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07.06.2013, 9201 Zeichen

Heute widme ich den Beitrag einem der wenigen Finanzstartups aus Österreich, das noch dazu in unseren Breitengraden eines der innovativsten Finanzstartups überhaubt ist und eine gute Entwicklung zeigt. Wikofolio.com möchte mit Social Trading die Anlagewelt revolutionieren. Kann das gelingen?

Was ist Wikifolio? Wikifolio ist eine Internetplattform, auf der Jedermann und Jederfrau ihre Handelsstrategie publizieren kann, genannt „Wikifolio“. Anleger können Einsicht nehmen, sehen jeden Trade und alle Kennzahlen. Wenn Ihnen gefällt was sie sehen, können Anleger bei jeder Bank in Österreich und Deutschland in ein Wikifolio investieren und dadurch dem Trader ihrer Wahl vollautomatisch folgen. Die Anleger erhalten exakt die gleiche Rendite, die der Trader mit seinem Wikifolio erzielt – ohne zusätzliche Transaktionskosten und ohne zeitliche Verzögerung. Umgekehrt können Trader ihre Handelsstrategie in ein handelbares Wertpapier gießen und damit Geld verdienen.

Wie funktioniert Wikifolio?

In wenigen Minuten können (aktuell nur) Privatpersonen ganz einfach und völlig kostenlos ein eigenes Musterdepot erstellen. Das Angebot umfasst derzeit 3.000 hochliquide Aktien und ETFs, die ohne Transaktionskosten gehandelt werden können. Nach einer redaktionellen Prüfung wird das Wikifolio auf der Plattform publiziert. Sobald es 10 Befürworter findet und einen ausreichenden Track-Record vorweisen kann, wird seine Performance in einem Zertifikat der Lang & Schwarz AG mit eigener ISIN abgebildet und ist dadurch als eigenständiges Finanzprodukt überall handelbar.

Mit Stand Mai 2013 (und seit dem Deutschland-Start im August 2012) wurden Wikifolios im Wert von mehr als 25 Millionen Euro verkauft. Das bewegte Handelsvolumen – inklusive Umschichtungen innerhalb einer Handelsstrategie – beträgt rund 450 Millionen Euro. Das sind beeindruckende Zahlen für ein Startup.

Gute Idee, die auf einen Bedarf stößt

Wie viele andere soziale Webplattformen ermöglicht Wikifolio seinen Nutzern einen neuen, transparenteren und selbstbestimmteren Zugang zu einem bestimmten Thema. In diesem Fall zum Anlegen von Geld. Die Selbstermächtigung und die Unabhängigkeit der Anleger sind also ein zentrale Vorteile, den Wikifolio bietet. Anleger können sich über ihre Anlagestrategien austauschen und sich damit gegenseitig aufrüsten, um sich von der Beratung durch Banken und Vermögensberatern zu emanzipieren. Dass es für eine unabhängige Beratung ein Bedürfnis vieler Kunden gibt, habe ich selbst in meinem Studien über die “unabhängigen Finanzberater” erhoben (die dieses Bedürfnis allerdings allzu oft missbraucht haben). Nun gibt es mit Wikifolio eine neuartige Lösung dafür, wie man sich als Anleger Rat und Hilfe bei der Veranlagung holen kann. Und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass Wikifolio zudem auch mehr Spaß macht als die Anlageberatung bei einer beliebigen Bank…

Nette Spielerei oder Revolution?

Dem Gründer Andreas Kern, der ehemalige Vorstand der A1 Bank, ist mit Wikifolio ein gutes Produkt gelungen. Es fällt auf, dass das Konzept und das Geschäftsmodell wirklich gut durchdacht sind. Dass der Wikifolio-Ersteller an der Wertsteigerung dieser Anlagen mitverdient, ist für diese wiederum ein wichtiger Anreiz mit zu machen. Und die Tatsache, dass Wikifolios mit einer ISIN ausgestattet werden und in jeder beliebigen Bank gehandelt werden können, eröffnet den Zugang zum gesamten markt und reduziert die Einstiegsbarrieren, die für ein kleines Startup ohnehin riesig sind, beträchtlich.

De facto kann jede Person auf diese Art und Weise einen “Investmentfonds” auflegen und “Fondsmanager” werden. Wikifolio hat dafür die rechtliche, technische und wirtschaftliche Basis geschaffen, und dass zu einem winzigen Bruchteil im Vergleich zu Fondsgesellschaften. Die Basis für eine Revolution wäre damit gelegt. Momentan tummeln sich auf Wikifolio vornehmlich Professionelle, die nebenbei ihre Kompetenz darstellen und sich etwas dazu verdienen möchten. Mittelfristig erwartet der Gründer auch andere Trader, die ihre Anlagestrategie auf eine neue Art und Weise monetarisieren möchten. Ob es tatsächlich mal Otto Normalverbraucher sein wird, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls werden es eher jene sein, die auch in Einzeltitel gehen. Auch auf der Investorenseite braucht es ein gewisses Verständnis, um die Anlagestrategien zu verstehen und für sich die richtigen Trader zu finden, um diesen mit eigenen Investments zu folgen. Die aktuellen Nutzer werden sich wohl zum Großteil aus dem Bereich der Brokerage-Kunden rekrutieren und zu den Profis zählen (“Innovatoren”). Aber wohin kann die Ausbreitung gehen? Ist es vorstellbar, dass solche Konzepte von der breiten Masse angenommen werden?

Wohl eher nein, wenn man an die gesamte Kundenbasis der Banken denkt. Investoren werden wohl jene bleiben, die aktuell mit Investmentfonds zufrieden sind und selbst nicht in Einzeltitel gehen. Wenn man diese Gruppe als obere Grenze für die Investoren ansetzt, dann wären das so knapp 20% (laut aktueller AXA-Studie). Davon wird aber einen beträchtlichen Anteil abziehen müssen, die weiterhin auf persönliche Beratung setzen. Laut Selbsteinschätzung sind es knapp 50%, die als Laien bezeichnet werden müssen. Es bleiben als rund 10% der Bevölkerung, die aufgrund des aktuellen Produktbesitzes und eines gewissen Knowhows grundsätzlich dafür in Frage kommen, Wikifolios zu folgen. Kein schlechtes Marktpotenzial für ein kleines Internet-Startup, das wohl schon mit einem kleinen Bruchteil davon positiv ist. Aber natürlich noch ein weiter Weg.

Innerhalb des Fondsmarktes kann Wikifolio also rund 50% der Fondsbesitzer als Investoren adressieren. Da die Einstiegsschwelle gering ist, kann man es als Anleger schon mal ausprobieren und die Performance mit jener der professionellen Fonds im eigenen Portfolio vergleichen. Dann schlägt halt die Stunde der Wahrheit, ob professionelle Fonds tatsächlich besser abschneiden. Andererseits lassen sich auf Wikifolio natürlich auch viel außergewöhnlichere Anlagestrategien finden, die man in der Fondslandschaft kaum finden wird. In diesem Bereich kann die Plattform wohl gänzlich neue Möglichkeiten bieten. Dennoch glaube ich nicht, dass Anleger mittelfristig ihr ganzes Geld in Wikifolios anlegen.

Kooperationsstrategie mit Banken

Eine auf den ersten Blick überraschende Strategie stellt für mich jene bezüglich Kooperationen mit Banken dar. Wikifolio kooperiert bereits mit den deutschen Sparkassen und mit brokerjet in Österreich. Wie geschildert ist Wikifolio ein Tool, das zur Selbstermächtigung der Anleger einiges beiträgt. Wieso also jetzt Kooperationen mit Banken? Nun, Banken können ihren Kunden Wikifolios ja anbieten, da sie eine ISIN haben und handelbar sind. Sie können ganz normal auf dem Depot jeder Bank landen. Der Vorteil für Wikifolio und die Portfolio-Ersteller ist klar. Ein gigantischer Marktzugang, der auch die anderen 50% der Fondsbesitzer und vielleicht noch mehr Bankkunden erschließen lässt. Aber auch die Partnerbanken profitieren. Immerhin bieten sie ihren Kunden innovative Produkte, sodass Interessenten nicht abwandern müssen. Natürlich verdienen Banken auch an den Verkäufen. Und nicht zuletzt könnte es sich auch positiv auswirken, dass Berater für mehr Kunden nicht die einzige Quelle für Anlageempfehlungen sind, sich die Kunden aktiver selbst mit der Materie beschäftigen und in ihren Entscheidungen damit selbständiger werden. Mit Verweis auf einen Beitrag vor einigen Monaten zum Thema “Financial Literacy” meine ich, dass solche Ansätze besser sind, als tonnenweise Content bereit zu stellen, den niemand ließt.

Gutes Produkt – gute Chancen

Abschließend würde ich sagen, dass Wikifolios (und die Produkte möglicher Imitatoren) schon die Chance haben, eine relevante neue Anlageform zu werden und sich so einen Anteil am Anlagevolumen zu holen. Dieses wird zwar relativ klein bleiben, da selbst affine Anleger nicht alles in Wikifolios investieren werden, aber ich erwarte schon, dass es mittel- bis langfristig relevante Volumina werden. Die größte strategische Gefahr geht meiner Meinung nach in Richtung der Fondsgesellschaften, die sich nun einem (weiteren) Substitutionsprodukt und einer Schwächung ihrer Knowhow-Monopolstellung gegenüber sehen. Wenn Banken offen mit der neuen Möglichkeit umgehen, könnten sie sogar profitieren, da Kunden nicht abwandern müssen, um Wikifolios zu traden und Anlageberater auch ein gewisses Stück “entlastet” werden, wenn ihre Kunden eigenständiger Anlageentscheidungen treffen (Stichwort “Beraterhaftung”). Optimistisch bin ich auch, da sich Andreas Kern für Wikifolio ganz geschickt ein vielversprechendes Ökosystem zusammen bastelt, in dem am Ende alle Akteure profitieren.

 ABOUT: Alexander Neumayer ist tätig als Strategieberater und Interimsmanager für Banken und Finanzdienstleister und Geschäftsführer der NEW WAYS Management und Consulting GmbH. Nach einigen Jahren im strategischen Management der Raiffeisen Bankengruppe Österreich unterstützt er nun seit 2005 Banken und Finanzdienstleister in den Bereichen Geschäftsstrategie,Vertrieb und Vertriebssteuerung,Kundenbeziehungsmanagement (CRM) sowie Produktmanagement und insbesondere kunden- und ertragsorientierte Produktentwicklung und Konditionengestaltung.



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    Wikifolio bastelt geschickt ein Ökosystem zusammen, in dem am Ende alle Akteure profitieren (Alexander Neumayer)


    07.06.2013, 9201 Zeichen

    Heute widme ich den Beitrag einem der wenigen Finanzstartups aus Österreich, das noch dazu in unseren Breitengraden eines der innovativsten Finanzstartups überhaubt ist und eine gute Entwicklung zeigt. Wikofolio.com möchte mit Social Trading die Anlagewelt revolutionieren. Kann das gelingen?

    Was ist Wikifolio? Wikifolio ist eine Internetplattform, auf der Jedermann und Jederfrau ihre Handelsstrategie publizieren kann, genannt „Wikifolio“. Anleger können Einsicht nehmen, sehen jeden Trade und alle Kennzahlen. Wenn Ihnen gefällt was sie sehen, können Anleger bei jeder Bank in Österreich und Deutschland in ein Wikifolio investieren und dadurch dem Trader ihrer Wahl vollautomatisch folgen. Die Anleger erhalten exakt die gleiche Rendite, die der Trader mit seinem Wikifolio erzielt – ohne zusätzliche Transaktionskosten und ohne zeitliche Verzögerung. Umgekehrt können Trader ihre Handelsstrategie in ein handelbares Wertpapier gießen und damit Geld verdienen.

    Wie funktioniert Wikifolio?

    In wenigen Minuten können (aktuell nur) Privatpersonen ganz einfach und völlig kostenlos ein eigenes Musterdepot erstellen. Das Angebot umfasst derzeit 3.000 hochliquide Aktien und ETFs, die ohne Transaktionskosten gehandelt werden können. Nach einer redaktionellen Prüfung wird das Wikifolio auf der Plattform publiziert. Sobald es 10 Befürworter findet und einen ausreichenden Track-Record vorweisen kann, wird seine Performance in einem Zertifikat der Lang & Schwarz AG mit eigener ISIN abgebildet und ist dadurch als eigenständiges Finanzprodukt überall handelbar.

    Mit Stand Mai 2013 (und seit dem Deutschland-Start im August 2012) wurden Wikifolios im Wert von mehr als 25 Millionen Euro verkauft. Das bewegte Handelsvolumen – inklusive Umschichtungen innerhalb einer Handelsstrategie – beträgt rund 450 Millionen Euro. Das sind beeindruckende Zahlen für ein Startup.

    Gute Idee, die auf einen Bedarf stößt

    Wie viele andere soziale Webplattformen ermöglicht Wikifolio seinen Nutzern einen neuen, transparenteren und selbstbestimmteren Zugang zu einem bestimmten Thema. In diesem Fall zum Anlegen von Geld. Die Selbstermächtigung und die Unabhängigkeit der Anleger sind also ein zentrale Vorteile, den Wikifolio bietet. Anleger können sich über ihre Anlagestrategien austauschen und sich damit gegenseitig aufrüsten, um sich von der Beratung durch Banken und Vermögensberatern zu emanzipieren. Dass es für eine unabhängige Beratung ein Bedürfnis vieler Kunden gibt, habe ich selbst in meinem Studien über die “unabhängigen Finanzberater” erhoben (die dieses Bedürfnis allerdings allzu oft missbraucht haben). Nun gibt es mit Wikifolio eine neuartige Lösung dafür, wie man sich als Anleger Rat und Hilfe bei der Veranlagung holen kann. Und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass Wikifolio zudem auch mehr Spaß macht als die Anlageberatung bei einer beliebigen Bank…

    Nette Spielerei oder Revolution?

    Dem Gründer Andreas Kern, der ehemalige Vorstand der A1 Bank, ist mit Wikifolio ein gutes Produkt gelungen. Es fällt auf, dass das Konzept und das Geschäftsmodell wirklich gut durchdacht sind. Dass der Wikifolio-Ersteller an der Wertsteigerung dieser Anlagen mitverdient, ist für diese wiederum ein wichtiger Anreiz mit zu machen. Und die Tatsache, dass Wikifolios mit einer ISIN ausgestattet werden und in jeder beliebigen Bank gehandelt werden können, eröffnet den Zugang zum gesamten markt und reduziert die Einstiegsbarrieren, die für ein kleines Startup ohnehin riesig sind, beträchtlich.

    De facto kann jede Person auf diese Art und Weise einen “Investmentfonds” auflegen und “Fondsmanager” werden. Wikifolio hat dafür die rechtliche, technische und wirtschaftliche Basis geschaffen, und dass zu einem winzigen Bruchteil im Vergleich zu Fondsgesellschaften. Die Basis für eine Revolution wäre damit gelegt. Momentan tummeln sich auf Wikifolio vornehmlich Professionelle, die nebenbei ihre Kompetenz darstellen und sich etwas dazu verdienen möchten. Mittelfristig erwartet der Gründer auch andere Trader, die ihre Anlagestrategie auf eine neue Art und Weise monetarisieren möchten. Ob es tatsächlich mal Otto Normalverbraucher sein wird, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls werden es eher jene sein, die auch in Einzeltitel gehen. Auch auf der Investorenseite braucht es ein gewisses Verständnis, um die Anlagestrategien zu verstehen und für sich die richtigen Trader zu finden, um diesen mit eigenen Investments zu folgen. Die aktuellen Nutzer werden sich wohl zum Großteil aus dem Bereich der Brokerage-Kunden rekrutieren und zu den Profis zählen (“Innovatoren”). Aber wohin kann die Ausbreitung gehen? Ist es vorstellbar, dass solche Konzepte von der breiten Masse angenommen werden?

    Wohl eher nein, wenn man an die gesamte Kundenbasis der Banken denkt. Investoren werden wohl jene bleiben, die aktuell mit Investmentfonds zufrieden sind und selbst nicht in Einzeltitel gehen. Wenn man diese Gruppe als obere Grenze für die Investoren ansetzt, dann wären das so knapp 20% (laut aktueller AXA-Studie). Davon wird aber einen beträchtlichen Anteil abziehen müssen, die weiterhin auf persönliche Beratung setzen. Laut Selbsteinschätzung sind es knapp 50%, die als Laien bezeichnet werden müssen. Es bleiben als rund 10% der Bevölkerung, die aufgrund des aktuellen Produktbesitzes und eines gewissen Knowhows grundsätzlich dafür in Frage kommen, Wikifolios zu folgen. Kein schlechtes Marktpotenzial für ein kleines Internet-Startup, das wohl schon mit einem kleinen Bruchteil davon positiv ist. Aber natürlich noch ein weiter Weg.

    Innerhalb des Fondsmarktes kann Wikifolio also rund 50% der Fondsbesitzer als Investoren adressieren. Da die Einstiegsschwelle gering ist, kann man es als Anleger schon mal ausprobieren und die Performance mit jener der professionellen Fonds im eigenen Portfolio vergleichen. Dann schlägt halt die Stunde der Wahrheit, ob professionelle Fonds tatsächlich besser abschneiden. Andererseits lassen sich auf Wikifolio natürlich auch viel außergewöhnlichere Anlagestrategien finden, die man in der Fondslandschaft kaum finden wird. In diesem Bereich kann die Plattform wohl gänzlich neue Möglichkeiten bieten. Dennoch glaube ich nicht, dass Anleger mittelfristig ihr ganzes Geld in Wikifolios anlegen.

    Kooperationsstrategie mit Banken

    Eine auf den ersten Blick überraschende Strategie stellt für mich jene bezüglich Kooperationen mit Banken dar. Wikifolio kooperiert bereits mit den deutschen Sparkassen und mit brokerjet in Österreich. Wie geschildert ist Wikifolio ein Tool, das zur Selbstermächtigung der Anleger einiges beiträgt. Wieso also jetzt Kooperationen mit Banken? Nun, Banken können ihren Kunden Wikifolios ja anbieten, da sie eine ISIN haben und handelbar sind. Sie können ganz normal auf dem Depot jeder Bank landen. Der Vorteil für Wikifolio und die Portfolio-Ersteller ist klar. Ein gigantischer Marktzugang, der auch die anderen 50% der Fondsbesitzer und vielleicht noch mehr Bankkunden erschließen lässt. Aber auch die Partnerbanken profitieren. Immerhin bieten sie ihren Kunden innovative Produkte, sodass Interessenten nicht abwandern müssen. Natürlich verdienen Banken auch an den Verkäufen. Und nicht zuletzt könnte es sich auch positiv auswirken, dass Berater für mehr Kunden nicht die einzige Quelle für Anlageempfehlungen sind, sich die Kunden aktiver selbst mit der Materie beschäftigen und in ihren Entscheidungen damit selbständiger werden. Mit Verweis auf einen Beitrag vor einigen Monaten zum Thema “Financial Literacy” meine ich, dass solche Ansätze besser sind, als tonnenweise Content bereit zu stellen, den niemand ließt.

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    Aktien auf dem Radar:Palfinger, Immofinanz, Kapsch TrafficCom, Flughafen Wien, Addiko Bank, Lenzing, Rosgix, ATX, ATX TR, Wienerberger, Andritz, VIG, Uniqa, Gurktaler AG VZ, Pierer Mobility, Wolford, Warimpex, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, CA Immo, Erste Group, EVN, FACC, OMV, Österreichische Post, Telekom Austria.


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