsgewinns erwirtschaftete das Unternehmen mit Sitz in Leonding im vierten Quartal, wie Rosenbauer mitteilte. Der Auftragseingang erreichte 2019 mit 1,07 Mrd. Euro beinahe das Rekordniveau des Vorjahres (2018: 1,1 Mrd. Euro). Zugelegt haben dabei insbesondere die Bestellungen in der Region NISA (Nordeuropa, Iberien, Südamerika, Afrika) und in der Region APAC (Asien, Pazifik, Australien, China). Der Auftragsbestand belief sich zum 31. Dezember 2019 auf 1,15 Mrd. Euro und lag damit um 9 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die globale Feuerwehrbranche seit mit einer stabilen Nachfrageentwicklung in das Jahr 2020 gestartet, heißt es in der Mitteilung - allerdings seien durch die globale Coronavirus-Ausbreitung die Risiken für die Branchennachfrage, Lieferketten und Produktionskapazitäten erheblich gestiegen und eine Umsatz- und Ergebnisprognose derzeit noch nicht möglich.

Darum schlagen der Vorstand und der Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Dividendenkürzung gegenüber dem Vorjahr von 1,25 auf 0,80 Euro je Aktie vor. Das Ausschüttungsvolumen für 6,8 Millionen Stückaktien beträgt daher 5,4 Mio. Euro (2018: 8,5 Mio. Euro). Das entspricht auf Basis des Schlusskurses von 40,2 Euro einer Dividendenrendite von 2,0 Prozent (2018: 3,8 Prozent). "Vorstand und Aufsichtsrat behalten sich vor, Gewinnverwendung und Dividendenausschüttung gegebenenfalls noch einmal zu evaluieren", heißt es dazu in der Mitteilung.



(03.04.2020)



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Mario Tunkowitsch

Research Wiener Privatbank

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