Politik soll die Börse nicht "demonizen", meint die Wiener Börse

IVA-Chef Wilhelm Rasinger holte vor kurzem die World Federation of Investors Corporation für deren Jahrestagung nach Wien. RBI war bei einem Side-Event Gastgeber und CEE-bedingt auch Top-Thema. Dutzende Bilder zum Event gibt es unter http://photaq.com/page/index/1491 und http://photaq.com/page/index/1494 .
 
Ich meine: Auch wenn die Wiener Börse und die OeKB eine höchst kompetitive Infrastruktur für den Handel geschaffen haben (und auch das investierte Volumen des Zertifikatemarkts sogar in absoluten Zahlen herzeigbar ist), bleibt der österreichische Kapitalmarkt im europäischen Vergleich ein Nachzügler, die Aktionärsquote will und will nicht hochgehen. Einer, der sich unermüdlich um internationale Vernetzung kümmert, ist IVA-Präsident Wilhelm Rasinger. Im Vorjahr brachte er die jährliche Generalversammlung der EuroFinuse, Europas Dachorganisation für alle Anlegerschutzverbände und Privatinvestorenvereinigungen, nach Wien. Und zwar samt Konferenz „The Financial Repression“ im Ringturm, das Thema ist seither aus den Schlagzeilen nicht mehr verschwunden. Heuer gelang es Rasinger, der WFIC (World Federation of Investors Corporations – wfic.org), Wien als Standort für ihre Jahreskonferenz schmackhaft zu machen. WFIC-Präsident Roger Ganser reiste aus den USA an, seine Stellvertreter aus Japan, Brasilien und Frank-reich.
 
Vom 25. bis 27. September hatten sich etwa 25 Delegationen in der „Klimt-Villa“ in Wien-Hietzing über die Themen „Better financial Education“ und „Banking and Business in CEE and Russia“ ausgetauscht und beraten. Das Fachheft war am Freitag, 26. September, dabei. In der Sky Lounge der Raiffeisen Bank International fand da eine auch für interessierte Anleger zugängliche öffentliche Veranstaltung zu diesen Themen statt. 

 

Ein Mann für 13 Finanzminister

Rasinger eröffnete und stellte mit Wolfgang Nolz den Ex-Kapitalmarktbeauftragten vor, Nolz habe (nicht in dieser Funktion) 13 Finanzministern gedient. Klingt nach Europarekord. Europäisch startete auch der Moderator des Abends, der das Publikum in mehr als einem Dutzend Sprachen willkommen hiess: „My Name is Peter Muzik. But in the Capital of Songs you also can call me Peter Music [„pie:ter mju:sik“]. Music a.k.a. Muzik sprang danach gleich direkt zum Kernthema: Financial Education. Man finde bei Google zu diesem Thema 23 Millionen Hits. Aber was genau? Das Thema sei insgesamt noch verkannt. Markus Arpa, Head of PR bei der OeNB, brachte Beispiele aus dem eigenen Haus: Finanzcockpit, Seminare für Lehrer, Euro Kids Tour, Generation Euro School. Stolz ist die OeKB auf die Portfoliosimulation, man kann innerhalb der Assetklassen Sparbuch, Gold, Anleihen, Aktiengewichtungen steuern und erhält Best&Worst-Case-Entwicklungen mit Aha-Effekt. Bottom Line für ein diversifiziertes Portfolio: „Je Länger man investiert bleibt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, Verlust zu machen“, so Arpa, der auch eine Wissensbörse am Start hat. Das war auch das Thema von Wilfried Schneider, WU Wien, der auf www.finanzbildung.eu verwies und die Unabhängigkeit der Site von Interessen der Bank- und Versicherungswirtschaft betonte. 
 

Quiz als Rechnung ohne Steuern

Wie schwierig es ist, beim Finanzwissen das Richtige zu tun, zeige ein OECD-Quiz; dieses liefere tolle Rechenbeispiele, gehe aber nicht auf nationale Steuern ein und bringe somit schlichtweg falsche Ergebnisse hervor. Es folgtem Frank Fumio Kaneko, Vice President of WFIC, der interessante Beispiele aus Japan brachte, man könne aus der Entwicklung von Umsatz, Gewinn und Aktienkurs sehr schöne Entwicklungen ablesen, sowie Henriette Lininger (Bild HIER), Head of Issuers der Wiener Börse; Muzik stellte sie als „First Lady“ vor. Lininger wies grafikunterstützt darauf hin, dass der zuletzt viel gescholtene Wiener Aktienmarkt, gemessen am ATX, in der Sicht seit 2002 immer noch eine Outperformance vs. DAX, Dow, FTSE und WIG 20 aufweise. Aber natürlich: 90 Prozent der ATX-Unternehmen würden Business in CEE betreiben und das werde dieser Tage sehr kritisch gesehen. Ob zu kritisch, das werde die Zukunft zeigen. Die RBI, Gastgeber der Veranstaltung, verfüge als CEE-Leader über einen CEE-Anteil von 71 Prozent, die Erste Group von 64 Prozent, dahinter Immofinanz (60) und VIG (56). Ganz anders der Verbund: Nur 2 Prozent CEE-Anteil, sieht man sich die jüngsten Entwicklungen der Aktienkurse an, so kommt das damit einer Top-/Flop-Liste sehr nah. 

 

Politik soll nicht „demonizen“

Auch die Wiener Börse sei natürlich im Themenblock Financial Literacy sehr aktiv, als eines der Highlights verfüge man über sehr günstige Kursinformationen für den Retailkunden. Die Vorstände würden zudem sehr stark das Gespräch mit allen Parteien suchen, dass die Börse nicht weiter „demonized“ wird. Lars Erik Forsgardh, Chairman „ecoDa“ , hatte vor der Pause eine Einladung parat: ecoDa vertrete indirekt rund 55.000 Board Directors in Europa, Österreich sei noch nicht Mitglied, aber herzlich willkommen. Nach der Pause waren mit Eduard Zehetner und Herbert Stepic zwei der exponiertesten Ost-Exposure-Experte an der Reihe, Zehetner stellte den internationalen Zuhörern die Immofinanz vor, rund 20 Prozent aller österreichischen Privatanleger würden auch Immofinanz besitzen. 

 



(19.10.2014)

Was noch interessant sein dürfte:

Am Samstag heisst es "Finance Fusion" in der WU, später ein WP-Seminar am Petersplatz (Financial Education)



Eduard Zehetner (Immofinanz), Roger Ganser (WFIC), Wilhelm Rasinger (IVA), Peter Muzik (Media Consultant), (© photaq/Martina Draper)


 Latest Blogs

» BSN Spitout Wiener Börse: Wienerberger zur...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 14. A...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 15. A...

» Österreich-Depots unveändert (Depot Kommen...

» Börsegeschichte 18.4.: Mayr-Melnhof (Börse...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 18. A...

» Reingehört bei A1 Telekom Austria (boersen...

» News von Verbund und VIG, Research zu Palf...

» Nachlese: Matejka Poetry Slam, B&C, 10% au...

» Wiener Börse Party #631: XXS-Folge mit ein...


Christian Drastil
Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

>>


 Weitere Blogs von Christian Drastil

» SportWoche Party 2024 in the Making, 14. A...

Sonntag, 14. April Ich bin leider nach wie vor ein wenig kränklich, der Sturm in Vindobona...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 15. A...

Montag, 15. April SportWoche-Riegel. Lisa Reichkendler war zum 2. Mal als Podcastgast bei mir i...

» Österreich-Depots unveändert (Depot Kommen...

Aktiv gemanagt: So liegt unser wikifolio Stockpicking Öster­reich DE000LS9BHW2: -0.06% vs. ...

» SportWoche Party 2024 in the Making, 18. A...

Donnerstag, 18. April Ein Freund, ein guter Freund. Red Bull Salzburg hat eine Murks-Saison, ab...

» Nachlese: Matejka Poetry Slam, B&C, 10% au...

Um 11:15 liegt der ATX mit +0.26 Prozent im Plus bei 3517 Punkten (Ultimo 2023: 3435, 2.39...