DAX-Chartanalyse: Rekordlaune hält weiter an (Andreas Mueller, Christoph Scherbaum)

Eine Woche voller Rekorde liegt hinter uns. Aus den USA war man dies bereits gewöhnt, doch nun schaffte auch der DAX ein neues Jahreshoch. Nicht nur das, sondern im Schwung der Euphorie auch die runde Marke von 12.000 Punkten! War dies zu viel des Guten? Am Freitag sah es kurzfristig nach einem abrupten Ende der Rallye aus. Doch letztlich konnte sich der Markt fangen, und….

Eine Woche voller Emotionen

Wie in der Vorwochenanalyse als das bullische Szenario unter „Rekordjagd ohne den DAX“ (hier auf DIE BÖRSENBLOGGER ->) angeprangert, erhörte dieser scheinbar die Gebete der Bullen und lieferte nach. In diesem Long-Szenario skizzierte ich einen möglichen Ausbruch über 11.800 mit den Worten:

Bricht dieser Bereich und dann auch im Chartbild die kleine Linie der Verlaufshochs, besteht eine hohe Chance auf die Erreichung neuer Jahreshochs und damit auch der psychologischen Marke von 12.000 Punkten im DAX.

In der Tat schaffte der DAX diesen Bruch am Dienstag dann, weil am Montag in den USA feiertagsbedingt kein Handel an der Wall Street stattfand. Mit einem GAP startete zwar der Handel am Montag im DAX, doch das Vorwochenhoch bremste im ersten Anlauf, wie am Montagmorgen dargestellt:

Dafür wurde am Dienstag dann das „DAX-Jahreshoch greifbar“

und aktivierte damit dann das nächste Kursziel: Die runde Marke von 12.000 Punkten!

Am Mittwoch konnte diese gleich am Morgen auch erreicht und kurz überschritten werden. Einige Teilnehmer in den Börsenforen nahmen dies mit Freude auf, denn dort lagen auch ihre Kursziele. Weitere Marktakteure nutzten diese runde Marke zum Verkauf, da runde Marken gerne Anlass für mehrere Kursausschläge in beide Richtungen und damit einem Spiel um diese Marke gleichzusetzen ist.

Diese Marke konnte jedoch auch von der anderen Seite aus angehandelt werden, da wie geschrieben hier immer wieder Umschichtungen stattfinden und so ein 1.000er-Niveau statistisch betrachtet nicht an einem Tag durchbrochen und abgearbeitet wird. In der Range um die 12.000er-Marke ergaben sich somit auch am Donnerstag einige Trading-Chancen, die ich ebenfalls handelte (zur Info: Metatrader und Broker JFD):

Nachdem der DAX quasi seine Wochenaufgabe erfüllt hatte, ging er am Freitag in eine Abwärtstendenz über. Dies zeigte sich bereits am Morgen mit einem GAP auf der Unterseite, welches nicht mehr ganz geschlossen werden konnte und den Abwärtsdruck noch verschärfte. Chartausschnitt von nextmarkets:

Bis zur Eröffnung der Wall Street fiel der DAX teilweise schon panisch auf 10.722 Punkte, um sich dann jedoch wieder zu stabilisieren. Eine Abkopplung gab es nicht, denn der Blick richtete sich immer wieder auf den US-Markt.

Weiter ungebrochene Stärke an der Wall Street

Insbesondere im Dow Jones war der Atem der Bullen förmlich zu spüren. Jede kleine Korrektur im kurzfristigen Bereich wurde zum Kauf genutzt. Und auch Ausbrüche liefen nicht mehr so geradlinig einen Handelstag hindurch. Daher stellte sich mehrfach die Frage, ob das Ende der Party naht:

Man muss dies nun VERNEINEN. Der Dow Jones feierte knapp aber dennoch am Freitagabend das 11. Rekordhoch in Folge. Sehr praktisch zum Beispiel auf wallstreet-online einsehbar unter:

http://www.wallstreet-online.de/indizes/dowjones/historische-kurse

So eine Gewinnserie gab es das letzte Mal vor 30 Jahren. Ich kann mich selbst daran kaum erinnern J

Erinnern kann sich aber sicherlich Warren Buffett, der mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway im abgelaufenen Geschäftsjahr 24,1 Milliarden Dollar Gewinn erzielte. Nicht zuletzt wegen der hohen Aktienquote in den vergangenen Monaten. (nachzulesen auf n-tv)

Charttechnischer Ausblick für die kommende Woche

Die großen Trends der letzten Monate / Jahre sind weiter manifestiert und intakt. Sprich – der Aufwärtstrend ab dem Tag der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Auch wenn dieser am Freitag angelaufen wurde, ist er ungebrochen und muss im Zweifel mit der Börsenweisheit „The trend is your friend“ akzeptiert werden. Auch nach dem Zoom in das Chartbild hinein, ist dieser dominant.

Sollte diese Linie brechen, welche täglich um etwa 20 Punkte ansteigt, rechne ich mit einer dynamischen Bewegung nach unten. Per Schlusskurs am Freitagabend wurde die 11.800 und damit die Zone des Ausbruchs aus der Vorwoche zwar zurückerobert, doch muss sich dies im XETRA-Handel am Montag erst noch einmal beweisen. Daher ist das bärische Szenario eine Kombination dieser Zone mit Bruch der gezeigten Linie:

Positiv sollte man bei einem erneuten Anstieg über die lila eingefärbte Zone (synonym zur Vorwoche) oberhalb der 11.840 das Bärenkostüm wieder ablegen. Diese Aussage hat mit dem aktuellen Fasching wenig gemein, sie ist eher der Bärenfalle dann vom Freitag geschuldet, in der es die Shorties nicht schafften, die gezeigte Aufwärtstrendlinie zu brechen.

Somit gilt die lila eingefärbte Zone ebenfalls als Trigger, wenn der Kurs auf der Oberseite ausbricht und die 11.840 toppt. Im noch einmal tiefer gezoomten Chartbild wäre damit die Aufwärtstrendlinie bestätigt und das erste Kursziel 11.900 und darüber dann erneut die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten im Fokus der Marktteilnehmer.

Bisher zurückhaltende Käufer sollten bei dieser Gelegenheit in die Märkte drängen, immerhin sind die Zinsen weiter historisch niedrig und die Inflation stieg im Januar auf 1,9 Prozent an (vom Dezemberwert 1,7 Prozent). Aktien sind wohl aktuell die einzig sinnvolle Anlageklasse, um der Inflation entgegen zu wirken.

Ob die Rallye weitergeht ist immer mehr ein Drahtseilakt. Gerade nach dieser Gewinnserie im Dow Jones ist eine Korrektur sicherlich gesund, erzwingen kann man sie jedoch nicht. Und so muss weiter Vorsicht gelten und Investments sollten eng abgesichert werden.

Für die kommende Handelswoche habe ich am Montag die US-Auftragseingänge und Schwebenden Hausverkäufe, am Dienstag den US-Konsum und Chicago Einkaufsmanagerindex / Verbrauchervertrauen und am Mittwoch das US-Verbrauchervertrauen / Beige Book auf der Agenda. Damit sollten die ersten Grundlagen für Bewegungen gelegt sein.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und einen erfolgreichen Wochenstart, Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

Ein Beitrag von Andreas Mueller

Andreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf dieboersenblogger.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de

 



(27.02.2017)

Was noch interessant sein dürfte:

DAX – Auf diese Marken sollte man heute achten (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)



DAX 30, Kurse, Chart, Kugelschreiber http://www.shutterstock.com/de/pic-42667519/stock-photo-financial-market.html, (© www.shutterstock.com)


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Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> http://dieboersenblogger.de


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