Im letzten Artikel habe ich die Unternehmen des Eurostoxx 50 Index analysiert und bin auf einige fundamental interessante Unternehmen gestoßen. Das profitabelste Unternehmen war der  größte Mode-Verkäufer der Welt. Die Firma Inditex mit Sitz in Spanien, welche unter der Marke “Zara” weltweit seine Mode verkauft.

Das habe ich zum Anlass genommen, diese Firma genauer unter die Lupe zu nehmen und zu untersuchen, wie sie im Vergleich zu Ihren Mitbewerbern so da steht.

Folgende Mode-Unternehmen möchte ich heute analysieren:

Neben Inditex ist natürlich auch der zweitgrößte Player auf dem Mode-Markt mit dabei: Hennes & Mauritz (H&M) mit Sitz in Schweden.

Außerdem die bekannte Marke Esprit mit Firmensitz in Hongkong.

Weiters habe ich noch vier amerikanische Unternehmen in den Vergleich aufgenommen, einige davon kennt man auch hierzulande, da sie weltweit tätig sind und ihre Geschäfte auch in unseren Einkaufszentren vertreten sind. Dazu gehören GAP und Coach.

ROSS und Urban Outfitters sind besonders in den USA bekannt . Besonders ROSS ist dort bekannt als Diskonter und verkauft unter dem Spruch “ROSS – Dress for less” günstige Mode.

Der Vergleich:

Umsatz:

Man sieht, dass es sich bezahlt macht, dass die Modeindustrie funsere Einkaufszentren dominiert: Auf 10 Jahres-Sicht konnten alle einen Umsatzzuwachs verbuchen.
Allerdings erkennt man auch, dass einige in den letzten Jahren massive Probleme haben: Allen voran Esprit. Seit 2010 ist der Umsatz rückläufig. Auch GAP tritt eigentlich seit 10 Jahren auf der Stelle.

Urban Outfitters und Inditex konnten die Umsätze sehr gut steigern.

Umsatzrendite:

Bei der Handelsspanne liegt Inditex ganz vorne und konnte diese auch sehr gut halten. Auch H&M wirtschaftet hier sehr gut. Esprit hat seit 2010 massive Probleme und Urban Outfitters kämpft offensichtlich seit einigen Jahren auch mit sinkenden Margen.

Gewinn:

Interessant ist, dass sich bei den meisten Unternehmen das Wachstum in den letzten Jahren abgeflacht hat. Einzig Ross konnte stabile Zuwachsraten erzielen. Inditex landet hier auf dem zweiten Platz – es gibt immerhin kein einziges Jahr mit Gewinnrückgang.

Gesamtkapitalrendite:

Die meisten Unternehmen erreichen durchwegs überdurchschnittliche Werte bei diesem Vergleich. Bis auf Esprit schaffen es alle stetig über 10% Gesamtkapitalrendite zu erwirtschaften – was sehr gut ist. Den ersten Platz belegt hier H&M, gefolgt vom US-Diskonter ROSS.

Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie:

Hier liegt Urban Outfitters ganz vorne, gefolgt von Inditex. Esprit hatte leider in den letzten Jahren massive Rückgänge – was auch dadurch zu erklären ist, dass sie  mehrere Kapitalerhöhungen durchführen mussten und neue Aktien ausgeben mussten. Auch bei GAP stagniert der Wert des Eigenkapitals pro Aktie seit 5 Jahren – was wohl am Rückkauf eigener Aktien über dem Buchwert liegt.

Cashflow:

Auch hier hat wieder Inditex die Nase vorne – wobei ich auch hier sehe, dass die meisten Unternehmen seit 2010 kein nennenswertes Wachstum mehr hinlegen konnten.

Erwartetes Wachstum:

Da ich meine Analysen stetig verbessern möchte, habe ich heute erstmals eine neue Kategorie hinzugefügt: Das erwartete Wachstum. Bei den Zahlen handelt es sich um Analystenschätzungen von Bloomberg – sie sind also natürlich mit Vorsicht zu geniessen.

Wir wir gesehen haben scheint die gesamte Mode-Industrie seit 2010 einen gewissen Einbruch beim Wachstum zu erfahren. Manche hat es sogar sehr schlimm erwischt – wie z.B. Esprit.

Da ist der Blick in die Zukunft umso wichtiger. Logischerweise erwartet man gerade bei Esprit in den nächsten Jahren den stärksten Zuwachs beim Gewinn. Das scheint aber keine große Kunst zu sein – hat Esprit immerhin seinen Gewinn in den letzten 10 Jahren mehr als gezehntelt und liegt nun fast auf der Null-Linie. Von diesem niedrigen Niveau ist ein Wachstum keine große Kunst.

Interessanter wird es schon bei H&M und Inditex – sie belegen die Plätze 2 und 3 in dem Vergleich  – es wird von dem derzeit hohen Niveau nach wie vor ein jährlicher Gewinnzuwachs von über 10% erwartet.

Die Gesamtwertung:

Sieger im fundamentalen Vergleich ist tatsächlich die spanische Inditex – der größte Modekonzern der Welt.

Insgesamt kann man sagen, dass die meisten Unternehmen in Vergleich zu anderen Branchen aber sehr ertragsstark sind. Mode ist halt immer ein Geschäft. Nicht umsonst sind in jeden Einkaufszentrum mehr als 50% der Geschäfte in diesem Bereich tätig. Wie sich das auf die Bewertung auswirkt werden wir gleich sehen:

Die Bewertung:

KGV:

Hier wird es interessant. Bereits auf den ersten Blick erscheint mir die komplette Mode-Industrie extrem teuer. KGVs über 20 scheinen hier die Regel zu sein, bei Inditex liegt es sogar schon über 30.

Es ist eine sehr schwierige Entscheidung, welches Unternehmen hier attraktiv zum Kaufen ist: Entweder ist es fundamental nicht so gut (z.B. Urban Outfitters) oder einfach sehr teuer.

Der beste Kompromiss scheint ROSS zu sein: Platz 2 beim fundamentalen Vergleich und von KGV her noch nicht astronomisch teuer.

Man sieht auf jeden Fall, dass europäische Aktien nicht wirklich günstiger sind als amerikanische. (Fast) bei allen Vergleichen zwischen europäischen und amerikanischen Unternehmen gewinnt ein amerikanisches…

Da aber ROSS natürlich nicht im Anlageuniversum von wikifolio vertreten ist, muss ich nach einer Alternative suchen, da ich in der derzeitigen Situation kein Cash zu 0% Verzinsung im Financeblog-wikifolio haben möchte. Ich möchte gerne endlich voll investiert sein.

Also werfen wir einmal einen Blick auf die übrigen Bewertungskennzahlen:

KBV, KUV und Dividendenrendite:

Auch vom KBV her sind die meisten Unternehmen sauteuer. Einzig Esprit wirkt günstig, weil sich das Unternehmen seit Jahren in Schwierigkeiten befindet. Das wäre also eventuell eine nette Turnaround-Wette, aber sicher sehr riskant. Sollte Esprit tatsächlich in den nächsten Jahren stetige wachsende Gewinne erzielen, so ist die derzeitige Bewertung attraktiv. Dümpeln sie aber weiter bei den derzeitigen Mini-Gewinnen hin – welche derzeit ein KGV von über 70 bedeuten, so wäre es ein “stranded Investment”

Fazit:

An den Börsen gibt es leider gerade keinen Schlußverkauf in Sachen Mode: Insgesamt ist die komplette Mode-Branche mittlerweile sehr teuer bewertet, aber auch wirklich sehr ertragstark. (“You get what you pay for”)
Die beiden europäischen Unternehmen (Inditex und H&M) sind bei KBV und KUV leiderunter den teuersten.
Den fundamentalen Vergleich konnte Inditex gewinnen. Unter den amerikanischen Unternehmen haben sich zwei interessante herauskristallisiert: ROSS und Urban Outfitters. Beide bieten einen akzeptablen Kompromiss zwischen fundamentaler Performance und Bewertung. Beide sind allerdings nicht bei wikifolkio verfügbar.

Nachdem Inditex den fundamentalen Vergleich gewonnen hat und ich gerne wieder eine Investition im Financeblog-Wikifolio tätigen möchte, werde ich dieses  – fundamental hervorragende aber teure – Unternehmen kaufen und sehr gut unter Beobachtung halten.
Es ist langfristig noch immer günstiger als Cash für 0% Verzinsung.

Der Chart:

Mode-Hersteller im Vergleich seit 2007

Hier haben wir auch schon eine mögliche Erklärung, wieso diese Branche so teuer ist: Vier der sieben analysierten Firmen konnten den Index (S&P 500) zum Teil deutlich schlagen. Nur zwei hinken dem Index hinterher: Coach und Esprit.

Einerseits kann das natürlich durch die gute fundamentale Performance begründet werden, andererseits sind die Unternehmen insgesamt wohl laufend teurer geworden als der durchschnittliche Markt.

ROSS und Inditex führen den Chart an – das waren auch die beiden fundemantalen Sieger aus meinem Vergleich. Auch hier also ist der Chart wieder eine Bestätigung der Fundamentalanalyse.

Hennes & Mauritz, (© finanzmarktfoto.at/Martina Draper)

Michael Gredenberg

Inode-Gründer. Heute u.a. passionierter Radfahrer und Finanzautor via financeblog.at.

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