"2015 war ein Top-Jahr für Cross, für 2016 ist weiteres Wachstum geplant" (Stefan Pierer im BAA-Interview)   

Der Business Athlete Award 2015 , eine Initiative von Runplugged und Österreichs grosser Sport/Wirtschafts-Award, wurde in der Vorwoche mit der Sporthilfe und den Sponsoren KTM, Oberbank und Rosinger Group vergeben. Hier die Partner im Interview.
 
Teil 1: Stefan Pierer, CEO KTM / Cross Industries.
 
KTM kennt in Österreich jeder. Trotzdem bitte um einen kurzen Abriss der Produktpalette …

Stefan Pierer: Wir produzieren Motorräder on- und offroad. Und das ausschliesslich im Sportbereich, mit einem durchaus grossen Prozentanteil im Rennsport. Dazu gibt es auch ein vierrädriges Produkt, den X-Bow. In Kürze wird der 1000. X-Bow ausgeliefert. 

Und für die KTM-Fahrräder haben Sie eine Markenlizenz gewährt ...

Genau. KTM ist damals beim Konkurs vor 25 Jahren durch den Masseverwalter  in drei Teile geteilt worden. Wir haben die Motorrad-Sparte gekauft, die Fahrräder sind an einen Salzburger gegangen, der von uns die Markenlizenz erhalten hat.  Die dritte Sparte waren Wärmetauscher/Kühler, die 2008 von uns gerettet und in die Gruppe integriert wurden. Das Fahrrad hält sich an die Markenguides und liegt in Europa gut im Rennen, da geht es um ähnlich grosse Stückzahlen wie bei uns mit den Motorrädern, ca. 200.000 im Jahr.

Im Jahr 2014 war die KTM die stärkste Aktie an der Wiener Börse, das mit einem Plus von mehr als 100 Prozent. Heuer ist Ihr neues - wenn ich so sagen darf - „Börse-Hauptvehikel“ Cross Industries gemeinsam mit Kapsch und AT&S im besten Trio, rund 75 Prozent Plus. Bitte auch um die Kurzvorstellung der Cross.

In der Cross kommt zur KTM zunächst mit Pankl der weltgrösste Lieferant für Rennsportkomponenten für Automobil und Motorrad: aktuell 1300 Mitarbeiter und mehr als 165 Mio. Euro Umsatz im letzten Jahr.  Von der Formel 1, Le Mans. MotoGP, Moto3 ist Pankl überall aktiv. Und in fast jeder KTM-Maschine ist Pankl Inside, Pleuel oder Kolben. Das ist wie Intel Inside. Dazu die WP AG, Europas grösster Zulieferer für die Motarradindustrie aktuell 560 Mitarbeiter und mehr als  120 Mio. Umsatz im letzten Jahr. Produktseitig geht es bei der WP um Fahrwerkssysteme, Suspension, Rahmen, Auspuffsysteme, Wärmetauscher. Das kommt aus der zuvor erwähnten KTM Kühler, die wir 2008 übernommen haben. Nicht vergessen darf man auch atemberaubende Erfolgsgeschichte einer Husqvarna, da geht es mehr als 20.000 Motorräder heuer. An der Börse fokussieren wir uns auf die Cross, denn kleine und mittlere Werte werden durch EU-Regulatorien und Corporate Governance immer mehr unter Druck kommen. Die Konsequenzen und das Strafausmass sind völlig überzogen. Österreich ist zudem Musterschüler bei den Regulatorien. Bei der Cross passen die Dimensionen für den Kapitalmarkt.

Von welchem Umsatz sprechen wir bei der Cross 2015 ca.?

Da geht es in Richtung 1,2 Mrd. Euro konsolidiert, wir werden auch ein dreistelliges EBIT, schaffen. Bei KTM/Husqvarna und WP wird es ein Rekordjahr, bei Pankl das zweitbeste.

Früher Sportler, jetzt im Unternehmen - da fällt einem natürlich zunächst Heinz Kinigadner ein, den wir im Rahmen des BAA schon einmal ausgezeichnet hatten. Gibts weitere „Kinis“?

Ja, wir haben eine Vielzahl von ehemaligen professionellen oder semiprofessionellen Rennfahreren in verschiedenen Funktionen, besonders in der Entwicklung viele erfolgreiche Ingenieure und Techniker.
Zb Rupert Walkner oder unser Rallye-Weltmeister Matthias Walkner. Er ist Versuchsfahrer, geht dann sicher fliessend in die Entwicklung über. Oder in Skandinavien Peter Johansson , ehemaliger Vizeweltmeister im Motocross . Wenn der zum Händler geht, kann man sich vorstellen, dass das anders wirkt, als wenn jemand von aussen kommt. Besonders hervorheben möchte ich den deutschen Ex-Vizeweltmeister Pit Beirer, der die komplette Sportdivision mit 250 Mitarbeitern exzellent führt. Meine Erfahrung ist, dass diejenigen, die nicht mehrfach Weltmeister waren, die besseren Manager sind. Ein Stefan Everts ist Vielfachweltmeister, aber Einzelkämpfer. Diese sind oft nicht managementfähig, weil zu introvertiert. Das ist Kinigadner nicht unähnlich, er ist jedoch ein immens wichtiges Testimonial mit Top-Kontakten und er beherrscht das situative Managen und Improvisieren. In einer grossen Struktur wurde er nicht glücklich, ganz offen gesagt.

Spannende Detailfacts, die perfekt zur BAA-Idee passen. Wie lief es 2015 sportlich? 

Nicht so top wie im Jahr davor, wir hatten jedoch aussergewöhnliche Ergebnisse in Nordamerika, Ryan Dungey hat für uns die wichtigste Rennserie, quasi die MotoGP in Amerika, gewonnen, da gibt es jeweils 50.000 bis 70.000 Zuschauer.
Ryan ist ein 10-Mio.-Dollar-Mann incl. Werbedeals. In Europa hatten wir Verletzungspech im Motocross, zwei Weltmeister waren mit Verletzungen aus dem Rennen. In der Moto3 waren wir knapp dran, die 2. Jahreshälfte war überragend. Besonders gefreut haben wir uns über den Rallye-Titel von Matthias Walkner, er ist jetzt auch ein heisser Tipp für die Dakar, da könnte erstmals ein Österreicher in Südamerika gewinnen.

Stichwort Dakar. Im Vorjahr waren Sie mit 80 Maschinen dabei. Heuer ähnlich? Hat Ihnen die Verlegung nach Südamerika in die Hände gespielt?

Ja, wieder 80-90 Maschinen, 50 Prozent Marktanteil, die Verlegung hilft für das Markenimage im lateinamerikanischen Markt sehr. Okay, das Abenteuer war in Afrika höher, jedoch war die Sicherheit nicht mehr gewährleistet, auch wir selbst wurden einmal überfallen, das ist mir für unsere Teams und Betreuer viel zu heiss. 

Abschliesend bitte ein Ausblick 2016.

Auch im nächsten Jahr ist ein weiteres Wachstum geplant: Amerika läuft gut, Europa erholt sich, plus 8 Prozent heuer. Die Leute wollen sich vermehrt kein teures Auto mehr leisten, dies kommt der Motorradindustrie zugute, und die Währungskonstellation spielt uns auch in die Hände. Indien ist hochstabil, auch Malaysia und die Philippinen, in Indonesien und Brasilien ist es etwas schwächer. In Russland gibt es zwar eine grosse Motocross-Tradition, aber die wirtschaftliche Situation passt nicht. Eher noch in den baltischen Ländern, unser Vizeweltweiter kommt aus Lettland; Pauls Jonass.

Damit sind wir bei sportlichen 2016er-Zielen ...

Sportlich haben wir uns viel auferlegt, wir wollen in Amerika die Spitzenposition halten, die verlorenen Titel in Europa wieder zurück. Und wir haben ein MotoGP-Programm am Start,  am 14. August wird es in Spielberg die Teampräsentation geben mit zwei Fahrern, in Valencia sind wir dann im Herbst mit Wild Card dabei. Aktuell testen wir in Valencia, es sieht hervorragend aus. 2017 steht ein Werksteam mit zwei Fahrern am Start. 


(09.12.2015)

Was noch interessant sein dürfte:

"Wir sehen Wirtschaft als Leistungssport" (Gregor Rosinger im BAA-Interview)

"Die beiden erfolgreichen Kapitalerhöhungen waren das herausragende Ereignis 2015" (Oberbank-CEO Franz Gasselsberger im BAA-Interview)



Stefan Pierer, Cross Industries AG, (© photaq/Martina Draper)


Anton Schutti (Sporthilfe), Hans Huber, Gregor Rosinger (Rosinger Group), Jürgen Pansy (Up to Eleven Digital Solutions), Friedrich Roithner (KTM), Wolfgang Konrad (VCM), Monika Traub (Intermarket Bank, (© Martina Draper/photaq)


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Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
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