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Impact Investing - Eintagsfliege oder Trendumkehr am Finanzmarkt? (Susanne Lederer, Alexandra Bolena)

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Der Begriff ‚Impact Investing‘ ist spätestens seit der UN-Klimakonferenz mit Proklamation von Marrakesch im November 2016 im gängigen Sprachgebrauch gelandet – und ‚Impact Investing‘ liegt im Trend.

Klar gab es schon vorher Pioniere – vor allem im gemeinnützigen Stiftungsbereich, wo dieses Thema oft ein implizites Anliegen im Rahmen des Stiftungszwecks war – aber seit einigen Monaten gibt es auch verstärkt Nachfrage aus dem institutionellen Finanzsektor.

Doch ‚Impact Investing‘ - was ist das eigentlich? 

Noch fehlt es an Standards und Benchmarks aber die generelle Nachfrage nach sinnstiftender Geldanlage wächst. „Impact Investing“ gilt als DIE Chance zur entscheidenden, alle Teile der gesellschaftlichen Wertschöpfungskette bereichernde Weiterentwicklung des Finanzsektors. Letztlich geht es darum, den Kapitalmarkt in den Feldzug gegen den Klimawandel und in die Erfüllung der vielfältigen „Sustainable Development Goals“ einzubeziehen. 

Zunächst gilt es zu differenzieren zwischen der Anlagemöglichkeit bei der tatsächlich nicht die Rendite im Vordergrund steht, sondern das Erreichen bestimmter ökologischer und sozialer Ziele und der noch relativ jungen, neuen Anlageklasse bei der sich damit auch ganz reale Renditen erwirtschaften lassen. „Impact Investing“ bietet ein breites Feld: Von direkten Investitionen in Sozialunternehmen, die z.B. Krankenpflegeeinrichtungen, Altersheime, Kindergärten unterstützen oder Kindern eine Schulausbildung ermöglichen als „reinste Form“ des „Impact Investing“ bis hin zur Finanzierung einer Ausbildung oder der Unterstützung beim Unternehmensaufbau, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, die auch Renditen versprechen. 

Social Impact Bonds im Sinn von mehr oder weniger privatrechtlichen Verträgen, die nur im Erfolgsfall Realrendite versprechen, sind eine dritte Möglichkeit. In Österreich ging der erste SIB (Social Impact Bond) 2014 auf die Initiative von Sozialminister Hundstorfer zurück, der einen Vertrag zwischen Stiftungen und dem Land Oberösterreich initiierte, mit dem Ziel, von Gewalt betroffene Frauen durch gezielte Maßnahmen in den Arbeitsprozess zu integrieren. Eine wissenschaftliche Begleitung des drei Jahre dauernden Projekts soll nun in der Evaluierungsphase die vorher definierten Ziele validieren, um die gesellschaftpolitisch wichtigen Effekte auch durch erwirkte Einsparungen im Sozialsystem quantifizieren zu können. Im Fall der Zielerreichung wurde eine fixe Verzinsung des investierten Kapitals ex post vereinbart. Im Fall der Nichterreichung muss allerdings seitens der Vertragspartner ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals in Kauf genommen werden.

Aber auch ökologisch nachhaltige Investments, wie z.B. die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekten, Energieeffizienzmaßnahmen, Wasseraufbereitungsanlagen, Abfallwirtschaftsysteme, E-Mobilität etc. sind unter „Impact Investing“ subsummierbar.

Herausforderungen

Bei all diesen Maßnahmen geht es darum gesellschaftliche Herausforderungen direkt anzugehen, Lösungen zu finden und über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Das Spektrum der möglichen Aktivitäten und zu finanzierenden Projekte sind ebenso breit gefächert wie die damit verbundenen Renditeaussichten.

Investiert werden kann via Darlehen oder Krediten direkt, über in der Regel geschlossene Fonds, die Projekte bündeln, aber auch Beteiligungen zum Beispiel in Form von Private Equity oder Venture Capital sind möglich. Kreditfonds sind eine weitere Möglichkeit. Auch der Social Venture Fund und der Europäische Risikokapitalfonds (EuVECA) wurden als rechtlich regulierte Form ins Leben gerufen, um direkt in Sozialunternehmen zu investieren. Green Bonds sind eine andere Ausprägung der jungen Assetklasse. Die ersten Green-Bond-Emissionen multilateraler Entwicklungsbanken kamen 2007 auf den Markt. Mit den auch als Climate Bonds bekannten Papieren beschaffen sich Emittenten zweckgewidmet Mittel für Umwelt- und Sozialprojekte. 

Seit 2014 gibt es allgemein anerkannte „Grundsätze für grüne Anleihen“. 2016 betrug das Emissionsvolumen rd. 100 Mrd. USD, für 2017 rechnet Moodys mit ca. 200 Mrd. USD. Im Schnitt wachsen die Volumina jedes Jahr zwischen 100% und 150 %; ihr aktueller Weltmarktanteil liegt bei 1,4% aller Emissionen. Die Nachfrage ist stark. So war der Green Bond der österreichischen EVN, 2014 der erste seiner Art im deutschsprachigen Raum (Volumen 500 Mio. Euro, Laufzeit bis 2024, Kupon p.a. 1,5%), mehr als dreifach überzeichnet, ebenso der erst kürzlich begebene französische „Vert OAT“ – ursprünglich waren 3 Mrd. Euro vorgesehen, emittiert wurden 7 Mrd. Euro, nachgefragt 23,3 Mrd. Euro.

Gute Renditen

Strukturierte Produkte für institutionelle Kunden z.B. zur Finanzierung nachhaltiger Energieprojekte, meist SICAV SIF Konstruktionen, sind eine weitere Möglichkeit, die zudem noch gute Renditen verspricht. Entsprechende Angebote werden von österreichischen institutionellen Investoren leider aus verschiedenen Gründen noch sehr zaghaft angenommen.

Die gesamtwirtschaftliche und gesellschaftspolitische Wirkung von „Impact Investing“ ist jedenfalls enorm, sie zu quantifizieren ist nicht immer einfach, aber möglich und notwendig. Entsprechende Pilot- bzw. Begleitprojekte weisen bis dato eindeutig positive „Realrenditen“ aus.

Gerade institutionelle Investoren und Staatsfonds, die beide über ausreichend Liquidität verfügen und sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, können dazu beitragen, die Welt ein Stückchen „besser“ zu machen, sie zumindest in eine sinnvolle Richtung weiter zu entwickeln.

Die Experimentierphase ist vorbei, Erfahrungen wurden gesammelt und natürlich auch Fehler gemacht. Nun ist es an der Zeit diese Erfahrungen zu integrieren und an die breite Umsetzung zu gehen. Möglichkeiten für ökologisch wie sozial nutzenstiftende Projekte, die auch einen ökonomischen Mehrwert liefern, gibt es buchstäblich wie Sand am Meer und „best practice“-Beispiele können dazu dienen, Fehler aus der Vergangenheit in Chancen zu wandeln. 

Chancen nutzen

Noch gibt es in manchen Ländern rechtliche und aufsichtsrechtliche Hürden, „governance“-seitig gibt es noch einiges zu adaptieren, aber wo ein politischer Wille, da wird auch ein Weg zu finden sein. Die Vorgaben sind da und erzeugen mit den Stichworten Marrakesch und Paris Klima Ziele notwendigen Druck. Fördertöpfe bzw. Garantien gibt es ebenfalls - Stichwort EFSI. Alle wollen – in der Theorie – an die praktische Umsetzung trauen sich die meisten dennoch nicht heran! Um auch da voran zu kommen müssen Maßnahmen gesetzt werden – doch wann, wenn nicht jetzt. Es ist an der Zeit, die Chancen zu nutzen, um für Gesellschaft, Umwelt und Investoren eine „Win-Win-Win-Situation“ Realität werden zu lassen!


Zu den Autorinnen:

Susanne Lederer-Pabst

Die ausgebildete Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige für den Bank- und Börse- bereich setzt sich aus innerster Überzeugung dafür ein‚ nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus Institutioneller In- vestoren zu rücken.

Alexandra Bolena

Nach der Politik wechselte sie in die Finanzbranche und betreut seit 2002 Institutionelle Kunden zum Thema ‚Alternative Investments‘. In den letzten Jah- ren steht „Impact Investing“ im Fokus; Lobbying für ‚Nachhaltige Investments‘, Wissenstranfer zu ESG/ SRI und konkrete Investmentstrukturierung und -vermittlung als Kerngebiete.

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Aus dem Börse Social Magazine #03
(März 2017)





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