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Börsenkonzert - Aufführung für Jazz-Ensemble, zwei Schauspieler, eine Schauspielerin. Bühnenbild: Börsencharts (Alfred Zellinger)

Magazine aktuell


#gabb aktuell



24.03.2013, 29957 Zeichen


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Alle Rechte vorbehalten / Bühnenaufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag, Wien


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Die Finanzwirtschaft steht wieder im Zentrum des öffentlichen Interesses. Börsentrader, die Vermögen aus dem Nichts schaffen und auch wieder verspielen, früher oft bewundert als  „Masters of the Universe“, werden heute heftig kritisiert. Und jedermann ist heute ein Banker, weiß, was ein Banker zu tun hat, vor allem, was er nicht zu tun hat.

Zeit, ein paar Börsentrader selbst zu Wort kommen zu lassen.

Im „Börsenkonzert“ kommentieren sie ihren Job, geben Privates preis, führen einen inneren Monolog am Trading Floor.

Der Trader an der Börse von Tokyo vom 11.3. 2011, als das große Erdbeben ausbricht und er inmitten der Erdstöße die letzte Viertelstunde bis zum Börsenschluss für seine Geschäfte nutzt.

Der Trader an der Frankfurter Börse vom 3.11. 2011 als die Griechenlandkrise wieder einen Höhepunkt erreicht und er inmitten einer politischen Schaukelbörse seinen Job tut.

Der Daytrader in der Londoner City in der Woche vom 8. bis 12. August 2011 als Moody’s eben die USA herabgestuft hatte und an den Börsen der Weltuntergang erwartet wird. Er absolviert die Woche mit gewohnter Coolness, fällt kurz darauf dennoch einer der großen Entlassungswellen im Finanzbereich zu Opfer.

Börsenkurse werden im allgemeinen als Kurven dargestellt -die allerdings nur unvollkommen leisten was Musik, was Instrumente und Stimmen zu leisten vermögen: Emotionen zu kommunizieren. So entstand die Idee zu diesem Konzert, das den Sirenengesang der Märkte zu seinem Ausdruck bringen soll – mit Börsencharts als Partitur.

Franz Koglmann zur Musik:

Das Instrumentalensemble des Börsenkonzerts ist ungewöhnlich besetzt:

Trompete in Bb (auch Flügelhorn)

Violoncello

Fagott (auch Kontrafagott)

Schlagzeug (Drum Set)

Dazu kommt (in der Minimalbesetzung) ein Sprecher/Schauspieler der auch bis zu einem gewissen Grad über gesangliche Fähigkeiten verfügen sollte. Die Musiker sollten ein gesteigertes Jazz- und Improvisationsverständnis mitbringen. Das betrifft auch die vorzüglich „klassischen“ Instrumente Cello und Fagott. Der Charakter der Musik ist als „jazzy“ zu bezeichnen. Die Musik ist partiell in konventioneller Notenschrift verfasst, teilweise ist sie zu improvisieren, zum Teil handelt es sich aber auch um „Koordinatenmusik“, bei der die herkömmlichen Notenzeilen durch die Koordinaten der Börsencharts ersetzt werden.

In seiner derzeitigen Fassung enthält das Börsenkonzert 4 Zitate:

„Money, money, money“ (ABBA)

„The Times they are a-changin“ (Bob Dylan)

„Pennsylvania 6-5000“ (Glenn Miller)

„Blues All’Alba“ (von Giorgo Gaslini aus Michelangelo Antonionis Fim „La Notte“)

Alles übrige ist von Franz Koglmann komponiert bzw frei zu improvisieren.


1. Satz

DIE LETZTE VIERTELSTUNDE

TOKYO STOCK EXCHANGE 11/3/2011

PARTITUR: Nikkei 225, 11/3/2011

2. Satz

EIN BÖRSENTAG

BÖRSE FRANKFURT

PARTITUR: DAX 3/11/2011

3. Satz

DAYTRADERS WEEK

LONDON STOCK EXCHANGE

PARTITUR: DAX 8–12/8/2011

3.1.

DON’T GO FOR A COFFEE / WHILE STARTING A FLASH CRASH

4. Satz

GAME OVER

LONDON, CITY, 30.10.2012

4.1.

DAYTRADERS BLUES


1. Satz

DIE LETZTE VIERTELSTUNDE

TOKYO STOCK EXCHANGE 11/3/2011

PARTITUR: Nikkei 225, 11/3/2011

PROLOG

Der Chefstratege der Sumitomo Corporation

sagte in einem Interview

zu den  Vorfällen in Tokyo am 11. März 2011:

Das Erdbeben begann um 14h45

und bis zum Börsenschluss blieb noch eine Viertelstunde

Unsere Trader hielten ihre Computer fest

klammerten sich an die Tische  -und machten weiter.

Sie nutzten die erwarteten Kursbewegungen

kauften und verkauften

taten ihren Job

und machten ihren Schnitt.

TRADER

Musik: Erdbeben. tiefe, gerade noch hörbare Frequenzen,

dann Rhythmus

Die Erde bebt wieder unter Tokyo

dieses Haus gilt als sicher…

…doch jetzt wirds schlimmer als sonst

im Büro lacht keiner mehr

Kollegen hocken unter ihren Tischen

Regale kippen um

Mauerteile lösten sich

Fuck! Meine Kaffeetasse ist umgefallen!

Auf NHK die Nachricht:

Erdbeben, Stärke 9 / nördlich von Tokyo.

Tsunamiwarnung für die Küste von Fukushima

Noch 15 Minuten / bis zum Börsenschluss!

Diese Viertelstunde muss ich nutzen!

auch wenn die Erde bebt.

Mit einer Hand halt ich mich fest

den ergonomischen Sessel

wie einen wilden Büffel / über die Erdstöße reitend

mit der andern Hand / bediene ich die Tasten.

Wer hat Fabriken im Norden?

Sony / Toyota / Honda / Nissan..

Verkaufen!

Welche Branchen leiden unter Erdbeben?

Tokyo Electric Power? Toshiba Kraftwerke? Tepco?

Verkaufen! Verkaufen!

 

Nippon Steel? Hat Produktionsausfälle

Verkaufen!

Japan Railways? Zerstörte Infrastruktur.

Verkaufen!

Versicherungsaktien?

Werden fallen. Verkaufen!

Öl? Raffinerien zerstört, der Ölpreis sinkt.

Verkaufen!

Solarenergie?

Verkaufen…. halt: Kaufen natürlich!

Windkraft?

Kaufen

 

Und wer reibt sich nach Erdbeben die Hände

in Vorfreude auf einen fetten Wiederaufbau?

Welche Branche profitiert davon?

Die Baubranche!

So kaufe ich also / in den letzten Börsenminuten

dieses denkwürdigen Freitags

Aktien von Baufirmen

soviel ich kriegen kann.

Fukada?

Kaufen!

Ueki Corporation?

Kaufen!

Taiheiyo?

Kaufen!

Kajima?

Kaufen! Kaufen!

 

Closing Bell / Enter

Geschafft!

(break; die Closing Bell der NYSE wird gespielt)

EPILOG

(Musik spielt den steilen Fall des Nikkei 225)

Rauch über der Stadt

schief steht der Tower of Tokyo

die Telefonnetze sind tot

das Internet funktioniert noch

NHK zeigt den Tsunami:

Fahrzeuge auf der Flucht vor den Wassern

ein Auto rast zu auf die anbrandende Flut

die der Lenker noch nicht sieht

Boote liegen kreuz & quer über Straßen

Autos werden zu Haufen gespült

mitten im Strudel / dutzende LKWs /  in auffälligem Gelb

es geht doch nichts / über eine merkfähige / Corporate Colour

ein Schiff wird gegen ein Haus gespült / bringt es zum Einsturz

ein anderes läuft auf Grund

-auf dem Dach einer Fabrikhalle

Schiffe pflügen die Felder bei Fukushima

die Flut wälzt sich hoch das Land 

Häuser drängen die Straßen entlang

Feuer schwimmen auf Wassern

eine brennende Raffinerie

Und was da vorbeitreibt ist ein Stadtviertel

von dessen Dächern Menschen winken

mit weißen Tüchern.

Die Ästhetik der Fernsehberichte wird bestimmt

von den Amateurvideos auf Youtube

es gibt die ersten Clips vom Geschehen

die gelten als Zeichen von Authentizität.

Gut dass Freitagabend ist!

Das erspart uns morgen die Börsenpanik.

Und was zeigen jetzt die Indices?

Kurssturz des Nikkei:

minus 6% innerhalb von 5 Minuten

Einbruch bei Energieversorgern, Autos, Elektronik

gewonnen haben Solar- und Windenergie

und natürlich -die Baubranche

Nach jeder Katastrophe ein schöner Wiederaufbau

Sagt ich’s doch

 

Und jetzt ein Glas Champagner

Auf den heutigen Schnitt

LET’S TRADE THE WORLD

Ladies and Gentlemen

Yess!




 

2. Satz

EIN BÖRSENTAG

BÖRSE FRANKFURT

PARTITUR: DAX 3/11/2011

9h

Kann ein heißer Tag werden

Die G20 tagen in Cannes

Zugleich Ministerrat in Athen

Krisensitzung

Griechenland ist nicht eben vertrauensbildend

das Referendum irritiert

bei „Nein“ ist das Land bankrott

die Hilfskredite sind vorerst mal eingefroren

gibt Griechenland den Euro auf

sind Italien und Spanien das nächste Ziel

Der Euro steht schwächer als gestern

darunter leidet der DAX

als der Handel eröffnet.

fällt er rapide

Die Währungsunion könnte wanken

 

Der ehrenwerte Mr. Paul Krugman

unentwegter Prophet seines Gottes Keynes

kennt natürlich das Rezept,

mit dem die Krise –schwupps- verschwände:

Einfach soviel Geld drucken wie gewünscht wird….

Haha, wenns den nicht schon gäbe

müssten wir Trader ihn für uns erfinden…

Wo Keynes übrigens recht hat: In the long run we all are dead.

Bob Dylans Song fällt mir ein:

It will soon shake your windows and rattle your walls

for the times they are a-changin’

10h

Gute Nachrichten aus Athen

man rechnet mit dem Rücktritt von Papandreou

damit wäre die Abstimmung vom Tisch

Und das beflü-hügelt die Börsen

 

Evangelos Venizelos beruhigt:

Das Volk stimme nur übers Sparprogramm ab

und nicht über den Verbleib beim Euro

Ein Austritt der Griechen sei nicht zu erwarten

Den Euro, den wollen sie behalten

den Euro, den wollen sie behalten

 

Merkl & Sarkozy haben ihren Job getan

und Papandreou bearbeitet

Der sagt jetzt das Referendum ab

Der DAX steigt

 

Es zeigt sich die Verflechtung / von Markt und Politik

die Anleger reagieren / auf jedes Wort

man sagt, die Politik tanzt nach der Pfeife der Märkte

heute ist es umgekehrt

Ha! Da beklagt man die Übermacht der USA an den Finanzmärkten

dann kauft die Deutsche Börse die New York Stock Exchange

und was macht Europa? Will das verhindern.

1100

Auch Berlusconi / werde zurücktreten / hört man aus Rom

das macht die Börsen froh

nach Irland, Portugal und Griechenland

fällt jetzt also auch Italien

Die Märkte stürzen Regierungen.

und nicht die Opposition

Der Markt hat immer recht!

Die Kurse drehen ins Plus.

 

Zeit, mal den Ratingagenturen zu danken

die gern für ihre Botschaft gescholten werden

den schuldenseligen Politikern wird jetzt langsam klar

dass sie ihre Länder nicht ungestraft in die Pleite führen können

 

Die G20 beschließen / Schattenbanken zu regeln

vor allem / die Hedgefonds / ohne Lizenz.

30 Banken gelten weltweit als systemrelevant

die müssen ihr Eigenkapital erhöhen

und ein Testament vorbereiten / für den Konkursfall

auch Ratingagenturen sollen geregelt werden

doch das wird noch dauern:

die Politiker nutzen sie gern /  als bequeme Sündenböcke

Und draußen die Typen von Occupy Frankfurt

Ihre Human-microphone-Taktik wirkt  eher als Stille Post:

Hat der jetzt gesagt: Meet the rich! oder: Greet the rich!

Hat er gesagt: Gutes Leben statt Profit! oder: Gutes Leben und Prosit!

1200

Ein Gerücht geht um in Europa

Mario Draghi, Chef der EZB

werde gleich zu Beginn seiner Amtszeit

die Zinsen senken

um 25 Punkte

die Devisenhändler rechnen schon damit

Der Euro-Kurs steigt

Der Markt entwickelt sich günstig

Jetzt kaufen!

 

Haha, die EZB spielt den DJ

und die Börsen feiern Party…

Nein, es geht schon  wieder bergab

Keine Ahnung warum der Kurs sich verhält

wie er sich eben verhält

alles ist Psychologie

Die Börsen wissen nicht wohin.

Ist die Angst vor der Krise größer

als die Angst Gewinne zu verpassen?

Heute hat die Politik den Markt im Griff

das griechische Drama /  raubt allen die Nerven

der Erynnien Gesang

begleitet eine politische Schaukelbörse

volatiler / geht’s nimmer.

A million… a billion… Its easy to get lost in the zeros

Die Karikaturen in der Herald Tribune sind die besten:

Occupyler zum Kapitalisten: Wir haben genug!

Kapitalist zum Occupyler: Wir auch.

Warum können übrigens Banker auch an Revolutionstagen

ungestört um 7h früh ins Büro fahren?

Weil die Revolutionäre immer bis wenigstens 11h pennen müssen.

1300

BBC meldet den Rücktritt Papandreous

ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone

sei jetzt kein Tabu mehr

die Anleger fassen Mut.

jetzt schnell reagieren!

der DAX steigt über 6000 Punkte.

werde mal kurz long gehen!

Und draußen skandieren die Occupyler:

Tax the Rich! Tax the rich!

 

Na gut. Schon besser als Eat the rich!

Wahrscheinlich bekömmlicher

Occupyler an Kapitalisten: Wir zahlen nicht für eure Krise

Kapitalist an Occupyler: Das könnt ihr sowieso nicht.

1400

Es wurde bestätigt:

Die EZB senkt die Zinsen / im Euro-Land

um ein Viertelprozent

Signal, dass Mario Draghi

als Retter des Euro

in die Geschichte eingehen will.

Ein Signal aber auch:

die Krise ist ernster als angenommen.

Und jetzt heißt es:

Rücktritt Papandreous wieder abgesagt

Der DAX sackt wieder ab auf 6000 Punkte.

Die Berg- und Talfahrt geht weiter

 

Bis jetzt galt die Regel:

Politische Börsen haben kurze Beine

seit der Schuldenkrise in Europa

spielt Politik aber die tragende Rolle.

Und draußen skandieren die Occupyler:

Make Jobs, not War! Make Jobs not war!

Klang früher schon smarter, da hieß das noch: Make Love, not war!

Karikatur in der Herald Tribune:

Penner zum Banker: Ich lebe von Staatsknete. Du auch?

Banker zum Penner: Ich geb dem Staat bloß die Kredite dafür.

1500

Das griechische Fernsehen meldet:

Papandreou werde nun doch

einer neuen Regierung zustimmen,

unter Beteiligung der Opposition

unklar ist noch, ob unter seiner Führung

Das Signal für die Anleger ist klar:

Mit der Opposition im Boot

wird das Referendum nicht stattfinden.

Sofort reagieren die Märkte

der Dax springt nach oben.

6.200 Punkte!

Von nun an gehts bergauf.

ein Kursfeuerwerk bricht los.

ich warte ab

Was die Masse macht ist immer falsch.

Und ich brauch heut noch einen Haircut

hoffentlich bricht deswegen / nicht gleich eine Bank zusammen.

Und draußen rumoren wieder die Occupyler

wenn die wüssten: Mit einem Hack des High Frequency Trades

wäre das Finanzsystem binnen Minuten auszuhebeln.

Empfehle dazu bloß ein Studium der Mathematik in Harvard

oder wenigstens der Economics an der LSE

1600

Ein turbulenter Börsentag mit gutem Ausgang:

plus 2,8 Prozent!

Positiv stimmten

die Leitzinssenkung der EZB

die Absage des Referendums in Athen

auch die Aussicht auf Berlusconis Rücktritt

hob deutlich die Laune

Es lebe das Swingtrading

nein, ist nichts Erotisches

jede Kursbewegung besteht aus einzelnen Swings

die man nutzen kann

 

Doch die Volatilität ist hoch wie nie

diese Schwankungen machen mich ratlos

sie lassen sich rational /nicht nachvollziehen

 

Eine Episode letztlich im Lauf der Eurokalypse

Jetzt runter in die Fressgass

aufs beste Steak in Frankfurt

bevor die Nachtschicht beginnt.


3. Satz

DAYTRADERS WEEK

LONDON STOCK EXCHANGE

PARTITUR: DAX 8–12/8/2011

Montag: Enttäuschung

Wird ein heißer Tag werden

hab schon Order platziert.

Sonntag nachts noch auf Asiens Börsen

Moody’s hat eben / die USA herabgestuft

die Wallstreet ist nervös

man fürchtet die Rezession

und geht über in den Krisenmodus

die Politik versucht / die Märkte zu beruhigen

die EZB kauft Staatsanleihen

doch das genügt uns nicht

Sorry, we don’t buy / this rescue plan

wir wollen die Eurobonds!

Ich rechne, dass die Kurse fallen

die Frage ist nur, wie viel?

als Daytrader ist es mir egal

ob die Kurse steigen oder fallen.

in beide Richtungen lässt sich verdienen.

(Opening Bell der NYSE wird  eingespielt)

 

Opening Bell /Alles hält den Atem an:

Der Kurssturz bleibt aus!

Der DAX bewegt sich kaum nach unten.

Die Welt geht doch nicht unter

Keine Panikverkäufe. Kein Kursfiasko

Nervosität / doch nicht Hysterie

leichte Beruhigung sogar / bei hoher Volatilität

werde mich heute zurückhalten

und aus der zweiten Reihe zusehen

falls es doch noch zum großen Ausverkauf kommt

verkaufe Gold: Cash is king.

Wird der Weltuntergang erwartet

tritt er bestimmt nicht ein.

 

Der Tag war eine Enttäuschung

für alle  / die auf ein Gemetzel gesetzt hatten.

Die Kurse fielen weniger als erwartet

und ich hab weniger verdient als erwartet

und jetzt steht mir noch die Nacht bevor.
Ginge ich schon um 22h nach Hause
fragten die Kollegen wieder
ob ich hier etwa nur halbtags arbeite.

Money never sleeps!

Ich brauch Kaffee bitte!

DIENSTAG / PANIK

Eine blutrote Nacht

gegen Morgen wurden alle panisch

Fear and loathing an der Wallstreet

 

Habe viel Geld verloren

in 2 Stunden war  alles vernichtet

was ich in Wochen verdient hatte
Es geht immer schneller runter als rauf

Panikattacken in Europa / Schock in den USA

Kursgemetzel überall

die Alarmglocken schrillen

die Dämme brechen

die Leute spielen verrückt

eine Nervenschlacht

Hysterie in Hochgeschwindigkeit

die Kurse fallen und ich denke, das muss bald aufhören

aber es geht immer weiter

der Dow verliert 500 Punkte

Blutbad, Crash, Market meltdown

Endzeitstimmung

Das Tor zur Hölle ist auf

geht die Welt jetzt bankrott?

Ein Kurssturz den die Fakten aber nicht rechtfertigen:

genau genommen ist ja nichts passiert

die Anleger verloren bloß die Nerven

im irrationalen Überschwang

Mein Schuhputzer ist da? Soll nur reinkommen

der Weltuntergang ist leichter zu ertragen

in gut polierten Schuhen

und ich habe dabei die Screens im Blick

Die Börse funktioniert einfach:

Ist die Gier größer als die Angst, geht’s nach oben

ist die Angst größer als die Gier geht’s nach unten

Lloyd Blankfein von Goldman Sachs sagt, Banker täten Gottes Werk

Na gut, aber was machen dann bitte die atheistischen Banker?

oder die Jungs vom Islamic Banking?

oder Fernando Pessoas anarchistischer Banker?

Ich trade im Moment nur kurzfristig

ob Gott oder nicht

will auch die kurzen Runs nutzen

Hin und Her macht Taschen leer sagt man allerdings

Ich kann auch nicht mithalten

mit dem high frequency trading / der Computer

das schneller abschöpft als ich denken kann

Bin dafür, das zu regulieren

die Mindesthaltezeit für Positionen sollte per Gesetz

erhöht werden -auf  wenigstens 1 Sekunde

Vor der Nachtschicht geh ich mal runter

brauch  jetzt einen Drink.

MITTWOCH / NERVOSITÄT

Zuerst Aufatmen

Kursfeuerwerk  

zwischendurch heißkalte Wechselduschen

dann setzt sich die Talfahrt fort

mit unverminderter Geschwindigkeit

 

Auf den Schirmen das Blutrot fallender Kurse

Angst treibt das Gold / auf 1900 Dollar.

die EZB stemmt sich gegen die Krise

kauft vergiftete Anleihen von Schuldnerstaaten

langsam legen sich die Panikattacken

Die Börse ist eine Herdenveranstaltung:

auf  ein Signal hin stürmt die Meute los

gesteuert von Angst oder Gier

Der Tag war schmerzfrei für mich

investierte in Realwerte

kaufte Edelmetall und Aktien

die in der Rezession zwar verlieren

sicherte mich aber ab / mit Verkaufsoptionen

so verliere ich nichts und bekomme noch Geld

mit dem ich billig nachkaufe.

kaufte auch Rohstoffe

an denen man verdient / wenn die Wirtschaft boomt

und es zur Knappheit kommt

an denen man aber auch verdient / wenn’s bergab geht

weil die Regierungen dann Geld drucken

und die Anleger in Sachwerte investieren

aus Angst vor Inflation

Als Daytrader muss man aggressiv sein und gelassen zugleich

 

Hmm, die City wird 3000 Leute abbauen,

Wallstreet stellt 9000 neu ein.

muss mal meine Standortfrage überdenken

Genug für heute!

So, und jetzt runter auf ein Steak ins Gouchos!

nein, lieber ins Hawksmoor

dort gibt’s jetzt die besten Steaks von London

DONNERSTAG / BERUHIGUNG

Was soll denn das!

Der DAX startet im Plus!

Und wann beginnt bitte der tägliche Absturz?

Die Panikanleger sind wohl noch nicht munter

Die Kurse wollen sich erholen

doch die Schuldenstaaten vermiesen weiter / allen die Laune

wieder Herzflimmern und nervöses Zucken

 

Die Märkte werden immer schneller

auf  Information / reagiert man / just in time

Die Meldungen der Agenturen kenne ich

ehe sie auf dem Bildschirm erscheinen.

bin online mit Analysten

überall in der Welt

Computer kaufen indessen /einander rauf und runter

Die Trader haben einen sicheren Weg gefunden

die Zukunft vorherzusagen: Sie gestalten sie sich selbst

Der DAX ist weiter auf Berg- und Talfahrt

und kurz vor Schluss geht ihm die Puste aus

Psychologie! Anders ist das nicht zu erklären

Es gilt nicht mehr: Buy low, sell high

Es gilt: Buy low, dont sell high

Irgendwann wird man bemerken:

die Unternehmen verdienen ja  immer noch Geld

Der Friseur wartet? Gut. Soll reinkommen.

Verluste tragen sich leichter, mit einem frischen Haircut

Ist doch wieder ganz gut gelaufen

Hab heute 200 Order eingegeben

und jeden Future nach einer Minute verkauft.

war bullisch auf Rohstoffe und Edelmetalle

hab gewonnen mit Anleihen, Goldaktien und Schweizer Franken

mich mit CDS abgesichert

die Verluste vom Montag sind wettgemacht

The trend is your friend! The trend is your friend!

Ah, Donnerstag Abend!

Runter in den Pub / zum üblichen Umtrunk unter Kollegen

Die Börsen der Welt sind letztlich / eine globale Gerüchteküche.

FREITAG / ERHOLUNG

Nach einer Woche des Grauens

sind die Börsen wieder gut gelaunt

Launische Diven, diese Börsen!

Doch der Bullenmarkt ist am Ende

ein Bärenmarkt hat begonnen

Take your money and run

 

Die Börsen gehen freundlich ins Wochenende

Jetzt auf Bullenfallen achten:

kurzfristiger Anstieg, der zum Einstieg verlockt

Wer die entscheidende Viertelstunde der letzten Tage versäumt hat

hat alles versäumt.

Was für eine Woche:

USA verlieren ihr Triple A

Banken leihen einander kein Geld mehr

die Anleger spielen verrückt.

Doch die Panikattacken sind abgeklungen

man möge doch bitte beim nächsten Mal

gleich dämpfende Drogen verteilen

Und Europa rückt zusammen!

Lasst uns hier mal ausdrücklich den sog. „Märkten“ danken!

Für ihre Verdienste um die europäische Einigung.

Das hätte die Politik in Jahrzehnten nicht geschafft.

Heuer werden unsere Boni gekürzt.

auf maximal 100.000 Pfund.

Mit dem Grundgehalt von 300.000 komm ich in London nicht weit.

Werde wohl sparen müssen. Aber wo?

Lebe ohnehin auf nur 600 Quadratmetern

Die Oldtimersammlung abstoßen?

Meine Tochter aus der Privatschule nehmen?

Die Mitgliedschaft im Yachtclub kündigen?

Na gut, aufs Golfen kann ich verzichten

Und auf den Skiurlaub in den Alpen auch.

Leergeschäfte werden jetzt in einigen Ländern verboten

Spiele das also künftig über Hongkong und Shanghai

Man hat uns Gier unterstellt.

Doch  wir tun nur, was erlaubt ist

aber wir tun alles, was erlaubt ist

das ist unser Job:

Gesetz der Grenzmoral

Säumig sind jene / die gewählt sind / zu normieren/ w a s erlaubt ist.

 

Indessen bleibt mir nur: Um meine Boni zu sichern

muss auch ich tun was meine skrupellosesten Kollegen tun

Jetzt ab ins Weekend!

In St. Katharine Docks an der Tower Bridge

wartet auf den Daytrader / sein Daycruiser

Sunseeker / 30 Fuß / 2 mal 300 PS

Will damit die Themse runter / zum Weekend nach Brighton

Work Hard. Play hard

Nach der Krise ist vor dem Aufschwung….

(singt)

Let’s swing the party




 

3.1

DON’T GO FOR A COFFEE

WHILE STARTING A FLASH CRASH

Let’s swing the party / Lets swing down the Themse

Lets swing over to Brigthon

But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

Buy low, sell high / or your money says good bye

Buy when the cannons roar

But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

A million, a billion / Its easy / to get lost in the zeros

A million, a billion / let’s try to keep up with the heros

Let’s swing London city / Lets swing the new trends

Let’s swing the whole market

But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

Lets swing friday evening / Lets swing the whole weekend

Lets swing till monday morning

But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

Buy low, sell high / or your money says good bye

Buy when the cannons roar

But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

Lets’s trade our plan / but get out when in doubt

everything is allowed

but don’t follow the crowd, don’t follow the crowd

Let’s swing the party / Lets swing down the Themse

Lets swing over to Brigthon

But no Coffee To Go / while making your show




 

4. Satz

GAME OVER

LONDON-CITY, 30.10.2012

KÜNDIGUNG

Vorhin kam der Anruf: ich soll ins Büro des Chefs kommen

entweder geht’s um meinen Bonus

oder um meine Entlassung, dachte ich

In der City fürchten alle mal wieder um ihre Jobs

Tausende wurden schon gefeuert

Gehört zum Geschäft: Hire and fire

Doch diesmal geht’s nicht nur um die kleinen Angestellten

es geht um uns, die Golden Boys

die Zauberer, die Milliarden kontrollieren

die masters of the universe

Aber ich hab schon etliche Entlassungswellen überlebt

machte mir also auch diesmal keine Sorgen

man schlachtet ja nicht die Gans

die goldene Eier legt.

Ha! Diesmal gings tatsächlich um meine Entlassung.

Mein Job sei gestrichen worden erklärte man

ich solle es nicht persönlich nehmen

es gehe nicht um mich sondern um das wofür ich arbeite

das Investmentbanking werde redimensioniert.

es  bringe nicht mehr die Einnahmen wie einst

Derivate werden weniger gekauft

Eigengeschäfte wurden uns verboten

es gibt weniger Börsengänge und weniger Fusionen

es betreffe die Emerging Markets

ebenso wie den Bondhandel

auch andere Abteilungen werden verschlankt

das Geschäft schrumpfe auf ein gesundes Maß

die Banken müssten wieder zu ihrem Kampfgewicht abspecken

kurz: meine Abteilung werde aufgelöst.

(er lockert seine dezent gemusterte Krawatte von Brioni und beginnt, seine privaten Sachen in einen Karton zu werfen. Laptop; Ladegeräte, Fotos, Rasierapparat, Schuhputzzeug, „Tombstones“)

Tja, ich bin wirklich raus

die Party ist vorüber

mein Blackberry wird abgeschaltet

mein Sicherheitschip ist schon deaktiviert

den Schlüssel zum Dienstwagen musste ich abgeben

Gut, man wird nicht Investmentbanker weil man Sicherheit erwartet man weiß: der Job ist ein Schleudersitz.

THE SHIP

Bin dann erst mal runter in den Pub

„The Ship“ im Talbot Court

wo schon im 17 Jahrhundert

Dockarbeiter  und Deckhands ihr Bier tranken

nach dem Entladen der Schiffe

von den St. Katherine Docks

The Ship öffnet früh, Banker sind meist früh im Büro

und brauchen ihren ersten Coffee to go

diesmal hatten sich schon Dutzende Kollegen eingefunden

mit ihren Kartons unterm Arm

um ihren Frust runterzuspülen

weil sie nicht mehr in die Bank durften

jeder neue wurde mit großem Hallo begrüßt

Hi! Du auch!?

(obenauf in den Karton stellt er eine Topfpflanze, sagt wie zur Entschuldigung dass er sich mit sowas Trivialem abgibt)

War mal ein Geschenk!

Die meisten hat man heute gar nicht mehr in die Büros gelassen

wurden von Personalisten am Eingang abgefangen

die ihnen einen Brief in die Hand drückten

und die Schlüssel abnahmen.

man wollte vermeiden, dass sensible Daten die Bank verlassen

Kundenkonten zum Beispiel für neugierige Finanzämter

Sie mussten dann ihre Kollegen anrufen

damit die ihnen die persönlichen Sachen runterbringen

Höre, die UBS streicht 10.000 Jobs

die Citigroup 11.000

Bank of America und HSBC bauen 30.000 ab

erst glaubte man an das übliche Spiel:

eine Welle die vorübergeht wie alle andern

doch langsam wird allen klar: Dieses Mal ist es anders

die Finanzbranche macht ihre Katharsis durch

die fetten Jahre sind vorüber

Ha, bin nur neugierig, wer all die neuen Trading Floors besiedeln soll in den State-of-the-Art-Glastürmen der Canary Wharf!

5 Jahre habe ich also für dieses Haus gearbeitet

schon als Student der LSI

hier im Sommer praktiziert

bin als Jahrgangsbester eingeladen worden

musste mich nicht erst bewerben

bin rasch aufgestiegen

war ja ein Superjob

internationale Reisen

gut dotiert, 300.000 fix, dazu die Boni

und ein Spesenkonto

Wird schwierig sein, dorthin zurück zu kommen

ich fang wieder von ganz unten an

wer hoch steigt kann tief fallen,

oder für meine Freunde die Wienerisch verstehen:

Wärst ned auffigstiegn, wärst ned owigfolln.

Kürzlich ist ein Banker vom Dach des Coq d’Argent gesprungen, durchs Glasdach mitten hinein ins Atrium

es war sein Lieblingsrestaurant

weiß nicht ob er auch auf seinen Lieblingstisch gelandet ist

Derivate waren der Treibstoff der Finanzkrise

die Krise ist vorbei und vorbei ist auch das große Geschäft

aber ich brächte schon noch die Millionen

doch in Wahrheit werden wir für Basel III geopfert

man bucht die kommenden Bankregulierungen ein

es wird mehr Eigenkapital gefordert

und das kommt teuer

weshalb man lieber das Geschäft zurückfährt

Vor der Krise brachten wir die höchsten Profite

wir waren die Stars

jetzt stürzt man uns von den Sockeln

Eigentlich sind ja Banker die wahren Marxisten: haben die einzige Industrie verwirklicht, in der die Arbeit das Kapital ausbeutet

und nicht umgekehrt

Naja, die Zeitungleser wirds freuen,

dass es jetzt auch mal uns erwischt

zugegeben, erfolgreiche Trader sind manchmal etwas arrogant

aber das Recht auf Arroganz ist hart erworben

jetzt aber ist Demut angesagt

Dabei war die Idee mit den Derivaten nicht falsch.

das Ausfallsrisiko sollte nicht eine einzelne Bank treffen

sondern auf viele verteilt werden

Das Problem war nicht die Theorie

das Problem waren die Menschen.

Haha, die Occupyler haben von uns gelernt

„Strike Dept“ ist der neue Slogan

kaufen mit Spendengeldern abgewertete Schuldnerpapiere

und erlassen den Schuldner dann ihre Schuld.

Erinnert an „Herr, vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unseren Schuldnern“

Der erste Versuch mit Krankenhausschulden

von New Yorker Haushalten ist geglückt.

bei einem Preis von 5 Cent für 1 Dollar.

Funktioniert natürlich nur am Anfang

dann ziehen sofort die Preise an

und mit Spenden kommt man nicht mehr weit

intelligenter Versuch immerhin

ausgeheckt natürlich von einem Börsentrader

der mit Occupy sympathisiert.

TAYYABS

Hab übrigens sofort meine Headhunterin angerufen

und ihr meine Bewerbungsunterlagen gemailt

die ich selbstverständlich immer bereit halte, perfekt upgedated

seit der Finanzkrise habe sie 80% ihres Geschäfts verloren

sagt sie, und diese Jobs kämen nicht wieder.

Hab mich mit ihr im Tayyabs verabredet

ein gerade angesagtes pakistanisches Restaurant

im Osten der Stadt, an der Whitechaple Road

sieht von außen mehr aus wie eine Imbissbude

als ein Restaurant für Cityboys

davor aber immer eine Warteschlange

von Anzugträgern und Kostümträgerinnen

an denen man mich aber immer vorbeiwinkt

weil man mich dort kennt.

Bis jetzt zumindest.

Sie habe hunderte Bewerber auf ihrer Liste

sagte die Headhunterin, immer wieder rufen Banker an

aber es gibt keine Angebote für sie

und für andere Berufe seien die nicht vermittelbar

wegen ihrer hohen Gehaltsvorstellungen

für die meisten bestünde derzeit keine Chance

im Finanzbereich wieder unterzukommen

sie müssten sich neu orientieren

jedenfalls ihre Ansprüche stark zurückschrauben

they never come back, sagt sie

nur den Besten könne sie noch Hoffnung machen

ja, nur für die Besten sei noch Bedarf.

(er grinst)

Na also!

So, und jetzt kultiviere ich erst mal meinen Biogemüsegarten

in der Hackney Cityfarm, im Osten der Stadt Richtung Canary Wharf dort werden jetzt Äcker verpachtet.

oder ich geh auf die Caymans und arbeite dort mit eigenem Geld

Inzwischen –let’s party the Blues…

(singt den Blues)

 

 

DAYTRADERS BLUES

Let’s party the Blues, man / let’s party the Blues

closing bell has rung, man / let’s party the blues

showtime is over / so come on / let’s start party the blues

I am a goodmood trader the day

and a goodmood dancer the night

I am a pretty good goodmood trader the day

and a damn goodmood dancer every night

work hard, party hard and the trend / will be your friend

Finance romances the day / finance romances the night

romances that are going  on with the sun round the world

a romance that will start here at every bright night

Money never sleeps / Love ever creeps

Finance is my romance all the time

Let’s trade the world, man / let’s trade the world

when the bell starts the morning session

we are going to trade the whole wide world

opening bell has rung at dawn / good morning markets

now come on, move again, come on

When money is in the line / I couldn’t tell you the time

When money is in the line / I’m not able to tell you the time

Let profits run / till the job is done /

than take your money and run

ENDE

Biografische Anmerkung:

Alfred Zellinger war während seiner, wie er es nennt, „40 Jahre im Auge des Kapitalismus“ für Konzerne wie Unilever, Procter & Gamble und Philips tätig, dann mehr als 20 Jahre lang Bankdirektor, zuletzt CEO von Bösendorfer.

(Wortspende mit freundlicher Genehmigung von Alfred Zellinger; Schriftsteller, Künstler und Kulturmanager- https://www.facebook.com/alfred.zellinger. Mehr von Alfred Zellinger HIER bzw. unter http://alfredzellinger.wordpress.com/ )



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    Börsenkonzert - Aufführung für Jazz-Ensemble, zwei Schauspieler, eine Schauspielerin. Bühnenbild: Börsencharts (Alfred Zellinger)


    24.03.2013, 29957 Zeichen


    __________________

    Alle Rechte vorbehalten / Bühnenaufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag, Wien


    __________________

    Die Finanzwirtschaft steht wieder im Zentrum des öffentlichen Interesses. Börsentrader, die Vermögen aus dem Nichts schaffen und auch wieder verspielen, früher oft bewundert als  „Masters of the Universe“, werden heute heftig kritisiert. Und jedermann ist heute ein Banker, weiß, was ein Banker zu tun hat, vor allem, was er nicht zu tun hat.

    Zeit, ein paar Börsentrader selbst zu Wort kommen zu lassen.

    Im „Börsenkonzert“ kommentieren sie ihren Job, geben Privates preis, führen einen inneren Monolog am Trading Floor.

    Der Trader an der Börse von Tokyo vom 11.3. 2011, als das große Erdbeben ausbricht und er inmitten der Erdstöße die letzte Viertelstunde bis zum Börsenschluss für seine Geschäfte nutzt.

    Der Trader an der Frankfurter Börse vom 3.11. 2011 als die Griechenlandkrise wieder einen Höhepunkt erreicht und er inmitten einer politischen Schaukelbörse seinen Job tut.

    Der Daytrader in der Londoner City in der Woche vom 8. bis 12. August 2011 als Moody’s eben die USA herabgestuft hatte und an den Börsen der Weltuntergang erwartet wird. Er absolviert die Woche mit gewohnter Coolness, fällt kurz darauf dennoch einer der großen Entlassungswellen im Finanzbereich zu Opfer.

    Börsenkurse werden im allgemeinen als Kurven dargestellt -die allerdings nur unvollkommen leisten was Musik, was Instrumente und Stimmen zu leisten vermögen: Emotionen zu kommunizieren. So entstand die Idee zu diesem Konzert, das den Sirenengesang der Märkte zu seinem Ausdruck bringen soll – mit Börsencharts als Partitur.

    Franz Koglmann zur Musik:

    Das Instrumentalensemble des Börsenkonzerts ist ungewöhnlich besetzt:

    Trompete in Bb (auch Flügelhorn)

    Violoncello

    Fagott (auch Kontrafagott)

    Schlagzeug (Drum Set)

    Dazu kommt (in der Minimalbesetzung) ein Sprecher/Schauspieler der auch bis zu einem gewissen Grad über gesangliche Fähigkeiten verfügen sollte. Die Musiker sollten ein gesteigertes Jazz- und Improvisationsverständnis mitbringen. Das betrifft auch die vorzüglich „klassischen“ Instrumente Cello und Fagott. Der Charakter der Musik ist als „jazzy“ zu bezeichnen. Die Musik ist partiell in konventioneller Notenschrift verfasst, teilweise ist sie zu improvisieren, zum Teil handelt es sich aber auch um „Koordinatenmusik“, bei der die herkömmlichen Notenzeilen durch die Koordinaten der Börsencharts ersetzt werden.

    In seiner derzeitigen Fassung enthält das Börsenkonzert 4 Zitate:

    „Money, money, money“ (ABBA)

    „The Times they are a-changin“ (Bob Dylan)

    „Pennsylvania 6-5000“ (Glenn Miller)

    „Blues All’Alba“ (von Giorgo Gaslini aus Michelangelo Antonionis Fim „La Notte“)

    Alles übrige ist von Franz Koglmann komponiert bzw frei zu improvisieren.


    1. Satz

    DIE LETZTE VIERTELSTUNDE

    TOKYO STOCK EXCHANGE 11/3/2011

    PARTITUR: Nikkei 225, 11/3/2011

    2. Satz

    EIN BÖRSENTAG

    BÖRSE FRANKFURT

    PARTITUR: DAX 3/11/2011

    3. Satz

    DAYTRADERS WEEK

    LONDON STOCK EXCHANGE

    PARTITUR: DAX 8–12/8/2011

    3.1.

    DON’T GO FOR A COFFEE / WHILE STARTING A FLASH CRASH

    4. Satz

    GAME OVER

    LONDON, CITY, 30.10.2012

    4.1.

    DAYTRADERS BLUES


    1. Satz

    DIE LETZTE VIERTELSTUNDE

    TOKYO STOCK EXCHANGE 11/3/2011

    PARTITUR: Nikkei 225, 11/3/2011

    PROLOG

    Der Chefstratege der Sumitomo Corporation

    sagte in einem Interview

    zu den  Vorfällen in Tokyo am 11. März 2011:

    Das Erdbeben begann um 14h45

    und bis zum Börsenschluss blieb noch eine Viertelstunde

    Unsere Trader hielten ihre Computer fest

    klammerten sich an die Tische  -und machten weiter.

    Sie nutzten die erwarteten Kursbewegungen

    kauften und verkauften

    taten ihren Job

    und machten ihren Schnitt.

    TRADER

    Musik: Erdbeben. tiefe, gerade noch hörbare Frequenzen,

    dann Rhythmus

    Die Erde bebt wieder unter Tokyo

    dieses Haus gilt als sicher…

    …doch jetzt wirds schlimmer als sonst

    im Büro lacht keiner mehr

    Kollegen hocken unter ihren Tischen

    Regale kippen um

    Mauerteile lösten sich

    Fuck! Meine Kaffeetasse ist umgefallen!

    Auf NHK die Nachricht:

    Erdbeben, Stärke 9 / nördlich von Tokyo.

    Tsunamiwarnung für die Küste von Fukushima

    Noch 15 Minuten / bis zum Börsenschluss!

    Diese Viertelstunde muss ich nutzen!

    auch wenn die Erde bebt.

    Mit einer Hand halt ich mich fest

    den ergonomischen Sessel

    wie einen wilden Büffel / über die Erdstöße reitend

    mit der andern Hand / bediene ich die Tasten.

    Wer hat Fabriken im Norden?

    Sony / Toyota / Honda / Nissan..

    Verkaufen!

    Welche Branchen leiden unter Erdbeben?

    Tokyo Electric Power? Toshiba Kraftwerke? Tepco?

    Verkaufen! Verkaufen!

     

    Nippon Steel? Hat Produktionsausfälle

    Verkaufen!

    Japan Railways? Zerstörte Infrastruktur.

    Verkaufen!

    Versicherungsaktien?

    Werden fallen. Verkaufen!

    Öl? Raffinerien zerstört, der Ölpreis sinkt.

    Verkaufen!

    Solarenergie?

    Verkaufen…. halt: Kaufen natürlich!

    Windkraft?

    Kaufen

     

    Und wer reibt sich nach Erdbeben die Hände

    in Vorfreude auf einen fetten Wiederaufbau?

    Welche Branche profitiert davon?

    Die Baubranche!

    So kaufe ich also / in den letzten Börsenminuten

    dieses denkwürdigen Freitags

    Aktien von Baufirmen

    soviel ich kriegen kann.

    Fukada?

    Kaufen!

    Ueki Corporation?

    Kaufen!

    Taiheiyo?

    Kaufen!

    Kajima?

    Kaufen! Kaufen!

     

    Closing Bell / Enter

    Geschafft!

    (break; die Closing Bell der NYSE wird gespielt)

    EPILOG

    (Musik spielt den steilen Fall des Nikkei 225)

    Rauch über der Stadt

    schief steht der Tower of Tokyo

    die Telefonnetze sind tot

    das Internet funktioniert noch

    NHK zeigt den Tsunami:

    Fahrzeuge auf der Flucht vor den Wassern

    ein Auto rast zu auf die anbrandende Flut

    die der Lenker noch nicht sieht

    Boote liegen kreuz & quer über Straßen

    Autos werden zu Haufen gespült

    mitten im Strudel / dutzende LKWs /  in auffälligem Gelb

    es geht doch nichts / über eine merkfähige / Corporate Colour

    ein Schiff wird gegen ein Haus gespült / bringt es zum Einsturz

    ein anderes läuft auf Grund

    -auf dem Dach einer Fabrikhalle

    Schiffe pflügen die Felder bei Fukushima

    die Flut wälzt sich hoch das Land 

    Häuser drängen die Straßen entlang

    Feuer schwimmen auf Wassern

    eine brennende Raffinerie

    Und was da vorbeitreibt ist ein Stadtviertel

    von dessen Dächern Menschen winken

    mit weißen Tüchern.

    Die Ästhetik der Fernsehberichte wird bestimmt

    von den Amateurvideos auf Youtube

    es gibt die ersten Clips vom Geschehen

    die gelten als Zeichen von Authentizität.

    Gut dass Freitagabend ist!

    Das erspart uns morgen die Börsenpanik.

    Und was zeigen jetzt die Indices?

    Kurssturz des Nikkei:

    minus 6% innerhalb von 5 Minuten

    Einbruch bei Energieversorgern, Autos, Elektronik

    gewonnen haben Solar- und Windenergie

    und natürlich -die Baubranche

    Nach jeder Katastrophe ein schöner Wiederaufbau

    Sagt ich’s doch

     

    Und jetzt ein Glas Champagner

    Auf den heutigen Schnitt

    LET’S TRADE THE WORLD

    Ladies and Gentlemen

    Yess!




     

    2. Satz

    EIN BÖRSENTAG

    BÖRSE FRANKFURT

    PARTITUR: DAX 3/11/2011

    9h

    Kann ein heißer Tag werden

    Die G20 tagen in Cannes

    Zugleich Ministerrat in Athen

    Krisensitzung

    Griechenland ist nicht eben vertrauensbildend

    das Referendum irritiert

    bei „Nein“ ist das Land bankrott

    die Hilfskredite sind vorerst mal eingefroren

    gibt Griechenland den Euro auf

    sind Italien und Spanien das nächste Ziel

    Der Euro steht schwächer als gestern

    darunter leidet der DAX

    als der Handel eröffnet.

    fällt er rapide

    Die Währungsunion könnte wanken

     

    Der ehrenwerte Mr. Paul Krugman

    unentwegter Prophet seines Gottes Keynes

    kennt natürlich das Rezept,

    mit dem die Krise –schwupps- verschwände:

    Einfach soviel Geld drucken wie gewünscht wird….

    Haha, wenns den nicht schon gäbe

    müssten wir Trader ihn für uns erfinden…

    Wo Keynes übrigens recht hat: In the long run we all are dead.

    Bob Dylans Song fällt mir ein:

    It will soon shake your windows and rattle your walls

    for the times they are a-changin’

    10h

    Gute Nachrichten aus Athen

    man rechnet mit dem Rücktritt von Papandreou

    damit wäre die Abstimmung vom Tisch

    Und das beflü-hügelt die Börsen

     

    Evangelos Venizelos beruhigt:

    Das Volk stimme nur übers Sparprogramm ab

    und nicht über den Verbleib beim Euro

    Ein Austritt der Griechen sei nicht zu erwarten

    Den Euro, den wollen sie behalten

    den Euro, den wollen sie behalten

     

    Merkl & Sarkozy haben ihren Job getan

    und Papandreou bearbeitet

    Der sagt jetzt das Referendum ab

    Der DAX steigt

     

    Es zeigt sich die Verflechtung / von Markt und Politik

    die Anleger reagieren / auf jedes Wort

    man sagt, die Politik tanzt nach der Pfeife der Märkte

    heute ist es umgekehrt

    Ha! Da beklagt man die Übermacht der USA an den Finanzmärkten

    dann kauft die Deutsche Börse die New York Stock Exchange

    und was macht Europa? Will das verhindern.

    1100

    Auch Berlusconi / werde zurücktreten / hört man aus Rom

    das macht die Börsen froh

    nach Irland, Portugal und Griechenland

    fällt jetzt also auch Italien

    Die Märkte stürzen Regierungen.

    und nicht die Opposition

    Der Markt hat immer recht!

    Die Kurse drehen ins Plus.

     

    Zeit, mal den Ratingagenturen zu danken

    die gern für ihre Botschaft gescholten werden

    den schuldenseligen Politikern wird jetzt langsam klar

    dass sie ihre Länder nicht ungestraft in die Pleite führen können

     

    Die G20 beschließen / Schattenbanken zu regeln

    vor allem / die Hedgefonds / ohne Lizenz.

    30 Banken gelten weltweit als systemrelevant

    die müssen ihr Eigenkapital erhöhen

    und ein Testament vorbereiten / für den Konkursfall

    auch Ratingagenturen sollen geregelt werden

    doch das wird noch dauern:

    die Politiker nutzen sie gern /  als bequeme Sündenböcke

    Und draußen die Typen von Occupy Frankfurt

    Ihre Human-microphone-Taktik wirkt  eher als Stille Post:

    Hat der jetzt gesagt: Meet the rich! oder: Greet the rich!

    Hat er gesagt: Gutes Leben statt Profit! oder: Gutes Leben und Prosit!

    1200

    Ein Gerücht geht um in Europa

    Mario Draghi, Chef der EZB

    werde gleich zu Beginn seiner Amtszeit

    die Zinsen senken

    um 25 Punkte

    die Devisenhändler rechnen schon damit

    Der Euro-Kurs steigt

    Der Markt entwickelt sich günstig

    Jetzt kaufen!

     

    Haha, die EZB spielt den DJ

    und die Börsen feiern Party…

    Nein, es geht schon  wieder bergab

    Keine Ahnung warum der Kurs sich verhält

    wie er sich eben verhält

    alles ist Psychologie

    Die Börsen wissen nicht wohin.

    Ist die Angst vor der Krise größer

    als die Angst Gewinne zu verpassen?

    Heute hat die Politik den Markt im Griff

    das griechische Drama /  raubt allen die Nerven

    der Erynnien Gesang

    begleitet eine politische Schaukelbörse

    volatiler / geht’s nimmer.

    A million… a billion… Its easy to get lost in the zeros

    Die Karikaturen in der Herald Tribune sind die besten:

    Occupyler zum Kapitalisten: Wir haben genug!

    Kapitalist zum Occupyler: Wir auch.

    Warum können übrigens Banker auch an Revolutionstagen

    ungestört um 7h früh ins Büro fahren?

    Weil die Revolutionäre immer bis wenigstens 11h pennen müssen.

    1300

    BBC meldet den Rücktritt Papandreous

    ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone

    sei jetzt kein Tabu mehr

    die Anleger fassen Mut.

    jetzt schnell reagieren!

    der DAX steigt über 6000 Punkte.

    werde mal kurz long gehen!

    Und draußen skandieren die Occupyler:

    Tax the Rich! Tax the rich!

     

    Na gut. Schon besser als Eat the rich!

    Wahrscheinlich bekömmlicher

    Occupyler an Kapitalisten: Wir zahlen nicht für eure Krise

    Kapitalist an Occupyler: Das könnt ihr sowieso nicht.

    1400

    Es wurde bestätigt:

    Die EZB senkt die Zinsen / im Euro-Land

    um ein Viertelprozent

    Signal, dass Mario Draghi

    als Retter des Euro

    in die Geschichte eingehen will.

    Ein Signal aber auch:

    die Krise ist ernster als angenommen.

    Und jetzt heißt es:

    Rücktritt Papandreous wieder abgesagt

    Der DAX sackt wieder ab auf 6000 Punkte.

    Die Berg- und Talfahrt geht weiter

     

    Bis jetzt galt die Regel:

    Politische Börsen haben kurze Beine

    seit der Schuldenkrise in Europa

    spielt Politik aber die tragende Rolle.

    Und draußen skandieren die Occupyler:

    Make Jobs, not War! Make Jobs not war!

    Klang früher schon smarter, da hieß das noch: Make Love, not war!

    Karikatur in der Herald Tribune:

    Penner zum Banker: Ich lebe von Staatsknete. Du auch?

    Banker zum Penner: Ich geb dem Staat bloß die Kredite dafür.

    1500

    Das griechische Fernsehen meldet:

    Papandreou werde nun doch

    einer neuen Regierung zustimmen,

    unter Beteiligung der Opposition

    unklar ist noch, ob unter seiner Führung

    Das Signal für die Anleger ist klar:

    Mit der Opposition im Boot

    wird das Referendum nicht stattfinden.

    Sofort reagieren die Märkte

    der Dax springt nach oben.

    6.200 Punkte!

    Von nun an gehts bergauf.

    ein Kursfeuerwerk bricht los.

    ich warte ab

    Was die Masse macht ist immer falsch.

    Und ich brauch heut noch einen Haircut

    hoffentlich bricht deswegen / nicht gleich eine Bank zusammen.

    Und draußen rumoren wieder die Occupyler

    wenn die wüssten: Mit einem Hack des High Frequency Trades

    wäre das Finanzsystem binnen Minuten auszuhebeln.

    Empfehle dazu bloß ein Studium der Mathematik in Harvard

    oder wenigstens der Economics an der LSE

    1600

    Ein turbulenter Börsentag mit gutem Ausgang:

    plus 2,8 Prozent!

    Positiv stimmten

    die Leitzinssenkung der EZB

    die Absage des Referendums in Athen

    auch die Aussicht auf Berlusconis Rücktritt

    hob deutlich die Laune

    Es lebe das Swingtrading

    nein, ist nichts Erotisches

    jede Kursbewegung besteht aus einzelnen Swings

    die man nutzen kann

     

    Doch die Volatilität ist hoch wie nie

    diese Schwankungen machen mich ratlos

    sie lassen sich rational /nicht nachvollziehen

     

    Eine Episode letztlich im Lauf der Eurokalypse

    Jetzt runter in die Fressgass

    aufs beste Steak in Frankfurt

    bevor die Nachtschicht beginnt.


    3. Satz

    DAYTRADERS WEEK

    LONDON STOCK EXCHANGE

    PARTITUR: DAX 8–12/8/2011

    Montag: Enttäuschung

    Wird ein heißer Tag werden

    hab schon Order platziert.

    Sonntag nachts noch auf Asiens Börsen

    Moody’s hat eben / die USA herabgestuft

    die Wallstreet ist nervös

    man fürchtet die Rezession

    und geht über in den Krisenmodus

    die Politik versucht / die Märkte zu beruhigen

    die EZB kauft Staatsanleihen

    doch das genügt uns nicht

    Sorry, we don’t buy / this rescue plan

    wir wollen die Eurobonds!

    Ich rechne, dass die Kurse fallen

    die Frage ist nur, wie viel?

    als Daytrader ist es mir egal

    ob die Kurse steigen oder fallen.

    in beide Richtungen lässt sich verdienen.

    (Opening Bell der NYSE wird  eingespielt)

     

    Opening Bell /Alles hält den Atem an:

    Der Kurssturz bleibt aus!

    Der DAX bewegt sich kaum nach unten.

    Die Welt geht doch nicht unter

    Keine Panikverkäufe. Kein Kursfiasko

    Nervosität / doch nicht Hysterie

    leichte Beruhigung sogar / bei hoher Volatilität

    werde mich heute zurückhalten

    und aus der zweiten Reihe zusehen

    falls es doch noch zum großen Ausverkauf kommt

    verkaufe Gold: Cash is king.

    Wird der Weltuntergang erwartet

    tritt er bestimmt nicht ein.

     

    Der Tag war eine Enttäuschung

    für alle  / die auf ein Gemetzel gesetzt hatten.

    Die Kurse fielen weniger als erwartet

    und ich hab weniger verdient als erwartet

    und jetzt steht mir noch die Nacht bevor.
    Ginge ich schon um 22h nach Hause
    fragten die Kollegen wieder
    ob ich hier etwa nur halbtags arbeite.

    Money never sleeps!

    Ich brauch Kaffee bitte!

    DIENSTAG / PANIK

    Eine blutrote Nacht

    gegen Morgen wurden alle panisch

    Fear and loathing an der Wallstreet

     

    Habe viel Geld verloren

    in 2 Stunden war  alles vernichtet

    was ich in Wochen verdient hatte
    Es geht immer schneller runter als rauf

    Panikattacken in Europa / Schock in den USA

    Kursgemetzel überall

    die Alarmglocken schrillen

    die Dämme brechen

    die Leute spielen verrückt

    eine Nervenschlacht

    Hysterie in Hochgeschwindigkeit

    die Kurse fallen und ich denke, das muss bald aufhören

    aber es geht immer weiter

    der Dow verliert 500 Punkte

    Blutbad, Crash, Market meltdown

    Endzeitstimmung

    Das Tor zur Hölle ist auf

    geht die Welt jetzt bankrott?

    Ein Kurssturz den die Fakten aber nicht rechtfertigen:

    genau genommen ist ja nichts passiert

    die Anleger verloren bloß die Nerven

    im irrationalen Überschwang

    Mein Schuhputzer ist da? Soll nur reinkommen

    der Weltuntergang ist leichter zu ertragen

    in gut polierten Schuhen

    und ich habe dabei die Screens im Blick

    Die Börse funktioniert einfach:

    Ist die Gier größer als die Angst, geht’s nach oben

    ist die Angst größer als die Gier geht’s nach unten

    Lloyd Blankfein von Goldman Sachs sagt, Banker täten Gottes Werk

    Na gut, aber was machen dann bitte die atheistischen Banker?

    oder die Jungs vom Islamic Banking?

    oder Fernando Pessoas anarchistischer Banker?

    Ich trade im Moment nur kurzfristig

    ob Gott oder nicht

    will auch die kurzen Runs nutzen

    Hin und Her macht Taschen leer sagt man allerdings

    Ich kann auch nicht mithalten

    mit dem high frequency trading / der Computer

    das schneller abschöpft als ich denken kann

    Bin dafür, das zu regulieren

    die Mindesthaltezeit für Positionen sollte per Gesetz

    erhöht werden -auf  wenigstens 1 Sekunde

    Vor der Nachtschicht geh ich mal runter

    brauch  jetzt einen Drink.

    MITTWOCH / NERVOSITÄT

    Zuerst Aufatmen

    Kursfeuerwerk  

    zwischendurch heißkalte Wechselduschen

    dann setzt sich die Talfahrt fort

    mit unverminderter Geschwindigkeit

     

    Auf den Schirmen das Blutrot fallender Kurse

    Angst treibt das Gold / auf 1900 Dollar.

    die EZB stemmt sich gegen die Krise

    kauft vergiftete Anleihen von Schuldnerstaaten

    langsam legen sich die Panikattacken

    Die Börse ist eine Herdenveranstaltung:

    auf  ein Signal hin stürmt die Meute los

    gesteuert von Angst oder Gier

    Der Tag war schmerzfrei für mich

    investierte in Realwerte

    kaufte Edelmetall und Aktien

    die in der Rezession zwar verlieren

    sicherte mich aber ab / mit Verkaufsoptionen

    so verliere ich nichts und bekomme noch Geld

    mit dem ich billig nachkaufe.

    kaufte auch Rohstoffe

    an denen man verdient / wenn die Wirtschaft boomt

    und es zur Knappheit kommt

    an denen man aber auch verdient / wenn’s bergab geht

    weil die Regierungen dann Geld drucken

    und die Anleger in Sachwerte investieren

    aus Angst vor Inflation

    Als Daytrader muss man aggressiv sein und gelassen zugleich

     

    Hmm, die City wird 3000 Leute abbauen,

    Wallstreet stellt 9000 neu ein.

    muss mal meine Standortfrage überdenken

    Genug für heute!

    So, und jetzt runter auf ein Steak ins Gouchos!

    nein, lieber ins Hawksmoor

    dort gibt’s jetzt die besten Steaks von London

    DONNERSTAG / BERUHIGUNG

    Was soll denn das!

    Der DAX startet im Plus!

    Und wann beginnt bitte der tägliche Absturz?

    Die Panikanleger sind wohl noch nicht munter

    Die Kurse wollen sich erholen

    doch die Schuldenstaaten vermiesen weiter / allen die Laune

    wieder Herzflimmern und nervöses Zucken

     

    Die Märkte werden immer schneller

    auf  Information / reagiert man / just in time

    Die Meldungen der Agenturen kenne ich

    ehe sie auf dem Bildschirm erscheinen.

    bin online mit Analysten

    überall in der Welt

    Computer kaufen indessen /einander rauf und runter

    Die Trader haben einen sicheren Weg gefunden

    die Zukunft vorherzusagen: Sie gestalten sie sich selbst

    Der DAX ist weiter auf Berg- und Talfahrt

    und kurz vor Schluss geht ihm die Puste aus

    Psychologie! Anders ist das nicht zu erklären

    Es gilt nicht mehr: Buy low, sell high

    Es gilt: Buy low, dont sell high

    Irgendwann wird man bemerken:

    die Unternehmen verdienen ja  immer noch Geld

    Der Friseur wartet? Gut. Soll reinkommen.

    Verluste tragen sich leichter, mit einem frischen Haircut

    Ist doch wieder ganz gut gelaufen

    Hab heute 200 Order eingegeben

    und jeden Future nach einer Minute verkauft.

    war bullisch auf Rohstoffe und Edelmetalle

    hab gewonnen mit Anleihen, Goldaktien und Schweizer Franken

    mich mit CDS abgesichert

    die Verluste vom Montag sind wettgemacht

    The trend is your friend! The trend is your friend!

    Ah, Donnerstag Abend!

    Runter in den Pub / zum üblichen Umtrunk unter Kollegen

    Die Börsen der Welt sind letztlich / eine globale Gerüchteküche.

    FREITAG / ERHOLUNG

    Nach einer Woche des Grauens

    sind die Börsen wieder gut gelaunt

    Launische Diven, diese Börsen!

    Doch der Bullenmarkt ist am Ende

    ein Bärenmarkt hat begonnen

    Take your money and run

     

    Die Börsen gehen freundlich ins Wochenende

    Jetzt auf Bullenfallen achten:

    kurzfristiger Anstieg, der zum Einstieg verlockt

    Wer die entscheidende Viertelstunde der letzten Tage versäumt hat

    hat alles versäumt.

    Was für eine Woche:

    USA verlieren ihr Triple A

    Banken leihen einander kein Geld mehr

    die Anleger spielen verrückt.

    Doch die Panikattacken sind abgeklungen

    man möge doch bitte beim nächsten Mal

    gleich dämpfende Drogen verteilen

    Und Europa rückt zusammen!

    Lasst uns hier mal ausdrücklich den sog. „Märkten“ danken!

    Für ihre Verdienste um die europäische Einigung.

    Das hätte die Politik in Jahrzehnten nicht geschafft.

    Heuer werden unsere Boni gekürzt.

    auf maximal 100.000 Pfund.

    Mit dem Grundgehalt von 300.000 komm ich in London nicht weit.

    Werde wohl sparen müssen. Aber wo?

    Lebe ohnehin auf nur 600 Quadratmetern

    Die Oldtimersammlung abstoßen?

    Meine Tochter aus der Privatschule nehmen?

    Die Mitgliedschaft im Yachtclub kündigen?

    Na gut, aufs Golfen kann ich verzichten

    Und auf den Skiurlaub in den Alpen auch.

    Leergeschäfte werden jetzt in einigen Ländern verboten

    Spiele das also künftig über Hongkong und Shanghai

    Man hat uns Gier unterstellt.

    Doch  wir tun nur, was erlaubt ist

    aber wir tun alles, was erlaubt ist

    das ist unser Job:

    Gesetz der Grenzmoral

    Säumig sind jene / die gewählt sind / zu normieren/ w a s erlaubt ist.

     

    Indessen bleibt mir nur: Um meine Boni zu sichern

    muss auch ich tun was meine skrupellosesten Kollegen tun

    Jetzt ab ins Weekend!

    In St. Katharine Docks an der Tower Bridge

    wartet auf den Daytrader / sein Daycruiser

    Sunseeker / 30 Fuß / 2 mal 300 PS

    Will damit die Themse runter / zum Weekend nach Brighton

    Work Hard. Play hard

    Nach der Krise ist vor dem Aufschwung….

    (singt)

    Let’s swing the party




     

    3.1

    DON’T GO FOR A COFFEE

    WHILE STARTING A FLASH CRASH

    Let’s swing the party / Lets swing down the Themse

    Lets swing over to Brigthon

    But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

    Buy low, sell high / or your money says good bye

    Buy when the cannons roar

    But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

    A million, a billion / Its easy / to get lost in the zeros

    A million, a billion / let’s try to keep up with the heros

    Let’s swing London city / Lets swing the new trends

    Let’s swing the whole market

    But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

    Lets swing friday evening / Lets swing the whole weekend

    Lets swing till monday morning

    But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

    Buy low, sell high / or your money says good bye

    Buy when the cannons roar

    But don’t go for a coffee /while starting a flash crash

    Lets’s trade our plan / but get out when in doubt

    everything is allowed

    but don’t follow the crowd, don’t follow the crowd

    Let’s swing the party / Lets swing down the Themse

    Lets swing over to Brigthon

    But no Coffee To Go / while making your show




     

    4. Satz

    GAME OVER

    LONDON-CITY, 30.10.2012

    KÜNDIGUNG

    Vorhin kam der Anruf: ich soll ins Büro des Chefs kommen

    entweder geht’s um meinen Bonus

    oder um meine Entlassung, dachte ich

    In der City fürchten alle mal wieder um ihre Jobs

    Tausende wurden schon gefeuert

    Gehört zum Geschäft: Hire and fire

    Doch diesmal geht’s nicht nur um die kleinen Angestellten

    es geht um uns, die Golden Boys

    die Zauberer, die Milliarden kontrollieren

    die masters of the universe

    Aber ich hab schon etliche Entlassungswellen überlebt

    machte mir also auch diesmal keine Sorgen

    man schlachtet ja nicht die Gans

    die goldene Eier legt.

    Ha! Diesmal gings tatsächlich um meine Entlassung.

    Mein Job sei gestrichen worden erklärte man

    ich solle es nicht persönlich nehmen

    es gehe nicht um mich sondern um das wofür ich arbeite

    das Investmentbanking werde redimensioniert.

    es  bringe nicht mehr die Einnahmen wie einst

    Derivate werden weniger gekauft

    Eigengeschäfte wurden uns verboten

    es gibt weniger Börsengänge und weniger Fusionen

    es betreffe die Emerging Markets

    ebenso wie den Bondhandel

    auch andere Abteilungen werden verschlankt

    das Geschäft schrumpfe auf ein gesundes Maß

    die Banken müssten wieder zu ihrem Kampfgewicht abspecken

    kurz: meine Abteilung werde aufgelöst.

    (er lockert seine dezent gemusterte Krawatte von Brioni und beginnt, seine privaten Sachen in einen Karton zu werfen. Laptop; Ladegeräte, Fotos, Rasierapparat, Schuhputzzeug, „Tombstones“)

    Tja, ich bin wirklich raus

    die Party ist vorüber

    mein Blackberry wird abgeschaltet

    mein Sicherheitschip ist schon deaktiviert

    den Schlüssel zum Dienstwagen musste ich abgeben

    Gut, man wird nicht Investmentbanker weil man Sicherheit erwartet man weiß: der Job ist ein Schleudersitz.

    THE SHIP

    Bin dann erst mal runter in den Pub

    „The Ship“ im Talbot Court

    wo schon im 17 Jahrhundert

    Dockarbeiter  und Deckhands ihr Bier tranken

    nach dem Entladen der Schiffe

    von den St. Katherine Docks

    The Ship öffnet früh, Banker sind meist früh im Büro

    und brauchen ihren ersten Coffee to go

    diesmal hatten sich schon Dutzende Kollegen eingefunden

    mit ihren Kartons unterm Arm

    um ihren Frust runterzuspülen

    weil sie nicht mehr in die Bank durften

    jeder neue wurde mit großem Hallo begrüßt

    Hi! Du auch!?

    (obenauf in den Karton stellt er eine Topfpflanze, sagt wie zur Entschuldigung dass er sich mit sowas Trivialem abgibt)

    War mal ein Geschenk!

    Die meisten hat man heute gar nicht mehr in die Büros gelassen

    wurden von Personalisten am Eingang abgefangen

    die ihnen einen Brief in die Hand drückten

    und die Schlüssel abnahmen.

    man wollte vermeiden, dass sensible Daten die Bank verlassen

    Kundenkonten zum Beispiel für neugierige Finanzämter

    Sie mussten dann ihre Kollegen anrufen

    damit die ihnen die persönlichen Sachen runterbringen

    Höre, die UBS streicht 10.000 Jobs

    die Citigroup 11.000

    Bank of America und HSBC bauen 30.000 ab

    erst glaubte man an das übliche Spiel:

    eine Welle die vorübergeht wie alle andern

    doch langsam wird allen klar: Dieses Mal ist es anders

    die Finanzbranche macht ihre Katharsis durch

    die fetten Jahre sind vorüber

    Ha, bin nur neugierig, wer all die neuen Trading Floors besiedeln soll in den State-of-the-Art-Glastürmen der Canary Wharf!

    5 Jahre habe ich also für dieses Haus gearbeitet

    schon als Student der LSI

    hier im Sommer praktiziert

    bin als Jahrgangsbester eingeladen worden

    musste mich nicht erst bewerben

    bin rasch aufgestiegen

    war ja ein Superjob

    internationale Reisen

    gut dotiert, 300.000 fix, dazu die Boni

    und ein Spesenkonto

    Wird schwierig sein, dorthin zurück zu kommen

    ich fang wieder von ganz unten an

    wer hoch steigt kann tief fallen,

    oder für meine Freunde die Wienerisch verstehen:

    Wärst ned auffigstiegn, wärst ned owigfolln.

    Kürzlich ist ein Banker vom Dach des Coq d’Argent gesprungen, durchs Glasdach mitten hinein ins Atrium

    es war sein Lieblingsrestaurant

    weiß nicht ob er auch auf seinen Lieblingstisch gelandet ist

    Derivate waren der Treibstoff der Finanzkrise

    die Krise ist vorbei und vorbei ist auch das große Geschäft

    aber ich brächte schon noch die Millionen

    doch in Wahrheit werden wir für Basel III geopfert

    man bucht die kommenden Bankregulierungen ein

    es wird mehr Eigenkapital gefordert

    und das kommt teuer

    weshalb man lieber das Geschäft zurückfährt

    Vor der Krise brachten wir die höchsten Profite

    wir waren die Stars

    jetzt stürzt man uns von den Sockeln

    Eigentlich sind ja Banker die wahren Marxisten: haben die einzige Industrie verwirklicht, in der die Arbeit das Kapital ausbeutet

    und nicht umgekehrt

    Naja, die Zeitungleser wirds freuen,

    dass es jetzt auch mal uns erwischt

    zugegeben, erfolgreiche Trader sind manchmal etwas arrogant

    aber das Recht auf Arroganz ist hart erworben

    jetzt aber ist Demut angesagt

    Dabei war die Idee mit den Derivaten nicht falsch.

    das Ausfallsrisiko sollte nicht eine einzelne Bank treffen

    sondern auf viele verteilt werden

    Das Problem war nicht die Theorie

    das Problem waren die Menschen.

    Haha, die Occupyler haben von uns gelernt

    „Strike Dept“ ist der neue Slogan

    kaufen mit Spendengeldern abgewertete Schuldnerpapiere

    und erlassen den Schuldner dann ihre Schuld.

    Erinnert an „Herr, vergib uns unsere Schuld

    wie auch wir vergeben unseren Schuldnern“

    Der erste Versuch mit Krankenhausschulden

    von New Yorker Haushalten ist geglückt.

    bei einem Preis von 5 Cent für 1 Dollar.

    Funktioniert natürlich nur am Anfang

    dann ziehen sofort die Preise an

    und mit Spenden kommt man nicht mehr weit

    intelligenter Versuch immerhin

    ausgeheckt natürlich von einem Börsentrader

    der mit Occupy sympathisiert.

    TAYYABS

    Hab übrigens sofort meine Headhunterin angerufen

    und ihr meine Bewerbungsunterlagen gemailt

    die ich selbstverständlich immer bereit halte, perfekt upgedated

    seit der Finanzkrise habe sie 80% ihres Geschäfts verloren

    sagt sie, und diese Jobs kämen nicht wieder.

    Hab mich mit ihr im Tayyabs verabredet

    ein gerade angesagtes pakistanisches Restaurant

    im Osten der Stadt, an der Whitechaple Road

    sieht von außen mehr aus wie eine Imbissbude

    als ein Restaurant für Cityboys

    davor aber immer eine Warteschlange

    von Anzugträgern und Kostümträgerinnen

    an denen man mich aber immer vorbeiwinkt

    weil man mich dort kennt.

    Bis jetzt zumindest.

    Sie habe hunderte Bewerber auf ihrer Liste

    sagte die Headhunterin, immer wieder rufen Banker an

    aber es gibt keine Angebote für sie

    und für andere Berufe seien die nicht vermittelbar

    wegen ihrer hohen Gehaltsvorstellungen

    für die meisten bestünde derzeit keine Chance

    im Finanzbereich wieder unterzukommen

    sie müssten sich neu orientieren

    jedenfalls ihre Ansprüche stark zurückschrauben

    they never come back, sagt sie

    nur den Besten könne sie noch Hoffnung machen

    ja, nur für die Besten sei noch Bedarf.

    (er grinst)

    Na also!

    So, und jetzt kultiviere ich erst mal meinen Biogemüsegarten

    in der Hackney Cityfarm, im Osten der Stadt Richtung Canary Wharf dort werden jetzt Äcker verpachtet.

    oder ich geh auf die Caymans und arbeite dort mit eigenem Geld

    Inzwischen –let’s party the Blues…

    (singt den Blues)

     

     

    DAYTRADERS BLUES

    Let’s party the Blues, man / let’s party the Blues

    closing bell has rung, man / let’s party the blues

    showtime is over / so come on / let’s start party the blues

    I am a goodmood trader the day

    and a goodmood dancer the night

    I am a pretty good goodmood trader the day

    and a damn goodmood dancer every night

    work hard, party hard and the trend / will be your friend

    Finance romances the day / finance romances the night

    romances that are going  on with the sun round the world

    a romance that will start here at every bright night

    Money never sleeps / Love ever creeps

    Finance is my romance all the time

    Let’s trade the world, man / let’s trade the world

    when the bell starts the morning session

    we are going to trade the whole wide world

    opening bell has rung at dawn / good morning markets

    now come on, move again, come on

    When money is in the line / I couldn’t tell you the time

    When money is in the line / I’m not able to tell you the time

    Let profits run / till the job is done /

    than take your money and run

    ENDE

    Biografische Anmerkung:

    Alfred Zellinger war während seiner, wie er es nennt, „40 Jahre im Auge des Kapitalismus“ für Konzerne wie Unilever, Procter & Gamble und Philips tätig, dann mehr als 20 Jahre lang Bankdirektor, zuletzt CEO von Bösendorfer.

    (Wortspende mit freundlicher Genehmigung von Alfred Zellinger; Schriftsteller, Künstler und Kulturmanager- https://www.facebook.com/alfred.zellinger. Mehr von Alfred Zellinger HIER bzw. unter http://alfredzellinger.wordpress.com/ )



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