Dividendenstatistik Österreich 2019: Satte Renditen und steigende Qualität (Christian W. Röhl)

Eine große DividendenAdel-Studie für Österreich gibt’s mangels Sponsor leider nicht mehr. Aber weil ich doch viele Leser und Zuschauer in der Alpenrepublik habe, hier als kleines „Zuckerl“ eine aktuelle Dividendenstatistik für die 37 Unternehmen des ATX Prime Index – also die Wiener Werte, die relativ liquide handelbar sind.

ATX-Dividendensumme entspricht der Allianz-Ausschüttung

Davon werden dieses Jahr 32 Firmen ausschütten. Das entspricht einer Quote entspricht, die sich mit 86% ungefähr auf demselben Niveau bewegt wie in den deutschen Auswahl-Indices. Die Dividendensumme des ATX Prime liegt damit bei rund 3,8 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Das ist in etwa der Betrag, den in Deutschland allein die Allianz an ihre Aktionäre überweist. Größte Zahler sind Erste Group Bank, OMV und Raiffeisen Bank International, die zusammen knapp 40% des Ausschüttungsvolumens repräsentieren.

Nur Zuckerproduzent Agrana kürzt

Die fünf Nicht-Zahler (darunter der Beleuchtungsspezialist Zumtobel), haben schon im Vorjahr nicht ausgeschüttet. Es gibt also keinen neuen Ausfall – und nur eine Kürzung, nämlich bei Agrana. Für den Zuckerproduzenten, an dem der MDAX-Konzern Südzucker beteiligt ist, endet damit ein für österreichische Verhältnisse bemerkenswert langer Track Record von 16 Jahren ohne Kürzung. Da die Dividende nur um 11% sinkt, kommt Agrana dennoch auf verführerische fünf Prozent Dividendenrendite.

Index-Schwergewicht RBI zahlt 50% mehr

Zwölf Unternehmen halten die Dividende konstant, darunter Voestalpine, Strabag, EVN sowie mit dem „grünen“ Stromversorger Verbund auch das derzeit höchstkapitalisierte Unternehmen der Wiener Börse.

Ergo gibt es 20 Anhebungen, so dass über die Hälfte der Unternehmen mehr ausschüttet als im Vorjahr. 15 Firmen steigern sogar mit zweistelliger Prozentrate – wobei das Plus bei BAWAG (+273%), Schoeller-Bleckmann (+100%) und S-Immo(75%) am höchsten ausfällt. Bemerkenswert auch die 50%-ige Anhebung beim Schwergewicht Raiffeisen Bank International.

Dynamik resultiert bisweilen aus Basiseffekten

Über fünf Jahre weist die Erste Group Bank die höchste Dividenden-Dynamik auf. Der Zuwachs um durchschnittlich knapp 50% p.a. resultiert aber nicht zuletzt aus Basiseffekten. Daneben gibt es neun weitere Firmen, die ihre Ausschüttung im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um mehr als 20% gesteigert haben – darunter Telekom Austria und Flughafen Wien.

15 Firmen mit mehr als 4% Rendite

Bezogen auf die Schlusskurse vom Stichtag (7. Mai 2019) ergibt sich aus dieser Statistik für den ATX Prime bei Gleichgewichtung eine durchschnittliche Dividendenrendite von 3,7%. Die höchsten Renditen stehen dabei für die Post(6,1%), den Versicherer Uniqa (5,8%) und den Immobilienentwickler UBM zu Buche. Bei immerhin 15 Unternehmen steht vor dem Rendite-Komma eine Vier.

Kontinuität bleibt die Schwachstelle

Während der Wiener Aktienmarkt unter Rendite-Gesichtspunkten attraktiv ist, gibt es in der Dividendenstatistik historisch nach wie vor historisch bedingte Defizite bei der Kontinuität. Nur vier von 37 ATX Prime-Aktien überspringen die DividendenAdel-Hürde von mindestens zehn Jahren ohne Kürzung. Bestwerte bei der Zuverlässigkeit erreichen Mayr Melnhof Karton (23 Jahre) und Do & Co (21 Jahre), hinzu kommen die Post (13 Jahre) und ganz neu EVN (10 Jahre).

Weitere 13 Unternehmen kommen wenigstens auf fünf Jahre ohne Kürzung. Für eine so lang anhaltende Phase wirtschaftlicher Prosperität ist diese Zahl aber eher zu niedrig. Dasselbe Bild bei den Anhebungen: Nur fünf Firmen haben mindestens fünfmal in Folge erhöht, wobei Mayr Melnhof Karton mit neun Jahren auch in dieser Disziplin vorne liegt.

Mayr Melnhof führt im Qualitäts-Ranking

Bringt man Dividendenkontinuität, Ausschüttungsquote, Rendite und Dynamik in Einklang, bieten Mayr Melnhof Karton sowie mit leichten Abstrichen EVN und Do & Co die höchste Ausschüttungsqualität. Unter Rendite-Gesichtspunkten kann man noch die Post hinzunehmen, wenngleich der Payout mit 90% selbst geglättet über drei Jahre ziemlich üppig ist. Interessant überdies der Flughafen Wien, der sich in über einem Vierteljahrhundert keinen Dividendenausfall geleistet hat und mit dynamischem Wachstum bei moderater Ausschüttungsquote überzeugt.

Anmerkungen zur Methodik: Grundlage sind die Dividenden-Ankündigungen für 2019. Bei den in der Tabelle mit * markierten Unternehmen liegen diese noch nicht vor, weshalb für die Statistik der Analysten-Konsens verwendet wird. Die Historien basieren auf den gemäß Bloomberg-Konvention um Kapitalmaßnahmen bereinigten Dividenden je Aktie.

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Der Beitrag Dividendenstatistik Österreich 2019: Satte Renditen und steigende Qualität erschien zuerst auf DividendenAdel.



(14.05.2019)

Peter Heinrich, Christian Röhl, (© Martina Draper/photaq)


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Christian W. Röhl
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