04.03.2020, 3345 Zeichen
Dschungelcamp Börse. In den Supermärkten und Drogerien sind Knäckebrot und Desinfektionsspray ausverkauft, an den Börsen sind‘s die Helme. Die letzten Tage haben niemanden „unverwundet“ oder nicht betroffen hinterlassen. Jeder Investmentprofi wird bestürmt und gefragt, was denn da jetzt wirklich los sei und was man jetzt, gerade jetzt dagegen tun kann, und in Wirklichkeit wissen diese es selber nicht so genau, welche Disruptionen irgendwelchen unkontrolliert agierenden ETFs und welche wirklichen fundamentalen Veränderungen geschuldet sind. Die Börse wird zum Dschungel.
Genauso wie man einem plötzlichen Verkaufsdruck nicht ausweichen kann, genauso gilt es diesen so rasch als möglich zu analysieren. Im Falle der letzten Tage sind drei „Bösewichte“ enttarnt worden (wir sind ja mittlerweile auf das Aufspüren diversester Viren und ähnlich geartete Bedrohungen alarmiert). Fonds deren Geschäftsmodell es ist, Volatilitäten zu handeln und zu „nutzen“, sind der kurzfristig angestiegenen Volatilität gnadenlos gefolgt und haben die zugrunde liegende Richtung verstärkt. Futures Fonds, die normalerweise im Depot eine ausgleichende Rolle einnehmen, folgten den fallenden Börsen umso aggressiver und am Schluss (und wahrscheinlich doch am Beginn) standen ETFs die mit wachsendem Sinken auch wachsende Verkäufe erhielten, was wiederum die Kurse in die „Messer-Formation“ stieß. Klarerweise rufen all diese Verkäufer nicht in den Markt hinein wer sie sind und w arum sie für zweistellige Minuszahlen verantwortlich wären. Der Markt wird sich das schon selbst erklären müssen. Später, wenn er die Daten bekommt. Vorher sucht er eine rasche Erklärung und da liegt natürlich eine der Ursachen nahe, als Hauptursache genannt zu werden, der wirtschaftlich negative Effekt aus den Covid-19 Maßnahmen.
Wir BörsianerInnen sind natürlich mitten drin (im Dschungel). Den Helm auf kämpfen wir gegen all diese Effekte. Versuchen mit fundamentaler Überlegung den Kursbewegungen Wert abzuringen. Schlucken so oft die bitteren Pillen (oder Spinnen) wenn all diese Überlegungen ein paar Tage nicht zählen. Versuchen der Emotion gepaart mit Unwissen (die Angst hinterm nächsten Baum) durch Geduld und Erklärung die ökonomische Bedrohung zu nehmen (so ein Mehlwurm hat ja auch Nährstoffe). Alles in der Hoffnung, dass die Überzeugung langfristig guter Aktienmärkte nicht dem Urteil marktfremder Entscheidungsträger unterworfen wird deren Existenz sich einzig und allein auf diese Marktdistanz begründet (das wären dann die Zuseher mit Bier und Chips, die sich ein Urteil über Mut oder Dummheit von Personen im australischen Dschungel erlauben die gerade irgendwelche Würmer verspeisen).
Der Unterschied ist nur, an der Börse kämpfen wir für unsere Kunden und unser persönliches Börsenbild. Dieses wird aus verschiedensten Richtungen aufgebaut und dient dem Ziel von Performance, Werterhalt, Rendite, wir kennen das. Auch wenn es an unseren Börsen oft wie im Dschungel zugeht, so ist unser Bemühen doch immer wieder davon geprägt, ganz am Ende nicht ins Verhalten eines Dschungelcamps hinabzusinken. Wenn, dann schon lieber Rudyard Kiplings Dschungelbuch … und Walt Disneys Musik dazu … „probier‘s mal mit Gemütlichkeit“ … auch wenn es so oft ganz und gar nicht gemütlich ist.
(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 04.03.)
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