Die Bundesregierung will Start-ups und damit Unternehmertum in Österreich fördern. Das ist gut so. Aber hat sie sich wirklich gut überlegt, welches Unternehmertum sie fördern will?
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich bin Start-ups durchaus freundlich gesonnen. Vor allem ist es gut und wichtig, dass diese Spezies von Unternehmern positiv wahrgenommen wird. In einem Land, das der Wirtschaft und ihren Repräsentanten mit kaum verhohlener Skepsis gegenüber steht, freut man sich ja schon, wenn es wenigstens eine kleine Gruppe in der Sympathieskala nach oben schafft.
Es ist auch völlig in Ordnung, dass die österreichische Bundesregierung nun weitere Bemühungen setzt, Start-ups das Leben zu erleichtern, bürokratische Hemmnisse zu reduzieren und mehr Finanzierungsmöglichkeiten zu schaffen. Wobei manche Formulierungen im entsprechenden Ministerratsbeschluss vom 5. Juli so vage sind, dass man auf die endgültige Definition durch die Beamtenschaft (die im Beschluss angekündigt wird) gespannt sein darf. Denn dort liest der interessierte Bürger/Wirtschaftstreibende folgende Kriterien, die ein innovatives Start-up ausmachen, nämlich dass sie
Politik hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu definieren und Prioritäten zu setzen, welche wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen forciert werden sollen. Angesichts des oben zitierten Kriterienkatalogs muss es erlaubt sein, diese Anreize ein wenig zu hinterfragen:
Erstaunlich ist jedoch vor allem, dass hier eine Art von Unternehmertum gefördert werden soll, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass rapides Wachstum vermutlich zu einem flotten Exit führen soll, bei dem dann möglichst üppig Kasse gemacht wird. Gordon Gekko 2.0 lässt grüßen.
Erstaunlich insofern, als dies mit den – offenbar in Vergessenheit geratenen - Tugenden einer sozialen Marktwirtschaft und einem verantwortungsvollen Unternehmerdasein nur noch wenig zu tun hat. Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihr Geschäft nach den Kriterien der Nachhaltigkeit aufbauen möchten, sind irgendwie altmodisch und daher nicht förderungswürdig.
Um noch einmal ein mögliches Missverständnis zu vermeiden: Es ist gut, Unternehmertum in Österreich zu fördern und zu erleichtern. Es wäre nur überlegenswert, welches Unternehmertum wir hier fördern wollen – und ob die „altmodischen“ Unternehmen (das wären die 99 Prozent) nicht doch auch ein wenig von dem Enthusiasmus der Politik zu spüren bekommen sollten, der – richtigerweise – den Jungen zuteil wird.
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Verena Nowotny ist Gesellschafterin und Prokuristin bei Gaisberg Consulting und hat zahlreiche Krisenfälle in Unternehmen und im öffentlichen Bereich als Sprecherin und Krisenmanagerin betreut, u.a. die Tsunami-Katastrophe 2004. Mit mehr als 20 Jahren internationaler Erfahrung unterstützt sie Unternehmen, Start-ups und Institutionen vor allem in den Bereichen strategische Kommunikation, Krisenkommunikation und Public Affairs.
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